Filme ohne Farbe: GOLDRAUSCH (1925) von Charlie Chaplin

Charlie Chaplin selbst meinte einmal, dass seine 1925er Komödie Goldrausch der Film sei, für den er am liebsten in Erinnerung behalten werden würde. Auch wenn man aus heutiger Sicht argumentieren mag, ob nicht vielleicht Moderne Zeiten oder Der große Diktator diesem Wunsch eher gerecht werden, haben wir doch zumindest die Szene im Kopf behalten, in der Chaplin Gabeln in zwei Brötchen sticht und einen kleinen Varieté-Tanz mit ihnen vorführt. Und das nachdem er die längste Zeit des Films schrecklichen Hunger leiden musste.

Denn Charlie Chaplin ist ein einsamer Goldgräber am Klondike, wo er sich während eines fürchterlichen Schneesturms in eine Holzhütte retten kann, in der er allerdings auf den gesuchten Gauner Black Larsen (Tom Murray) stößt. Aber Chaplin bekommt Unterstützung durch Big Jim (Mack Swain), ein weiterer Schürfer, der sich hierher verirrt, aber zuvor schon eine beachtliche Menge Gold gefunden und versteckt hat. Die drei erleiden Hungersnot, nachdem der Sturm nicht aufzuhören droht und es beginnt ein wahrer Überlebenskampf.

Filme ohne Farbe: GOLDRAUSCH (1925) von Charlie Chaplin

Goldrausch

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Charlie Chaplin mit dem Gauner Black Larsen (Tom Murray) und dem Goldgräber Big Jim (Mack Swain).

Wo Quentin Tarantino in der Moderne mit The Hateful Eight einen eisigen und brutalen Thriller in einer eingeschneiten Hütte inszeniert hat, schafft es Charlie Chaplin in einem ähnlichen Setting seine Slapstick glaubhaft und unterhaltsam zu platzieren und ganz nebenbei einige traurige Untertöne einfließen zu lassen.

So ist es allein schon amüsant den Darsteller, Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten in seinem klassischen Tramp-Outfit durch einen Schneesturm stapfen zu sehen. Hier dann wirklich einmal wie ein Pinguin, der durch eine Eiswüste watschelt. Mit Hütchen und Stöckchen trifft er auf den erfolgreichen Goldgräber Big Jim und den Gauner Black Larsen und gemeinsam entfachen sie ein “Drei Männer und ein Schneesturm”-Miteinander.

Dabei gerät vor allem der Kampf ums Essen in den Fokus. Chaplin versteht es in unterschiedlichsten Situationen hieraus die Komödie zu schöpfen, obgleich er mit aufgemalten Augenringen auch zeigt, dass seine Figur dem Tod immer näher kommt. In einer ausgiebig zelebrierten Szene kocht er zuerst seinen eigenen Schuh, um ihn dann irgendwie in drei gerechte Teile zu zerschneiden, wobei die Schnürsenkel wie Spaghetti verwendet werden und die Sohle wie ein großes, zähes Stück Fleisch.

Nachdem sich sein Hütten-Genosse den Tramp als gigantisches Huhn vorstellt und ihn droht zu verspeisen, wird Chaplin sogleich noch von Schlaflosigkeit geplagt. Er muss nicht nur den Hunger ertragen, sondern auch in Dauer-Wach-Stellung gehen, um nicht selbst zur nächsten Mahlzeit zu werden. Zwar mag dies überaus lustig inszeniert sein, aber ein Filmemacher wie Chaplin weiß auch um den doppelten Boden Bescheid, den Komödie und Drama ihm bieten.

Ebenso tragisch-traurig erscheint es, wenn er später in einer Tanzhalle am Klondike steht, wo er uns den Rücken zudreht während er selbst auf das amüsierte Treiben blickt. So „bunt“ und heiter die Szenerie vor ihm zu sein scheint, Charlie Chaplin der Filmemacher spaltet seine Figur von dieser Meute ab und bleibt alleine im Vordergrund stehen.

Filme ohne Farbe: GOLDRAUSCH (1925) von Charlie Chaplin

Goldrausch

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Charlie Chaplins einsamer Goldgräber.

Sein einsamer Goldgräber bleibt also auch einsam. Eine Frau – Georgia Hale – will sich zwar mit ihm treffen, aber nur weil sie sich die armseligste Kreatur in diesem Etablissement auserkoren hat. Später träumt Chaplin lediglich davon, diese Dame zum Dinner in die Hütte einladen zu dürfen.

Es sollte angemerkt werden, dass es zwei Fassungen dieses großartigen Films gibt. Die Ur-1925er Stummfilm-Version sowie eine im Jahre 1942 erschienene Fassung, bei der Chaplin höchstpersönlich die Zwischen-Titelkarten entfernt und sich durch eine Erzählstimme aus dem Off auf die Generation “Talkies” eingelassen hat. Er selbst hat hierfür denn auch den Film mit Musik unterlegt und durch einige Veränderungen in der Narration die Story noch etwas gestrafft.

Goldrausch darf gerne als das unterschätzte Meisterwerk der großen, erinnerungswürdigen Werke Charlie Chaplins bezeichnet werden. Auch wenn Moderne Zeiten und Der große Diktator ganz viel Gesellschaftssatire enthalten, so ist doch auch Goldrausch ein gelungener Kommentar auf Einsamkeit und Überheblichkeit, ein trauriges Drama über die Grausamkeiten der Natur, gekonnt verpackt in einer wunderbaren Komödie.


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