Filme ohne Farbe: „Citizen Kane“ (1941) von Orson Welles

“Rosebud” sind die berühmten ersten Worte aus Citizen Kane, dem unfassbar modern gebliebenen Film von Orson Welles aus dem Jahre 1941, in dem der Filmemacher als Regisseur, Produzent, Co-Drehbuchautor (mit Herman J. Mankiewicz) und Hauptdarsteller auftritt. Es war Welles’ erste Arbeit hinter der Kamera, mit der er sogleich neun Nominierungen bei den Academy Awards einheimsen konnte und den Oscar für das beste Drehbuch dann auch gewann.

Der Film ist als eine fiktive Biografie über das Leben und die Hinterlassenschaft von Charles Foster Kane angelegt, der hier von Orson Welles als ein Mix aus dem realen amerikanischen Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst, den Chicagoer Geschäftsmännern Samuel Insull und Harold McCormick und sich selbst gespielt wird. Als Kane taucht er zuerst mit idealistischen Motiven in die Welt der Zeitungsherausgeber ein, nur um sich langsam in einen erbarmungslosen Mann zu verwandeln, dem es nach Macht und Geld giert.

Filme ohne Farbe: „Citizen Kane“ (1941) von Orson Welles

Citizen Kane

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Der junge Idealist Charles Kane (Orson Welles).

Citizen Kane wird hauptsächlich durch Flashbacks erzählt, die in der Story durch die Nachforschungen des Reporters Jerry Thompson (William Alland) eingebettet werden. Nach dem Tod des Medienmoguls soll ein umfassendes Portrait entstehen, man fokussiert sich aber nur allzu stark auf die Dinge, die Charles Kane zu Lebzeiten geleistet hat, nicht aber auf die Dinge, die ihn als Menschen ausgemacht haben. Deswegen will Thompson herausfinden, was es mit dem letzten Wort des Sterbenden – “Rosebud” – auf sich hat.

Hierfür erleben wir dann in der filmischen Gegenwart, wie der Reporter versucht, durch verschiedensten Interviews an Informationen zu kommen. Zuerst landet er bei Kanes zweiter Ehefrau Susan Kane (Dorothy Comingore), die sich im Alkohol vertieft nur schwer den Belangen des Journalisten hingeben möchte. Wir lernen Kanes Vorstandsvorsitzenden Mr. Bernstein (Everett Sloane) kennen, ebenso wie seinen ältesten Freund Jedediah Leland (Joseph Cotten).

Sie alle haben etwas über Kanes Leben zu berichten. Wir tauchen in seine Kindheit ein, wo er arm aber sorglos im Schnee spielt, seinen Schlitten an der Seite, einen Schneemann vor der Haustür gebaut hat, während seine Eltern ihn an Walter Thatcher (George Coulouris) weiterreichen, damit ihr Sohn bei dem wohlhabenden Banker eine ordentliche Bildung genießen kann.

Absolut unchronologisch springen wir umher, sehen Kane als jungen Geschäftsmann, der seine Überzeugungen verteidigt, wir sehen ihn am ersten Tag als neuer Chef beim Inquirer oder in der wohl besten Episode: am Esstisch mit seiner ersten Ehefrau Emily Kane (Ruth Warrick). Hier durchleben wir eine kurze Alterungs-Montage, in der wir sehen können, wie aus dem jungen Idealisten ein sturer, alter Bock wird.

Filme ohne Farbe: „Citizen Kane“ (1941) von Orson Welles

Citizen Kane

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Charles Kane (Orson Welles) wird von Macht und Gier ergriffen.

Man möchte all den Nebendarstellern Lob aussprechen, aber es ist Orson Welles, der diesen Film nicht nur hinter der Kamera gänzlich auf seinen Schultern trägt. Die Entwicklung seiner Figur ist eine schauspielerische Glanzleistung. Aber hier darf auch die Maske honoriert werden, die den damals 26-Jährigen glaubhaft altern lässt.

Als Filmemacher hat Welles derweil einen absolut zeitlosen Klassiker geschaffen, der genauso auch heute noch funktioniert. Ganz gleich ob seine Einblicke in das Zeitungswesen, in das Filmbusiness oder die Politik, die Auswirkungen auf den Idealisten fühlen sich so modern an, als würden sie heute über jedermann hereinbrechen, der auch nur ansatzweise in Berührung mit diesen Märkten kommt.

Während einige Filmklassiker die heutigen Sehgewohnheiten durchaus herausfordern können, verfliegen die zwei Stunden von Citizen Kane wie im Flug. Schauspiel, Struktur und Atmosphäre sind hier weiterhin als Indizien für einen großartigen Film auszumachen.

Das merkt man von Beginn an, wenn wir fast schon in einen Horrorfilm gezogen werden, obwohl es sich eigentlich um eine journalistische Detektivstory handelt. Aber hier weiß Welles nur zu gut um die Macht der Bilder bescheid, wie sie ja auch als Macht der Medien in der Filmhandlung ausgelegt werden.

Bei ihm ziehen Nebelschwaden durch das Bild, lassen nur einen vagen Blick auf ein Anwesen hoch oben auf einem Berg zu. Im Hintergrund ist die schauderhafte Musik von Bernard Herrmann zu hören. Alles liegt im Schatten verborgen. Dann der sterbende Mann mit seiner Schneekugel, die ihn aus den Händen gleitet. Wir hören das “Rosebud”. Und sogleich hat uns Welles gepackt.

Wer ist dieser Mann? Wir werden ihn kennenlernen! Was ist hier gerade passiert? Wir werden es erfahren! Was hat es mit “Rosebud” auf sich? Überall finden sich Hinweise hierauf, aber erst am Ende wird man das Puzzle zusammensetzen können. Damit ist Citizen Kane ein verdammt guter Film Noir-Thriller, ganz ohne Mord.


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