Filme ohne Farbe: DAS DORF DER VERDAMMTEN (1960) von Wolf Rilla

Mit seiner recht kurz gehaltenen Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten entfesselt der 1960er Horrorfilm Das Dorf der Verdammten des deutschen Regisseurs Wolf Rilla nur umso mehr seine immense Effektivität. Nach dem Roman “Kuckuckskinder” von John Wyndham inszeniert, erzählt der Film von einem kleinen Dorf in England, das von unheimlich aussehenden und mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Kinder heimgesucht wird.

Es beginnt äußerst merkwürdig. Die Bewohner des Dorfes Midwich werden alle zur selben Zeit bewusstlos. Jeder der das Dorf betritt, erleidet dasselbe Schicksal. Das Militär schottet die Region ab. Ganz gleich ob ein Soldat mit Gasmaske in die Zone geschickt wird oder sich ein Pilot in seinem Flugzeug von oben der Region nähert, sie alle verlieren das Bewusstsein, sobald sie sich dem Dorf annähern.

Nach etwa vier Stunden ist das unerklärliche Ereignis vorbei und alle erwachen aus ihrem Tiefschlaf. Niemand kann erklären, was geschehen ist, aber zwei Monate später sind alle Frauen des Dorfes schwanger. Die Schwangerschaft verläuft weitaus schneller als im Normalfall und die Frauen bringen ihre Kinder alle am selben Tag zur Welt. Hier geht irgendwas so überhaupt nicht mit rechten Dingen zu.

Filme ohne Farbe: DAS DORF DER VERDAMMTEN (1960) von Wolf Rilla

Das Dorf der Verdammten

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George Sanders, Barbara Shelley und Martin Stephens (v.l.n.r.) in DAS DORF DER VERDAMMTEN.

Natürlich altern die Kinder auch dementsprechend schnell und schon bald rotten sie sich zu einer Gruppe von gruseligen platinblonden Jungs und Mädchen ohne jede Emotion zusammen, die mit ihren telepathischen Kräften die Bewohner des Dorfes unter ihre Kontrolle bringen. Professor Gordon Zellaby (George Sanders), dessen Frau Anthea (Barbara Shelley) ebenfalls ein solches Kind zur Welt gebracht hat, nimmt Kontakt mit dem britischen Geheimdienst auf, um zu erfahren, dass Midwich nicht der einzige Ort ist, der unter diesem unerklärlichen Ereignis zu leiden hat.

Das Dorf der Verdammten zeigt uns nur allzu gut, dass manches Mal keine zwei Stunden nötig sind um uns filmisch zu unterhalten. Ganz im Gegenteil. Gerade durch seine eher kurze Laufzeit hat Regisseur Rilla hier den Vorteil ausgenutzt, uns ohne große Probleme von Anfang bis Ende und ohne Unterbrechung in Anspannung zu versetzen.

Er schmeißt uns geradezu in die Handlung und lässt uns mit Major Alan Bernard (ein wunderbarer Martin Stephens) vor den Toren des Dorfes Rätselraten, was hier vor sich geht. Diese mysteriöse Atmosphäre und Stimmung wird aufrecht gehalten. Vom ersten unerklärlichen Moment, der den Dorfbewohnern zwar nur vier Stunden raubt, uns aber wie eine unerträgliche Ewigkeit präsentiert wird, bis hin zum Ende des Films, wenn Darsteller George Sanders seinen Willen verliert, diese Kinder zu unterrichten und sieht, dass sie eine arge Bedrohung darstellen.

Und was sind diese Kinder creepy! Allein die Hervorhebung durch ihre äußeren Merkmale, vor allem das blonde – eher weiße – Haar, trägt dazu bei, hier eine Gruppe von Menschen (sind es wirklich Menschen?) zu präsentieren, die sich als Herrenrasse über das kleine britische Dorf hermacht und von oben herab auf den “Normal-Menschen” blickt. Sie sind scheinbar die Weiterentwicklung, eine neue Stufe der Evolution, eine Mutation – oder aber eine filmische Sci-Fi Allegorie auf den Generationskonflikt, bei der sich die neue Jugend über die Erwachsenen erhebt.

Filme ohne Farbe: DAS DORF DER VERDAMMTEN (1960) von Wolf Rilla

Das Dorf der Verdammten

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Die glühenden Augen dieser Kinder sind wirklich creepy.

Mit ihren glühenden Augen zwingen sie Menschen ihren Willen auf. Dazu kann auch gehören, jemanden mit dem Auto vor die Wand fahren zu lassen oder sich selbst zu erschießen. Natürlich beschwört das einen Menschen-Mob herauf, der im Frankenstein-Stil mit Fackeln bewaffnet auf Monsterjagd gehen will, sich aber den Fähigkeiten der Kinder beugen muss. Während Frankensteins Kreatur auf Flucht und sich verstecken aus war, gehen die Kinder in Das Dorf der Verdammten auf Konfrontationskurs.

Der Film hatte es schwer, sich im Kinojahr 1960 durchzusetzen, da er hier mit Alfred Hitchcocks Psycho einen Konkurrenten hatte, der die gesamte Aufmerksamkeit des Kinopublikums auf sich zog. Dennoch hat er sich zu einem Klassiker hochgespielt, so dass sich Regisseur Anton Leader an die Fortsetzung Die Kinder der Verdammten (1963) traute, während John Carpenter das 1995er Remake zu verantworten hat, dass trotz einer Besetzung um “Superman” Christopher Reeve und “Luke Skywalker” Mark Hamill scheiterte. Keiner der Filme fängt die Spannung und Handlungsdichte des Originals ein.

Das Dorf der Verdammten ist ein von vorne bis hinten großartiger Mystery Sci-Fi Horrorfilm ohne Tiefpunkte, der vor allem durch die bedrohlich-eiskalt wirkenden Performances der Jungschauspieler seine Horror-Effektivität entfalten kann.


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