Feuer im Fanblock

Feuer im Fanblock

Am Wochenende leuchtete es wieder in den Fanblocks. Werder Bremens Ultras etwa, zu Gast in Mainz, zündeten vor dem Anpfiff ein ausgewachsenen Feuerwerk im Gästeblock der Mainzer Coface-Arena. Während die Mannschaften Aufstellung nahmen, loderte es heftig auf den Rängen (Foto). Bilder, die für gemischte Gefühle sorgen. Denn die Debatte um das Für und Wider von Pyrotechnik in den deutschen Stadien spaltet hierzulande Fanszene, Klubs und den Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Woche für Woche müssen Dutzende Klubs deftige Strafen an den DFB entrichten. Der klamme Zweitligist Dynamo Dresden zum Beispiel, ein Klub mit zündelfreudigen Fans, hat in dieser Saison bereits Tausende an den DFB überweisen müssen. Denn auch wenn es nicht so aussieht: Pyrotechnik ist im Stadion nach wie vor verboten. Ultras, die auf den Rängen Leuchtstäbe und farbige Rauchbombem zünden, machen sich strafbar.

Jannis Busse ist Sprecher der Faninitiative «Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren». Gemeinsam mit seinen Mitstreitern und etwa 160 unterstützenden Ultra-Gruppierungen wirbt er für die Akzeptanz von Leuchtfeuern in den Stadien. «An Silvester erfreuen sich alle an Pyrotechnik und im Stadion soll das verboten sein?», fragt Busse im Gespräch mit news.de. «Pyrotechnik vermittelt und verstärkt Emotionen und Atmosphäre im Stadion. Gewalt hat mit Pyrotechnik nichts zu tun», stellt der 29-Jährige klar. In Sachen Pyrotechnik, hat Busse beobachtet, gebe es in Deutschland eine Doppelmoral. «In deutschen Stadien wird Pyrotechnik immer mit Gewalt assoziiert», sagt der Hannoveraner Ultra. «Wenn im Ausland die doppelte Menge abgebrannt wird, wird das als südländische Atmosphäre gefeiert.»

Wortbruch? Funkstille zwischen Verband und Initiative

Seit einem Jahr setzt sich die Initiative, die auch von zahlreichen Klubs gebilligt wird, für die Legalisierung des Feuerwerks im Stadion ein. Die beteiligten Ultra-Gruppierungen plädieren dafür, Pyrotechnik nur noch in eigens gekennzeichneten Bereichen abzubrennen und zu entsorgen, sowie auf Böller und Raketen zu verzichten, die Spieler, Polizei und unbeteiligte Fans gefährden. Statt auf teils selbstgebastelte und unter abenteuerlichen Umständen ins Stadion geschmuggelte Feuerwerkskörper setzt die Initiative auf Sicherheit. «Wenn man zertifiziertes Material einsetzt, ist das sicher und ungefährlich», sagt Busse.

Über die Gespräche mit Landesverbänden sei laut Busse auch mit Vertretern des DFB ausgehandelt worden, gemeinsam mit Klubs, Polizei und Feuerwehr in einigen Stadien Pilotprojekte zu starten. «Doch davon will der DFB nichts mehr wissen», sagt Busse. Seit Mitte September herrscht Funkstille zwischen Fanszene und Verband. «Gespräche haben mit Vertrauen zu tun und unser Vertrauen gegenüber dem DFB hat mindestens gelitten», sagt Busse. «Um dieses Vertrauen wieder aufzubauen, muss vom DFB ein Zeichen kommen, damit wir wieder in den Dialog treten können.» Derzeit wird für Mitte November ein Rechtsgutachten erwartet, das der Fußball-Bund derzeit erstellen lässt. Ein bereits von der Initiative erstelltes Rechtsgutachten, das rechtliche Grundlage für eine Legalisierung schaffen würde, genügte dem DFB nicht.

Für eine Stellungnahme war der DFB nicht zu erreichen. Ein DFB-Sprecher teilte auf Anfrage von news.de lediglich mit: «DFB und DFL beschäftigen sich derzeit sehr intensiv mit dieser Thematik und werden zum gegebenen Zeitpunkt auch entsprechend informieren.» Im September hatte sich der Verband per Pressemitteilung gegen die Vorwürfe der Faninitiative gewehrt. «Der DFB und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) weisen den Vorwurf entschieden zurück, die Faninitiative ‹Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren› getäuscht und falsche Hoffnungen geweckt zu haben. In dem Dialog wurden zu keinem Zeitpunkt Zusagen gemacht, die eine restriktionslose Legalisierung von Pyrotechnik in Stadien in Aussicht stellen.»

Krawalle wie zuletzt im DFB-Pokal schaden der Initiative

Auch nach den Fankrawallen der vergangenen Wochen im DFB-Pokal steht eine Kooperation zwischen Ultras sowie Klubs, Liga und Verband derzeit unter keinem guten Stern. Dynamo Dresden kündigte daher beispielsweise die Zusammenarbeit mit der Initiative bis auf Weiteres. «Was in Dortmund passiert ist, zerstört das vertrauensvolle Miteinander. Daher haben wir uns entschlossen, von der weiteren Unterstützung der Kampagne abzusehen», erklärte Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz. Die durch bengalos rot gefärbten Ränge bieten eine perfekte Untermalung für gewalttätige Chaoten. Zwar hielten sich die Ultras deutschlandweit an die zu Saisonbeginn vereinbarten Bedingungen. Seit der Deal zwischen Verband und Ultras geplatzt ist, flogen in deutschen Stadien auch wieder Raketen und Böller aufs Spielfeld.

Liga-Boss Reinhard Rauball tritt der Initiative klar entgegen. In der Süddeutschen Zeitung sagte der BVB-Präsident: «Es gibt da eine Geisterdebatte, dass der Deutsche Fußball-Bund und die Liga die Pyros doch legalisieren könnten. Schon die Gesetzeslage verhindert das.» Rauball weist darauf hin, dass es schon allein wegen des Versammlungs- und Ordnungsrechtes kein Feuerwerk in vollbesetzten Stadien abgebrannt werden dürfe außer von ausgebildeten Feuerwerkern. «Die Vereine können daran nichts ändern», so Rauball. Eine Einführung sogenannter Pyrozonen in den deutschen Stadien schließt er kategorisch aus.

Es scheint also derzeit so, als ob die Fans Leuchtstäbe und anderes Pyrozubehör auch weiterhin wie Kriminelle ins Stadion schmuggeln und die Klubs jeden Spieltag auf Neue Tausende Euro an Strafen entrichten müssten. Mit einer Mär möchte Jannis Busse jedoch noch aufräumen: «Dass wir Pyrostäbe in Körperöffnungen einführen, um damit ins Stadion zu gelangen, ist ein Märchen. Es gibt andere Wege, das mit ins Stadion zu bringen.»

Quelle:
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Pyrotechnik im Stadion – Feuer im Fanblock

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