FIFA 16

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

FIFA 16

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2015 ist das Jahr des großen FIFA-Skandals – und das hat nichts mit Sepp Blatter und seinem Game of Thrones-ähnlichen Imperium zu tun. Es geht um Computerfußball aus dem Hause EA, denn dort dürfen ab jetzt auch Frauen mitkicken. Die Entwickler sollen sich lieber auf „Bugfixes und realistischeres Gameplay konzentrieren“ (des Gamers „Haben wir keine wichtigeren Probleme?„) anstatt die vor allem in den USA extrem populären Damen-Teams zu integrieren.

In gewohnt gemäßigtem Ton taten treue FIFA-Fans ihren Unmut kund, der sich hauptsächlich in Aufrufe zum Boykott („Ich will ein weiteres Jahr ein praktisch unverändertes Spiel zum Vollpreis kaufen!„) und sexistische Bemerkungen („Ich erwarte mir, dass ich beim Torjubel das Leiberl ausziehen kann, haha, Gleichberechtigung„) teilte. Die Wortmeldungen erinnern daran, warum sich der Stereotyp des misogynen Gamers so hartnäckig hält – und dass es sich meist lohnt, Kommentare auf YouTube allgemein zu ignorieren.

Abseits der Skandale hat sich in FIFA 16 tatsächlich einiges getan, wie sofort im ersten Spiel ersichtlich wird. Der sogenannte „FIFA-Trainer“ ist eine Hilfestellung, die erklärt, welcher Knopf als nächstes gedrückt werden soll. Das ist für Anfänger hilfreich und für solche, die FIFA seit 10 Jahren unverändert mit einer Mischung aus Sprinten, Steilpässen und möglichst kurzen Schüssen spielen. Schüsse antäuschen, dribbeln ohne Ballkontakt, niedrige Flanken: Das alles kann FIFA, und jetzt ist man eher versucht, diese Form der Special Moves auch in der Praxis anzuwenden.

Generalsaniert wurde auch die Verteidigung. Insgesamt fällt es jetzt schwerer, die gegnerische (Computer-)Abwehr auszutricksen, vor allem, weil die Deckung deutlich besser funktioniert als in den Vorgängern. Im Gegenzug sind Grätschen nicht mehr automatisch die Endstation jedes Angriffs, da der Ball über das Schienbein des Verteidigers gehoben werden kann – richtiges Timing vorausgesetzt. Die eigene Abwehr ist jetzt auch etwas flotter im Richtungswechsel, um Lücken rechtzeitig schließen zu können.

Sonst bleibt FIFA vor allem ein attraktives Interface für den Kern der vergangenen Teile, das Sammelkartenspiel FIFA Ultimate Team (FUT). Für Neulinge: Aus wahlweise für echtes Geld oder spielerische Leistung verkauften Päckchen mit einer variablen Anzahl an Karten wird das eigene Traumteam gebastelt. Bis alles so passt, wie man sich das wünscht, ist man viel Geld oder viel Zeit los, aber es macht süchtig (zum Glück gibt es eine App für unterwegs!). Neu ist der „Draft Mode“, bei dem zufällig gezogene Spieler zu einem funktionellen Team gebasteln werden müssen, um dann möglichst lange gegen bis zu vier Gegner zu bestehen. Als Belohnung gibt es virtuelles Geld, die Teilnahme am „Draft“ kann für ebensolches erworben werden.

Egal ob im Ultimate Team, online oder offline gegen Freunde: FIFA 16 macht vieles richtig, aber nicht viel anders als seine Vorgänger. Die visuelle Präsentation ist noch immer deutlich besser als bei der Konkurrenz, nicht zuletzt durch die umfangreichen Lizenzen fühlt sich das Spiel so an wie eine Liveübertragung, bei der der Zuschauer das Ergebnis beeinflussen kann – gerade als österreichischer Fußballfan braucht man eigentlich nicht mehr, um glücklich zu sein. Dazu gesellt sich ein umfangreicher Soundtrack, der in den Menüs zumindest nicht negativ auffällt. Das neue FIFA ist – wie jedes Jahr – das beste FIFA bisher, und zumindest eine Überlegung wert, wenn man länger pausiert hat.

Und die Frauen? Die haben nur Platz auf dem Coverbild der nordamerikanischen Packungen gefunden, sind brav in der unteren Ecke des Menüs untergebracht, dürfen nicht gegen Männer-Teams antreten und sind von Be-a-Pro, Seasons, FUT (ob kichern hier erlaubt ist, muss man mit sich selbst ausmachen) und allen großen Kern-Spielmodi mit Ausnahme von Online-Matches und einem Turniermodus ausgeschlossen. Immerhin: Im Gegensatz zu ihren realen Vorbildern dürfen die virtuellen Spielerinnen ihre WM auf echtem Rasen austragen. Es ist ein Anfang, gar kein schlechter, aber für FIFA und die FIFA gibt es noch viel Luft nach oben.

Plattform: PC (Version getestet), PS4 (Version getestet), PS3, Xbox 360, Xbox One, Spieler: 1-4, 1-22 (online), Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 24.09.2015, www.easports.com


Autor

pressplay redaktion
 
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