Filme ohne Farbe: „Frankenstein Junior“ (1974) von Mel Brooks

In 1995 zeigte uns Mel Brooks noch einmal, dass er ein Fan der klassischen Monster Movies aus dem Hause Universal Pictures ist. Damals inszenierte er Leslie Nielsen als blutsaugenden Vampir in Dracula – Tot aber glücklich. Bereits 1974 arbeitete er mit Gene Wilder (Frühling für Hitler, Der wilde wilde Westen, Charlie und die Schokoladenfabrik) für zusammen, einem weiteren grandiosen Komik-Talent, das sich von Brooks immer wieder zu seinen besten Performances treiben ließ, so auch in Frankenstein Junior

Brooks ist ein Mann, der mit seinen Filmen nicht nur lustig sein möchte, sondern immer subversiv-aggressiv dafür sorgt, dass wir über Dinge lachen, über die es sich nicht ziemt amüsiert zu sein. Man denke nur an Frühling für Hitler, wenn eine Adolf-Persiflage in transsexueller Version auf einer Musical-Bühne tanzt. Es soll das schrecklichste aller Musicals werden, damit eine gut geplante Betrügerei gelingen kann, entwickelt sich aber zum wahren Erfolg, weil Brooks es versteht, worüber seine Filmfiguren – aber auch wir – gerne lachen möchten.

In Frankenstein Junior übernimmt Wilder die Rolle des jungen Victor Frankenstein, dem Enkel des Wissenschaftlers, der einst sein Flicken-Monster zum leben erweckte. Er hält seinen eigenen Großvater für einen Spinner, entdeckt bei einer Reise in die Heimat aber dessen Buch “Wie es mir gelang” und lässt sich verführen, das Experiment nachzustellen und seine eigene Kreatur (Peter Boyle) zu erschaffen.

Dabei steht ihm der treue Hausdiener Igor (Marty Feldman) zur Seite, dessen Großvater wiederum einst dem wahren Dr. Frankenstein gedient hat. Er lässt sich auf allen Schabernack ein, auch ein paar Grabräubereien und ein Ausflug zu einem Aufbewahrungslager für alte Gehirne schrecken ihn nicht ab.

Filme ohne Farbe: „Frankenstein Junior“ (1974) von Mel Brooks

Frankenstein Junior

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Gene Wilder als Victor Frankenstein Junior und sein treuer Diener Igor (Marty Feldman)

Am eindrucksvollsten ist aber das alte Labor mit seiner eisernen Liege, auf der das Monster zum Leben erweckt werden soll. Mel Brooks ist es gelungen, das Original-Labor aus James Whales 1931er Klassiker zu mieten und dort Gene Wilder, Marty Feldman und Peter Boyle Amok laufen zu lassen. Hier dürfen sie wie kleine Kinder mit Elektrizität spielen (nicht dass kleine Kinder das wirklich “dürften”) und Hochspannungs-Warnungen ignorieren, gefährlich aussehende Plattformen gen Himmel fahren und auf die Naturgewalt der Blitze warten um deren Kraft für ihre Pseudo-Wissenschaft zu nutzen.

In all dem Horror und Wahnsinn liegt es vor allem in den Händen von Wilder und Feldman, dem Film ihren ganz eigenen Humor einzuverleiben. Aber auch das Drehbuch selbst – von Gene Wilder und Mel Brooks als Gemeinschaftsarbeit geschrieben – hält einige wunderbare Worte parat, die allerdings nur so durchsetzungsstark sind, da sind von den Darstellern so wunderbar trocken und ernst rüber gebracht werden.

Wenn also Gene Wilder uns davon überzeugt, dass er nicht “Frankenstein” sondern “Frankensteen” heißt und wir es ebenso mit einem “Eigor” statt mit einem “Igor” zu tun haben, dann könnte das Humor aus der untersten Schublade der Banalitäten sein, aber unter Wilder und Feldman wird uns dennoch ein Lächeln – vielleicht gar ein Lachen – entlockt.

Filme ohne Farbe: „Frankenstein Junior“ (1974) von Mel Brooks

Frankenstein Junior

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Gene Wilder will das Monster im klassischen Labor des 1931er Original-Films erwecken.

Und weil Mel Brooks immer auch ein bisschen Musical in sich hat (erneut: Frühling für Hitler) gibt es dann auch eine kleine musikalische Performance von Frankenstein und seinem Monster. Das wirkt ruhig und liebevoll, aber auch hysterisch-komisch. Das ist vielleicht die beste Beschreibung für das Talent eines Gene Wilders.

Hier sucht man den Vergleich mit Peter Sellers’ Dr. Strangelove. Aber wo Sellers die komische Hysterie als Werkzeug in seinem Humor-Arsenal hervorholt, wirkt Gene Wilder von Natur aus hysterisch-komisch, als gehöre diese Eigenschaft nicht zu seinen Filmfiguren, sondern zu dem Schauspieler selbst.

Ebenso wie im 1931er Original trifft die Kreatur auch in Frankenstein Junior auf den einsamen Blinden im Wald, der hier nun von Gene Hackman (Lex Luthor in den Richard Donner Superman-Filmen) gespielt wird. Hackman beweist sich als starker Performer, der hier das Monster in Angst und Schrecken versetzen darf und damit seinen Komik-Kollegen in Sachen Witz in nichts nachsteht.

Gedreht in schwarzweiß, damit noch mehr das Feeling der alten Zeiten aufkommt, gelingt es mit Frankenstein Junior in 1974 tatsächlich, die Atmosphäre weitaus früherer Zeiten wieder auferstehen zu lassen. Auch die Opening Credits und Szenenübergänge wurden so gestaltet, dass wir uns in die frühen 30er Jahre zurückversetzt fühlen. Davon profitiert der Film, der neben dem Original Frankenstein auch gleich noch Frankensteins Braut zitiert und für sich genommen eine äußerst starke Horrorkomödie geworden ist.


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