Als vor ein paar Tagen wieder einmal in einer Näherei in Bangladesh ein Feuer ausbrach, bei dem über hundert Arbeiterinnen verbrannten bzw. in den Tod sprangen, waren die katastrophalen Arbeitsbedinungen in den nicht nur bei Billigketten beliebten Produktionsländern der Textilindustrie kurzzeitig Gegenstand empörter Berichterstattung. Interessanterweise wurde dabei viel über mangelte Sicherheitsvorkehrungen, fehlenden Brandschutz und ein korruptes Management geredet und geschrieben – aber selbst wenn es genügend Feuerlöscher oder Sprinkleranlagen in den Fabriken geben würde und die Manager sämtliche Notausgänge persönlich geöffnet halten würden, wären die Arbeitsbedingungen noch immer miserabel.
Mit Feuerlöschern Ausbeutung bekämpfen?!
Um die weltweite Nachfrage nach billiger Kleidung zu befriedigen, müssen die Näherinnen in den armen Ländern Arbeitstage von über 12 Stunden in Dreck und Lärm bei schäbigstem Lohn ertragen, freie Tage oder gar Urlaub gibt es nicht. Der Lohn, wenn er überhaupt ausgezahlt wird, reicht meistens knapp zum Überleben. Bewusste Verbraucher fordern nun, dass man dann für Qualitätskleidung halt tiefer in die Tasche greifen solle – diese Alternative steht allerdings nur Menschen offen, die deutlich mehr als die in Mitteleuropa inzwischen üblichen Niedriglöhne verdienen.
Die Leute kaufen ja nicht bei Kik, C&A oder H&M, weil sie die Sachen da so toll finden, sondern weil sie sich die handgewirkten Edelklamotten aus der Bioboutique nicht leisten können. Und auch hier sollten sich die bewussten Konsumenten nicht einbilden, dass die 249 Euro, die sie mit gutem Gewissen für den Biopulli bezahlen, den Näherinnen oder den Baumwollpflückern zugute kommen – das meiste bleibt bei den Zwischenhändlern hängen, deren Geschäftsmodell es ist, mit den vielleicht unter nicht ganz so elenden Bedienungen hergestellten Bioklamotten genau dieses gute Gewissen der mündigen Konsumenten zu bedienen.
Angesichts der sich verschärfenden globalen Krise kann niemand ernsthaft darauf hoffen, dass die Arbeitsbedingungen für den größten Teil der Menschen tatsächlich besser würden – im Gegenteil, gerade hier ist zu erleben, wie in kürzester Zeit die in mehreren Jahrzehnten mühsam erkämpften sozialen Standards mal eben in die Tonne getreten werden. Angesichts der Krise des Kapitals müssen die Arbeiter halt bluten – das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben.
Deshalb sollten sich die Leute klarmachen, dass es nicht darum gehen kann, in Bangladesh, Pakistan oder Thailand ein paar Feuerlöscher zu verteilen und die Vertragspartner auf dem Papier zu irgendwelchen Standards zu verpflichten, die angesichts des Preisdrucks auf dem Markt ohnehin nicht eingehalten werden können. Die ganze profitorientierte Wirtschaftsweise muss abgeschafft werden, nur dann kann man ernsthaft davon ausgehen, dass ausbeuterische Arbeitsverhältnisse überwunden werden. Das nützt nicht nur den Näherinnen in den armen Ländern, sondern auch den Niedriglöhnern in Europa.
Mehr dazu gibt es in dem Artikel Das brutale Gesicht des Weltkapitalismus auf der World Sozialist Web Site.