"Fieber im Blut" / "Splendor in the Grass" [USA 1961]


Natalie Wood (rein) und Warren Beatty (geknechtet) illustrieren in Elia Kazans melodramatischem Sittenbild expliziten Symbolcharakter: Sie repräsentieren den ohnmächtigen Autarkiedrang in einer vorherrschenden, ja pathologischen Prüderie. Küsschen, Berührungen – Rechtfertigungen. Die einengende Last, seine Libido unterdrücken und einen vorgezeichneten Weg gehen zu müssen (Pat Hingle spielt einen manisch kontrollätzenden Vater), wird auch in der mehrschichtigen Mise en Scène codiert (vgl. "Jenseits von Eden"), mit der Kazan Figuren aufs Genauste geometrisch positioniert. Stets brütet hinter ihnen jemand, ein stillruhender Kopf, ein abschätziger Blick, ein auskundschaftendes, überwachendes Objekt zwischen den Räumen. Eine Enklave der Freiheit unter den Wasserfällen (der Liebe), wie sie Deanie (Wood) und Bud (Beatty) als Personen frei jeder Unfreiheit anstreben, kann unter diesen Umständen rückgebildeter Unruhe und automatisierter Willensbeschränkung niemals gedeihen. Der Film zerrt an seiner maßlos geistesklugen Haltung, indem er dem Kindsein Fehler zugesteht, die eigens aus der Verantwortung hervorgehen,  autonome Entscheidungen zu treffen. Deanie und Bud mögen sich zwar zu naiv, zu kampflos den regressiven Ansprüchen der provinziellen Mittelklasse beugen, aber ihre Romanze durchläuft die Zeit und stößt schließlich in die Moderne. Auch wenn ihre Fehler folgenschwer waren, so konservieren sie ihre Zuneigung füreinander in der gemeinsamen Vergangenheit – und treffen die erste fundamentalste, zärtlichste Entscheidung ihres jungen Lebens. 
7 | 10

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