Filme ohne Farbe: „Die Faust im Nacken“ (1954) mit Marlon Brando

Erstellt am 11. Februar 2017 von Denis Sasse @filmtogo

Die bekanntesten Filme von Regisseur Elia Kazan dürften der 1951er Endstation Sehnsucht sowie der 1955er Jenseits von Eden sein. Zwischen seinen Oscar-prämierten Dramen hat er aber auch noch einen knallharten Noir-Krimi inszeniert, in dem 1954 Marlon Brando die Hauptrolle spielte und der Kazan sogar gleich acht Academy Awards einbrachte (von 11 Nominierungen!). Damit schaffte es Die Faust im Nacken ganz alleine, mehr Gold-Statuen abzuräumen, als die beiden Kazan-Dramen zusammen.

Marlon Brando spielt Terry Malloy, ein Ex-Boxer, der inzwischen am Hafen von Hoboken arbeitet. Dort herrscht allerdings alles andere als Fairness. Denn der Hafen wird von überaus korrupten Geschäften getrieben. Die Gewerkschaft der Dockarbeiter fordert eine Mitgliedschaft und damit Abhängigkeit der Arbeiter, damit diese hier überhaupt ihr Geld verdienen können. Unter der Leitung des skrupellosen Johnny Friendly (Lee J. Cobb) werden hier zahlreiche krumme Dinger bis hin zu Mord betrieben. Und ausgerechnet Terry eckt dann mit den Oberen der Gewerkschaft an.

Die Faust im Nacken

" data-orig-size="1000,597" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />

Marlon Brando & Eva Marie Saint in „Die Faust im Nacken“

Neben Brando gibt in Die Faust im Nacken Darstellerin Eva Marie Saint ihr Schauspiel-Debüt auf der großen Leinwand. Später war sie noch in Filmen wie Alfred Hitchcocks Der unsichtbare Dritte an der Seite von Cary Grant oder aber als Martha Kent im 2006er Superman Returns mit Brandon Routh und Kevin Spacey zu sehen. Auch wenn sie zuerst wie ein blondes Schönchen wirkt, hält sie sich hier äußerst gut gegen einen Mann wie Marlon Brando.

Dieser fährt in seiner Rolle des Terry Malloy von Anfang an seine Rebell-Attitüde. “Ich weiß von nichts, ich sage nichts, ich habe nichts mit irgendwas zu tun.” Damit versucht er sich gegen die Gewerkschafter durchzukämpfen. Da können auch Männer von Hochhäusern springen, Brando hält seine Coolness immer aufrecht. Seine Mimik signalisiert Kompromisslosigkeit, während er immer locker ein Kaugummi kaut und dabei fast gleichgültig dreinschaut.

Er ist einfach kein Softie, der seine Emotionen deutlich zeigen könnte. Auch die Liebesgeschichte von Terry zu Edie Doyle (Saint) spielt sich eher durch sein aufbrausendes Verhalten ab. Er ist schon hier ein bisschen Der Pate, der nichts aus seiner Kontrolle geben möchte. Entweder er ist cool, weil alles nach seinen Vorstellungen verläuft, oder er muss fuchsteufelswild werden, weil ihm eine Situation entgleitet. Brando spielt hier niemals den klassischen Noir-Helden, der sich auch mal melancholisch in die Schatten zurückziehen möchte.

Die Faust im Nacken

" data-orig-size="1000,598" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />

Eva Marie Saint als Edie Doyle in „Die Faust im Nacken“

So jemand braucht dann aber auch eine talentierte Dame wie Eva Marie Saint, damit ein harmonisches Miteinander funktionieren kann. Sie ist die Art von starke Frau, die sich auch bei einem Marlon Brando umdrehen und weggehen kann, ohne dabei an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Das Drehbuch von Budd Schulberg, dass diese Story eines Rebellen erzählt, der sich unter einer Übermacht von Korruption auflehnt um Gerechtigkeit zu suchen, könnte gerade dieser Tage unter US-Präsident Trump wieder ganz neue Aktualität gewinnen. Aber auch die Schauspielleistungen von Marlon Brando und Eva Marie Saint sind weiterhin Vorzeigebeispiele vom realitätsnahen Spiel.