Achtung, Feuerzeug! Brennt uns das Feuerzeug nieder?, hieß es neulich bei Günther J. Verbrennen wir tatsächlich unsere Gesellschaft? Ist die Angst vor dem Reibrad und seinem Zündstein begründet? Was bringt es, Feuerzeugnutzer zu schulen? J. stellte Fragen - Gäste beantworteten sie.
Feuerzeuge sollten nur unter Anleitung und in Maßen genutzt werden, eröffnete eine zu Gast gewesene Fernsehmoderatorin und Mutter zweier Kinder, die Runde. Der Staat sollte ein Auge darauf werfen, wer wie und wann ein Feuerzeug verwende, denn immerhin könne man damit ganze Siedlungen in Asche legen. Feuerzeuge seien natürlich auch eine zivilisatorische Bereicherung, aber ganz so offenherzig dürfe der Staat die Anwendung nicht erlauben. Er verletze letztlich seine Fürsorgepflicht und öffne dem Mißbrauch Tür und Tor. Die Benutzung von Feuerzeugen dürfe kein rechtsfreier Raum sein, plädierte sie.
Der wissenschaftliche Journalist Y. betonte hingegen nachdrücklich, dass Feuerzeuge einen Mehrwert darstellten. Man müsste nur erlernen, richtig mit ihm umzugehen. Man kann nicht grundsätzlich für eine Einschränkung oder für ein Verbot sein, denn Feuerzeuge würden ja auch sinnvoll genutzt werden können. Jeder habe doch sicherlich schon mal ein Teelicht angezündet. Außerdem halte er diese generalisierende Haltung, wonach jeder Feuerzeugbesitzer gefährlich sei, für viel zu vereinfachend. Amerikanische Studien haben nämlich bewiesen, dass Feuerzeuge viel öfter daür genutzt würden, um Kerzen anzuzünden - Häuser würden eher selten damit in Brand gesteckt; Menschen noch seltener. Zudem haben weitere Studien, diesmal aus Deutschland, nachgewiesen, dass ein Feuerzeug alleine kaum etwas verbrennen könne - Brandbeschleuniger seien hierzu notwendig. Und noch eine Studie hatte er in petto: Feuerzeugbesitzer sind eher selten gleichzeitig mit Feuerzeug und Substanzen unterwegs, die die Brandwirkung beschleunigten.
Philosoph P. stimmte zu, man müsse den Umgang lernen. Der Prometheus aus der Hosentasche dürfe auf keinen Fall stigmatisiert werden, nur weil einige traurige Einzelfälle bewiesen hätten, dass man mit ihm auch Schindluder treiben könne. Niemand sage, ein Feuerzeug sei nicht gefährlich - aber man müsse sich den Gefahren des Daseins stellen und hoffen, dass die Menschen hineinwachsen in den richtigen Umgang mit neuen Technologien. Nicht umsonst sage ein deutsches Sprichwort, dass Feuer ein guter Diener sei, aber ein schlechter Herr. Das Feuerzeug habe eine Fülle an Anzündgelegenheiten geschaffen; nun zu sondieren, was aus den richtigen Gründen entflammbar ist und was nicht, sei jetzt der Gesellschaftsauftrag. Vielleicht könne man dem ja hilfreich zur Hand gehen, indem die Bundesregierung einen Feuerzeugbeauftragten ins Leben riefe.
Herr H., Vater eines Sohnes, der feuerzeugsüchtig war und einige Häuser samt Inhalt abfackelte, konnte sich da kaum noch beherrschen. Besonders junge Menschen müssten vor Feuerzeugen geschützt werden, rief er. Niemand habe ihn vorher aufgeklärt; eines Tages kam sein Sohn mit einem Feuerzeug heim und er habe sich nichts dabei gedacht. Woher hätte er wissen sollen, dass die Flamme aus einem Feuerzeug alles anzünden könne, selbst Dinge, die man eigentlich nicht anzünden soll oder darf? Feuerzeuge seien keine Chance, sie seien ausgemachte Feuersbrünste und wie man auch nur einen Gedanken daran verschwenden könne, sie öffentlich zugänglich zu machen, irritiere ihn gehörig. Das sei eine Technik, die in staatliche Gewalt gehöre - unter Aufsicht, eventuell in extra geschaffenen Fire-Shops. Dort wären die Feuerzeugnutzer unter Aufsicht eines Beamten und eines Brandschutzexperten angehalten, keinen Unfug zu treiben.
Dem widersprach Pirat P., der sich bislang sehr zurückgehalten hatte. Er möchte doch mal mit dem Unsinn aufräumen, dass das Feuerzeug ein rechtsfreier Raum sei. Wenn er heute ein Haus anzünde und geschnappt würde, sperre man ihn auch ein. Und er selbst nutze täglich mehrfach das Feuerzeug, zünde sich damit zwischen zehn und zwanzig Zigaretten an. Diese Äußerung rang dem gesamten Studio ein Raunen ab. Herr H. wandte sich brüskiert ab und sprach nannte P. einen Radikalo. Feuerzeugkompetenzen könne man nur entwickeln, sprach P. weiter, wenn man täglich mit ihnen zu tun habe, und nicht, indem man sie wegsperren lasse. Die Piraten fordern daher auf, sich den technologischen Neuerungen zu stellen. Reaktionäres Verbieten drehe die Entwicklung ja nicht zurück, sondern würfe lediglich die deutsche Gesellschaft nach hinten.
Günther J. beschloss die Sendung mit ernster Miene. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, erklärte er. Feuerzeuge werden noch Gemüter erhitzen. Es sei ein spannender Abend gewesen und man habe viel erfahren. Ausgeräumt sei die Angst natürlich nicht, zumal auch von wissenschaftlicher Seite immer wieder bestätigt würde, dass man es mit einem brandgefährlichen Ding zu tun habe. Wie man die Verantwortung schulen könne, wisse man immer noch nicht - und die anwesende Runde sei sich ja auch uneinig. Er würde sich aber freuen, wenn er nächste Woche wieder eingeschaltet wurde. Thema wird dann wahrscheinlich sein: Glühbirne und Atombombe, Liebesgedichte und Folterprotokolle, Medizin und Exekutionen - ist der Mensch gefährlich oder nicht? Gehört er unter staatliche Aufsicht oder verboten? Oder so ähnlich ...