Neun Tage nach Ausbruch des Feuers auf der Kanaren-Insel sind bereits mehr als 4.000 Hektar von den Flammen vernichtet worden. Jetzt musste ein Viertel der Inselbevölkerung vorsichtshalber evakuiert werden. Auch der Nationalpark Garajonay ist betroffen: 25 Prozent des Naturparks (750 Hektar) sind bereits dem Brand zum Opfer gefallen. Das Feuer ist in diesem Augenblick weder unter Kontrolle, noch besteht eine Chance darauf, dass das bald der Fall sein könnte. Auf La Gomera spielen sich unbeschreibliche Szenen ab.
Von Valle Gran Rey bis Vallehermoso brennt der gesamte Westen, in dem ein grosser Teil der Inselbevölkerung wohnt. Im Morgengrauen (Montag) mussten weitere 900 Bewohner von Valle Gran Rey per Schiff in die Hauptstadt San Sebastián evakuiert werden, weil die Flammen auf ihr Dorf zukommen. Die Strasse war bereits vom Feuer blockiert, das auf dem Weg die Schlucht hinunter mehr als 30 Häuser komplett ausbrannte.
Der Präsident der Kanaren-Regierung, Paulino Rivero, bezeichnete die Situation heute als “sehr bedrohlich”. Die hohen Temperaturen von 38 Grad, geringe Luftfeuchtigkeit und ständig wechselnde Windrichtungten mit starken Böen machen geordnete Löscharbeiten weiterhin fast unmöglich. Vier Löschflugzeuge sind in ständigem Einsatz, doch auch das ist nur der buchstäbliche Tropfen auf den heissen Stein. Mehr als 5.000 Einwohner von La Gomera, ein Viertel der Bevölkerung, mussten bis jetzt evakuiert werden, wohnen bei Freunden oder übernachten in Sporthallen. Die Zahl der vom Feuer zerstörten Häuser ist noch nicht bekannt.
Im Hafen der Hauptstadt San Sebastián wurde ein Notlazarett errichtet mit Ärzten, Pflegekräften und zehn Ambulanzwagen für Notfälle. Im Nationalpark Garajonay wurden 750 Hektar Baumbestand vernichtet – alles Gebiete, in denen der Bewuchs weit über 100 Jahre lang keinen Schaden erlitten hatte. Nachdem das Feuer vergangene Woche schon fast unter Kontrolle schien, haben Temperaturen von 40 Grad und heftige Windböen am Sonntag dafür gesorgt, dass jetzt das Chaos komplett ist. Drei verschiedene Feuerfronten breiten sich unkontrolliert aus. Man kann La Gomera, dieser faszinierenden kleinen Kanaren-Insel im Moment nur die Daumen drücken und hoffen, dass sich in den nächsten Stunden der Wind legt und die Temperaturen sinken.