Fieber stärkt das Immunsystem

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Viele Eltern geben ihren Kinder bei einem Infekt aufgrund von falschen Überlieferungen oder unnötigen Ängsten vorschnell fiebersenkende Medikamente. Studien zufolge werden Abwehrzellen jedoch bei hohen Temperaturen besser und schneller aktiviert. Das fiebersenkende Paracetamol soll sogar die Genesung verzögern.

Dringen Erreger (Viren, Bakterien...) in den Körper ein, reagiert unser Immunsystem normalerweise, indem die Körpertemperatur erhöht wird. Fieber ist keine Krankheit, Fieber ist ein Symptom dafür, dass im Körper eine "Störung" vorliegt. Warum diese physiologische Reaktion sinnvoll, ist wurde inzwischen besser erforscht. 

Nehmen die Fiebernden fiebersenkende Medikamente ein, bremsen sie damit eventuell ihr Immunsystem aus. Wenn Fieber unterdrückt wird dauern Infekte oft länger, oder verlaufen schwerer.

So fanden Wissenschaftler vom University College London (2010) heraus, dass, setzte man einen gefürchteten Erreger im Labor hohen Temperaturen (40°) aus,  dieser um 90% minimiert werden konnte. Blieb die Temperatur jedoch auf normalem Körpertemperaturniveau, gediehen die Bakterien weiter.  Hiernach  wurde die Empfehlung aufgestellt, dass vor allem zu Beginn einer Erkrankung, die Temperatur möglichst nicht unterdrückt werden sollte, damit die Erregerpopulation dezimiert werden kann.

Kurze Zeit später wurden aufgrund dieser Forschungsergebnisse 400 Patiendaten im Yorkshire Hospitals NHS Trust ausgewertet. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass von den Patienten mit Lungenentzündung, bei denen die Temperatur  auf 36° gesenkt wurde, ca. 30% innerhalb von 30 Tagen verstarben. Lag die Temperatur leicht erhöht, verstarben immer noch 18%. Die Patienten, deren Fieber nicht gesenkt wurde (40°) überlebten alle!

Der Grund hierfür scheint in der Aktivierung der T-Killerzellen zu liegen. Diese sind ein wichtiger Bestandteil unserer Immunabwehr. Man fand heraus, dass durch eine hohe Körpertemperatur von mind. 39,5°C die Mobilität der Leukozyten steigt und ein schnellerer Abtransport der Erreger und dessen Gifte erfolgte.

In einer weiteren Studie wurde zudem der Zusammenhang zwischen Paracetamolgebrauch bei Schwangeren und Kindern und deren späterem Asthma beobachtet. Paracetamol soll der Studie zufolge zusätzlich die Immunantwort abschwächen. Die Antikörperkonzentration war bei den Paracetamol-Patienten deutlich geringer als bei der Kontrollgruppe.

An hohem Fieber stirbt man!  

Falsch:  Viele Eltern haben Angst um ihre fiebernden Kinder. In den seltensten Fällen steigt jedoch in unseren geographischen Breiten das Fieber so hoch, dass diese Angst berechtigt wäre. Hohes Fieber entsteht meist nur bei "exotischen" Erkrankungen wie Malaria, oder nach Unfällen mit Hirnschäden. Zwar kann hohes Fieber auf gefährliche Krankheiten hinweisen, diese werden jedoch durch Fieberunterdrückung nicht weniger gefährlich, oder geheilt.

Sinnvoll ist bei unklarem, hohen Fieber, welches länger anhält, ärztlichen Rat einzuholen und labortechnische Untersuchungen durchführen zu lassen.

Für "normales" Fieber gilt, dass der Körper eine Notbremse eingebaut hat. Er schüttet ab einem bestimmten Punkt selbstständig Antipyretika (Stoffe, die die Körpertemperatur bei Fieber senken) aus. Ein intaktes Temperaturregulationszentrum lässt einen Temperaturanstieg über 42°C nicht zu. Die Denaturierung des Eiweißes beginnt jedoch "erst" bei 42,6°C.

Die Zellen des Körpers schützen sich überdies mit einer Hitzeschockantwort. Diese ist evolutionär noch älter als die Fieberreaktion selbst und kommt bei allen Lebewesen vor. Sogar Bakterien schützen sich so. (Feder und Hofmann, 1999).

Grundsätzlich gilt, dass der Einsatz von Fiebersenkern beim Kind abhängig von dessen Zustand und nicht vom Thermometer gemacht werden sollte.

So ist entscheidend, wie sich das Kind verhält. Trinkt es? Lässt  es sich, wenn es schreit und weint, wie sonst auch beruhigen? Ist es weckbar und reagiert es auf die Eltern? Oder wirkt es fremd, apathisch, unruhig, schwer krank? In dem Fall sollte kein Fiebersenker eingesetzt, sondern der Notarzt gerufen werden.

Fieber ist enorm anstrengend für den Kreislauf. Pro Grad erhöhte Temperatur verdoppelt sich die Stoffwechselleistung. So erhöht sich die Atem-, Herz- und Pulsfrequenz, sowie der Sauerstoffbedarf. In den meisten Fällen reagiert der Kranke auf diese Mehrarbeit mit Schwäche und erhöhtem Schlafbedürfnis. Kinder sind meist quengeliger, atmen schnell und ihr Herz rast. Sie bedürfen einem höheren Pflegeaufwand und Ruhe.

Oft geben Eltern Fiebersenker aus Unsicherheit und Angst. Manchmal aber auch, weil sie selbst keine Zeit für ein krankes Kind haben. Doch gerade in Kranksein und Pflege können Eltern sowie Kinder Vertrauen schöpfen, benötigte Ruhe einfordern, sich auf das Wesentliche konzentrieren und vermitteln, was Umsicht und Fürsorge heißt.

Gibt man Kindern Fiebersaft oder Zäpfchen, toben sie schnell wieder herum und fühlen sich scheinbar gesund. Doch die benötigte Schonung, Erholung, Regeneration und damit Gesundung findet nicht statt.

Länger andauerndes (ab 3 Tage) hohes Fieber kann den Organismus schwächen. Gerade bei Älteren, Säuglingen und chronisch Kranken kann dies gefährlich werden. Daher wird hier empfohlen, das Fieber zu senken und ärztlichen Rat einzuholen.

Hohes Fieber macht Fieberkrämpfe!  

Falsch: Fieberkrämpfe treten nur bei 1-3% aller Kinder zwischen 6 Monaten bis 5 Jahren auf und sind fast immer dispositionell bedingt. Dass heißt, es gibt eine genetische und/oder familiäre Veranlagung dazu. Die Krämpfe treten in den meisten Fällen nur in einem bestimmten Zeitraum der (oben genannten) kindlichen Hirnentwicklung auf und können auf eine vorhandenen Epilepsie hinweisen. Dass Kinder Epileptiker geworden sind, weil ihre Fieberkrämpfe nicht wirkungsvoll unterbunden wurden, stimmt nicht.

Entgegen der vorherrschenden Meinung verhindern fiebersenkende Medikamente keine Fieberkrämpfe, auch nicht prophylaktisch gegeben, bei Kindern, die schon Fieberkrämpfe erlitten haben. 

Fieberkrämpfe selbst sind in der Regel nicht gefährlich. Zwar wird das Kind plötzlich bewusstlos, hat eine veränderte Atmung, wird evtl. blau und hat eine schlappe oder zuckende Muskulatur. Doch in den meisten Fällen ist solch ein Anfall innerhalb von 1-5 Minuten vorbei, ohne dass das Kind schädliche Folgen davon trägt. Auch wenn die Eltern das Gefühl haben, das Kind stirbt, ist in dem Moment am wichtigsten, Ruhe zu bewahren und auf die Uhr zu schauen. Erst wenn ein Fieberkrampf länger als 5 Minuten anhält, muss der Notarzt (112) gerufen werden. Doch selbst dann ist noch genügend Zeit einzugreifen.

Homöopathisch lässt sich "Fieber" gut begleiten. Es gibt über 200 verschiedene Fieberarzneien. Individuell verordnet helfen diese den Allgemeinzustand zu stabilisieren. (dazu mehr in einem extra Artikel)

Quellen Fieber Studien:

http://www.jleukbio.org/content/early/2011/08/25/jlb.0511229.abstract?related-urls=yes&legid=jleub;jlb.0511229v1

©Heike Dahl


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