Adaptiert nach der Kurzgeschichte “Who Goes There?” von Joseph W. Campbell Jr. hat der 1951er Das Ding aus einer anderen Welt zwei weitere Remakes inspiriert, die 1982 – recht prominent durch John Carpenter verfilmt – und 2011 mit Mary Elizabeth Winstead und Joel Edgerton in den Hauptrollen die eisig-kalte Horror/Sci-Fi Geschichte in die Filmwelt übertragen haben.
Aber gerade der 1951er Film schürte seinerzeit wie auch heute noch ausgiebig die Sci-Fi Ängste. Damals vielleicht noch ein bisschen mehr, wo doch im selben Jahr auch gleich noch Der Tag, an dem die Erde stillstand für Furore sorgte – zu einer Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und während des Kalten Kriegs waren es vor allem diese Sci-Fi Aliens, die als Bedrohung von außerhalb hervorragend zum Patriotismus und zur Verteidigung gegen die Fremde angeheizt haben.
Obwohl Christian Nyby als Regisseur des Films gilt, weiß man doch, dass eigentlich Produzent Howard Hawks hinter Das Ding aus einer anderen Welt steckt, der auch sogleich mit seinem damaligen Dauer-Drehbuchautor Charles Lederer zusammen gearbeitet hat, um ein recht cleveres Sci-Fi Skript als Vorlage zu haben, dass mit One Linern gefüllt ist, die von den Darstellern wunderbar schnell abgefeuert werden.
Das Ding aus einer anderen Welt
" data-orig-size="1000,750" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Die Männer entdecken in der Arktis ein UFO unter dem Eis.
Der Film spielt in den frühen Jahren des Kalten Kriegs, in denen Captain Patrick Hendry (Kenneth Tobey, der diese Rolle im 2005er The Naked Monster nochmals spielte!) zu einer Forschungsstation in die Arktis geschickt wird, um dort einen vermeintlichen Flugzeugabsturz zu untersuchen. Dort wird er von dem wichtigtuerischen Dr. Arthur Carrington (Robert Cornthwaite) und dessen Assistentin Nikki (Margaret Sheridan) willkommen geheißen.
Mit einer ganzen Mannschaft von Männern untersuchen Hendry und Carrington die Absturzstelle und müssen herausfinden, dass es sich nicht um ein Flugzeug, sondern um ein UFO handelt, das dort im Eis begraben liegt. Während die Fliegende Untertasse nicht gerettet werden kann, wird der in Eis eingefrorene außerirdische Pilot (James Arness) in die Forschungsbasis gebracht, wo er durch Dummheit langsam auftaut und auf Menschenjagd geht.
Denn wie sich herausstellt, handelt es sich um ein wandelndes Pflanzen-Alien, dass sich durch Erde und Blut fortpflanzen kann. Also lässt es sich nur allzu gerne im Treibhaus der Anlage nieder und nimmt hier und dort mal einen Menschenkörper für dessen Blut aus.
Die Raffinesse dieses “Dings” liegt in der Inszenierung. James Arness sieht unter seinem Sci-Fi Alien-Make Up alles andere als grausam aus. Er ist sicherlich nicht angsteinflößend mit seinen Klauen, seinen spitzen Knöcheln und einem etwas zu groß geratenen Kopf. Dafür versteht es Das Ding aus einer anderen Welt, dieses Monstrum in Szene zu setzen – oder viel besser: nicht in Szene zu setzen.
Wenn wir das Ding zu sehen bekommen, dann nur aus der Distanz, so dass unsere Fantasie sich dieses Alien-Monster selbst zusammen reimt. Oder aber uns wird die Sicht durch den immensen Schneesturm getrübt, der vor den Türen der Forschungsanlage tobt. Wenn das Ding auf die Männer zu stapft, schlägt jemand schnell die Tür zu, so dass wir nur einen kurzen, aber effektiven Blick auf das Ding erhaschen können.
Ein anderer Trick ist es, möglichst viele, grauenerregende Unterhaltungen über die Taten des Aliens zu führen, ohne dass wir diese zu sehen bekommen. Dadurch baut der Film mit einfachsten Mitteln eine angsteinflößende Reputation für sein Alien auf, wie wenn Hendry nur davon berichtet, wie der Außerirdische mehrere Wissenschaftler im Treibhaus getötet haben soll. Anscheinend wurden ihnen die Kehlen durchgeschnitten, sie wurden kopfüber wie im Schlachthaus aufgehangen und ausbluten gelassen. Natürlich könnte der Film uns das zeigen, aber vermutlich hätte es mit der armseligen Maske eher komisch gewirkt, während wir durch diese Erzählung nur wieder unsere Fantasie beflügelt sehen.
Das Ding aus einer anderen Welt
" data-orig-size="1000,750" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Wenn das Ding den Raum betritt, weichen alle erschrocken zurück.
Das erinnert aus heutiger Sicht sofort an Steven Spielbergs Der weisse Hai. Auch hier bekommen wir nur in kleinen Momenten den Hai zu sehen – wenn überhaupt – während sich ein Großteil des Horrors in unserem Kopf abspielt.
Inmitten des Chaos plustert sich Dr. Carrington immer weiter auf, da er gegen die militärische Macht von Hendry angeht. Der Wissenschaftler will die fremde Kreatur erforschen, der Soldat will überleben und sieht hierzu keine andere Möglichkeit, als sich des Aliens zu entledigen. Mit den üblichen Streitigkeiten zwischen Militär und Wissenschaftler wird immer wieder gespielt. Hier steht der Mad Scientist einem heroischen Helden der Army gegenüber. Natürlich eine Glorifizierung zwecks Moralaufbau für die Zeit inmitten des Kriegs.
Das Ding aus einer anderen Welt arbeitet darüber hinaus mit der großartigen Musik von Dimitri Tiomkin, die ihr übriges zur der schaurigen Kälte dieses Sci-Fi Arktis-Horrors beiträgt. In einer Szene traut sich der Film allerhand Action in die Handlung zu bringen – mit reichlich Erfolg. Wenn das Ding in die Station eindringt und von den Männern mit Feuer bekämpft wird, stößt es unheimliche Schreie aus und schlägt um sich. Schon bald steht der Raum in Flammen. Hier stockt uns wirklich mal der Atem.