Filme ohne Farbe: „Dracula“ (1931) mit Bela Lugosi

Wenn Bela Lugosi in seiner Rolle als Vampir Graf Dracula still und stumm in die Kamera blickt, seine Augenbraue leicht hochzieht, die Augen mit einem Licht aus der Produktion erhellt werden, dann fühlt man sich auch als Zuschauer unweigerlich in seinen Bann gezogen. Er hypnotisiert nicht nur die Menschen um sich herum, um sie unter seine Kontrolle zu bringen, er hypnotisiert auch uns. Und so kann man sich seinem Dracula kaum entziehen.

Unter der Regie von Tod Browning ist 1931 dieser wunderbare Film entstanden, der auf dem 1924er Theaterstück von Hamilton Deane und John L. Balderston basiert, die sich wiederum und natürlich an Bram Stokers Romanvorlage bedient haben. Neben dem wirklich – man kann es gar nicht oft genug hervorheben – großartigen Bela Lugosi spielen Edward Van Sloane (als Van Helsing), Helen Chandler (als Mina Steward), David Manners (als John Harker) und fast Lugosi ebenbürtig: Dwight Frye als dessen williger Diener Renfield.

Die Story ist eben klassischer Dracula-Natur. Der Blutsauger kommt aus seiner Heimat, dem fernen Transsilvanien, nach London in England, wo er es auf die schöne Mina abgesehen hat.

Filme ohne Farbe: „Dracula“ (1931) mit Bela Lugosi

Dracula, 1931

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Bela Lugosi ist Graf Dracula im 1931er „Dracula“

Zuallererst ist man allerdings nicht von der Story oder den Darstellern hin- und weg (aber auch), sondern vom Set Design und der Art Direction durch Charles D. Hall, der bereits für den 1931er Frankenstein und dessen Fortsetzung Frankensteins Braut arbeitete, aber auch für Nicht-Monster-Movies wie Im Westen nichts Neues von Lewis Milestone.

Hier wirkt ein atemberaubend in Szene gesetztes Schloss Draculas auf uns ein, das dermaßen gewaltig daherkommt, dass wir uns beim bloßen Anblick darin verlaufen. Man bekommt das Gefühl, man spaziert durch ein riesiges Gothik-Gemälde, voller Spinnenweben und schattigen Ecken.

Dabei kommt Dracula mit unglaublich wenig musikalischer Untermalung aus, was den technischen Schwierigkeiten der damaligen Zeit anzulasten ist. Erst später wurde Komponist Philip Glass damit beauftragt, einen Score für den Film zu komponieren. Die Original 1931er Version kommt allerdings mit wenigen Musikstücken aus (Tschaikowskis Schwanensee, Wagners Die Meistersinger von Nürnberg und Schuberts Unvollendete Sinfonie), kann dennoch die Dracula entsprechende spooky Atmosphäre erschaffen.

Womit wir bei Bela Lugosi wären, der mal sinister in die Kamera blicken darf – immer und immer wieder – oder als Papier-Fledermaus durch die Lüfte fliegt, während die übrigen Darsteller voller Panik vor diesem Früh-Special Effect durchdrehen. Man muss dieser Pre-CGI-Ära einfach pure Liebe entgegen bringen. Das hat nichts mit Trash zu tun, das ist das pure Vertrauen in die Zuschauer, ihre Fantasie dazu zu nutzen, sich hier voll und ganz dem Horror hinzugeben.

Lugosi gehört ebenso in diese Kategorie. Man könnte ihn als cartoony Trash-Actor hinstellen, dann aber ist sein Dracula so unfassbar charismatisch und unsympathisch zugleich, dass man ihm bescheinigen muss, hier schlicht alles richtig zu machen. Wenn gegen diesen Vampir jemand ein Kruzifix verwendet, dann ist seine Mimik und Gestik an Theatralik kaum noch zu überbieten.

Filme ohne Farbe: „Dracula“ (1931) mit Bela Lugosi

Dracula, 1931

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Van Helsing bekämpft Dracula mit dem klassischen Kruzifix.

Wer zuletzt Samuel Barnett (Dirk Gentlys holistische Detektei) in der dritten Staffel von Penny Dreadful als Renfield gesehen hat, wird denken, dass es fast keine bessere Darstellung des Dieners Draculas geben könnte. Aber dann sieht man diesen frühen Renfield von Dwight Frye, der allein 1931 in Dracula, Frankenstein, The Maltese Falcon und Charlie Chan: Der Tod ist ein schwarzes Kamel zu sehen war.

Frye, als Renfield hier sehnsüchtig auf der Suche nach kleinen Fliegen oder dicken Spinnen, die er genüsslich verzehren möchte, hat einen Panik auslösenden Psycho-Blick drauf, der in jedem Moment darauf schließen lässt, dass dieser Typ total durchgedreht ist.

Ebenso wie Dracula dazu beitragen kann, dass man im Anschluss viel mehr von Bela Lugosi sehen möchte (sollte man mit seinen weiteren Werken nicht ohnehin schon vertraut sein), so schafft es auch Frye hier das Interesse an seiner Person zu wecken. Hier haben sich jedenfalls zwei Darsteller des frühen Horrorfilm-Genres für zahlreiche Filmabende empfohlen.

Den Anfang sollte man allerdings unbedingt mit Dracula machen.


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