FFS: Perfect Match

FFS: Perfect MatchFFS
„FFS“

(Domino)
Da hat man ja schon oft von gelesen, dass im Tonstudio die eigentliche Reifeprüfung für eine Band stattfindet – der worst case: Verkaterte Alphaweibchen und -männchen, die sich nur mühsam auf eine gemeinsame Linie für die Produktion einigen können, um dann doch schon bei der kleinsten Hürde aufeinander loszugehen. Nicht wenige Musiker haben sich genau in diesen Räumlichkeiten für lange Zeit das letzte Mal zu Gesicht bekommen, viele mutmaßliche Großwerke kamen nicht über die erste Session hinaus und für manche Band war der Anfang vor Ort schon das Ende vom Lied. Muss aber nicht sein. Bei dieser Platte hier hat man beispielsweise das Gefühl, die sechs hätten sich in einem fort gegenseitig auf die Schulter gehauen – so spaßig klingt das Ergebnis.
Schon für den Titel des Albums werden sich Franz Ferdinand und die Sparks ordentlich beömmelt haben – wann kommt man schon mal auf einen Bandnamen, der so fabelhaft missverständlich zu einem anderen Akronym passt, dass man den Schwung gleich ausnutzt und den Schlußakkord „Piss Off!“ dazudichten kann? Dass die Gebrüder Mael zusammen mit Alex Kapranos und Kollegen diese schottisch-amerikanische Mixtur aus Disko, barockem Kammerpop, DEVO und Monty Python auf die Tanzbeine stellen, scheint nur auf den ersten Blick verwunderlich. Die Sparks waren ohnehin Zeit ihres Wirkens dafür bekannt, gern in anderen Teichen zu fischen – ihre letzte große Arbeit war immerhin ein Musical namens „The Seduction of Ingmar Bergman”, zudem haben sie schon mit Harold Faltermeyer, Giorgio Moroder und Toni Visconti gearbeitet.
Auch Franz Ferdinand sind dafür bekannt, dass sie sich selten ein Lachen verkneifen – Gitarrist Nick McCarthy stammt ja nicht umsonst aus der weirden Münchner Künstlerkombo Kamerakino und sangen sie nicht schon vor einiger Zeit ausgelassen von „Schampus mit Lachsfisch“? Nicht ganz so überraschend trifft hier also die Disko-Operette den ausgelassen zackigen Indiesound und siehe da – es funktioniert ganz prima. Bratzige Synths, Falsettgesang, verrücktes Pianogeklimper, alles wird verschleift und ausprobiert. Tanzbares, Melodisches, ein paar Albernheiten und so viel Augenzwinkern, dass ihnen die Lider schon schmerzen müssen, ein dramatisches Horn-Intro zwischendrin, mit „bom bom didi“ zum Stelldichein mit der Schutzmacht, irgendwann glaubt man von einer „Hello-Kitty-Uzi“ zu hören und hofft, dass es kein Verhörer ist.
Okay, man will das vielleicht nicht gerade für fünf Stunden am Stück hören, aber für den Moment ist dieser ganze superironische Klamauk einfach zum Brüllen: Allein „Collaborations Don’t Work“ ist schon die ganz hohe Schule, ein Stück, das auf sich selbst mit dem Finger zeigt und das Spektakel absurd und unmöglich schimpft – die Herren hüpfen von Tonart zu Tonart und werfen sich gegenseitig die Bälle zu, warum das alles nur schiefgehen kann. Tut es natürlich nicht, augenscheinlich bereitet es beiden Bands ein unheimliches Vergnügen, sich selbst auf den Arm zu nehmen, dass dabei so schöne Tanznummern wie „Johnny Delusional“, „Call Girl“ und „Safe Me From Myself“ herauskommen, ist als Nebeneffekt nicht zu gering zu schätzen. Sie haben sich also gefunden wie der Topf den Deckel oder knapper: Perfect match! http://www.ffsmusic.com/
01.07.  Köln, Gloria
08.07.  Zürich, X-Tra Festival
20.08.  Lausanne, For Noise Festival
12.09.  Berlin, Lollapalooza

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