Feuerwerk am helllichten Tage

Erstellt am 31. Juli 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT
Kino

Veröffentlicht am 31. Juli 2014 | von Axel Sabitzer

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Feuerwerk am helllichten Tage

Feuerwerk am helllichten Tage Axel Sabitzer

Wertung

Summary: Atmosphärischer Neo-Noir Thriller aus dem Land der Mitte - für Geduldige und Fans von emotionaler Dichte anstatt von Leichenbergen

3

Thriller


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Regisseur Yi’nan Diao präsentiert mit Feuerwerk am helllichten Tage ein Genrestück aus dem Land der Mitte, das in Berlin regen Anklang fand, und sich den goldenen Bären als bester Film ergattern konnte. Auch der Hauptdarsteller Fan Liao wurde mit einem silbernen Bären für seine Darbietung geehrt.

In einer kleinen Stadt im Norden Chinas werden im Jahr 1999 Leichenteile in einem Kohlekraftwerk gefunden. Bei den folgenden Untersuchungen werden zwei Kollegen des Ermittlers Zhang Zili (Fan Liao) getötet. Zili wird aus dem Polizeidienst entlassen, und verdient sich Fünf Jahre später als Wachmann seinen Lebensunterhalt, bis Morde unter ähnlichen Umständen die chinesische Landbevölkerung in Schrecken versetzen. Unter Hilfe seiner ehemaligen Polizeikollegen nimmt Zili auf eigene Faust neuerdings die Suche nach dem Mörder auf, und beginnt eine junge Frau (Lun Mei Gwei) zu beschatten, die in Verbindung zu allen Opfern der ersten Mordserie stand.

Die schauspielerischen Leistungen des Neo-Noir Thrillers sind auch seine stärkste Seite. Ohne das dem Zuschauer viel über die handelnden Personen mitgeteilt wird oder sie in große Gesten verfallen müssen, entfaltet sich im Spiel der Hauptdarsteller Fan Liao und Lun Mei Gwei eine sichtbare Tiefe der Charaktere. Über diffiziles Mienenspiel und die Interaktion der Hauptcharaktere wird somit in kürzester Zeit und den nötigsten Informationen eine Erzählung mit emotionaler Dichte gewoben. Ebenso verlässt sich Diao nicht auf rasante Schnitte, sondern zieht über durchkomponierte und lange gehaltene Einstellungen den Zuschauer in die Detektivarbeit des Hauptcharakters hinein. So kommt der Film völlig ohne Rückblenden, Parallelschnitte und andere stark fühlbare Filmtricks aus. Jede Sequenz widmet sich einigen wenigen Charakteren, zumeist dem Ex-Polizisten selbst, und kann so seine Atmosphäre unaufdringlich erschaffen.

Auch der Handlung selbst fehlt jene Effekthascherei die man bei manch anderer filmischen Mörderjagd vorfinden könnte. Die wenigen Gewaltakte die Feuerwerk am hellichten Tage sich gönnt, tauchen schlagartig auf und sind auch blitzartig wieder vorbei. Der Film ist nicht zu scheu, um das Blut zu zeigen, aber hat es gar nicht nötig seine Spezialeffekte Ewigkeiten in der Großaufnahme auszubreiten. Symptomatisch hierfür ist der einzige Leichenteil, der ganz zu Beginn gezeigt wird – eine abgetrennte Hand. Mehr ist auch nicht nötig, die einzige Sichtbarmachung der Morde strahlt in die Suche nach dem erneut aktiv gewordenen Täter hinein, während der Betrachter dem Ex-Polizisten Zhang eng auf den Fersen folgt.

Doch die elegische Aufarbeitung des Stoffes hat auch so seine Probleme. Der Zuschauer erhält denselben Wissensstand wie der Protagonist und beobachtet ihn bei der Polizeiarbeit ohne über seine weiteren Pläne oder Motive informiert zu sein. Wie auch die aufblitzende Gewalt können nur wenige Schritte Zilis vom Kinogeher antizipiert werden. Wenn das Ende einer Szene einmal doch abzusehen ist, dann ist es so offensichtlich um fast unausweichlich zu wirken.

Wenige Aussichten in die Vergangenheit werden geboten, genau so wenig wie der voraussehende Blick in die Zukunft gefördert wird. Yi’nan Diaos Film lebt vollständig im Moment. Diese dokumentarische Perspektive ermüdet jedoch oft, und lässt beinahe keine Spannung entstehen. Dies verdeutlicht auch das Ende, das so überwältigend anti-klimatisch ist und scheinbar lauthals nach Interpretation brüllt. Das Doku-artige scheint auf einen sozialen Kommentar zu verweisen, und viele Elemente scheinen als Symbole dienen zu wollen, wie auch das titelgebende Feuerwerk am helllichtem Tage, unter anderem der Name eines Bordells. So bleibt unter dem Strich der Eindruck, etwas durchdachtes Gesehen zu haben, das man als Mensch des Westens nicht in allen Facetten greifen kann. Ein etwas kryptisches und langsames Stückchen chinesisches Kino.

Regie und Drehbuch: Yi’nan Diao
Darsteller: Fan Liao, Lun Mei Gwei, Xuebing Wang
Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 01.08.2014

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Axel Sabitzer