Fettnäpfchen Körpersprache, oder womit man sich im Ausland unbeliebt macht!

Von Oliver Alois Ernst John

Ob Victory-Zeichen, Fingerkreis oder Daumen nach oben: Vermeintlich harmlose Handzeichen gelten in manchen Ländern als äußerst vulgär und beleidigend. Wer die wichtigsten Gesten und ihre Bedeutung im Ausland kennt, erspart sich viel Ärger.

Wer sich schon einmal mit einem Inder unterhalten hat, kennt die Tücken internationaler Verständigung. Denn Inder nutzen andere Gesten der Zustimmung als Europäer. Sie wackeln beispielsweise mit dem Kopf, um eine Frage zu bejahen. Doch zu nonverbalen Missverständnissen kommt es nicht nur in fernen Ländern. Schon innerhalb Europas sprechen wir nicht nur andere Sprachen, sondern verwenden unterschiedliche Gesten und Symbole.

Andere Länder, andere Gesten

Körpersprache ist kein universelles Verständigungsmittel. Dass eine Konversation „mit Händen und Füßen“ ebenso zu Irritationen führen kann, weiß Christoph Barmeyer, Professor für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Passau. Neben Gesten spielt auch die Körperhaltung eine wichtige Rolle.

„In romanischen Ländern wie Frankreich und Italien gehen die Menschen stärker mit Gestik und Mimik um. Sie sprechen lauter und zeigen in der Regel ihre Gefühle, wie Ärger und Erstaunen, deutlicher“, erklärt der Frankreich-Experte und Kommunikationsforscher. Deutlich werde dies schon beim Wetterbericht, den die deutschen Sprecher betont gefühlsneutral vortragen, während in südlichen Ländern auch hier Emotionen und stärkere Gesten zu sehen sind.

Auch welcher Abstand zwischen zwei Menschen im Gespräch besteht, ist kulturell bedingt und führt nicht selten zu Irritationen, wenn gewissen Vorstellungen von Nähe überschritten werden. Barmeyer beschreibt dieses Distanzgefühl als eine Art „Blase“, deren Größe jeder Kulturkreis für sich definiert. „Interessant wird das dann, wenn Nationen in einem Raum aufeinander treffen“, beschreibt der Kommunikationsexperte eine Situation im Besprechungsraum. So wichen auf einer Konferenz die Deutschen stetig zurück, während die französischen Gesprächspartner ihre Kollegen immer weiter in eine Ecke des Raums drängten.

Gleiches Symbol, unterschiedliche Bedeutung

Neben der unterschiedlichen Körperhaltung spielen auch Symbole in unserer Kommunikation eine wichtige Rolle, wie beispielsweise der erhobene Daumen, das Victory-Zeichen oder ein Fingerkreis. Die gewählten Symbole sind dabei laut Barmeyer meist „völlig willkürlich“.

Bedeutet die Geste „Daumen hoch“ in Deutschland soviel wie „alles gut“, gilt sie im Mittleren Osten, sowie in Teilen von Afrika und Australien jedoch als eine obszöne Beleidigung. Wie Gesprächspartner diese Symbole interpretieren, hängt davon ab, in welchem Kulturkreis sie aufgewachsen sind. Somit komme es zu einem „Nebeneinander von Gesten“, erklärt der Interkulturalist. Problematisch könne das dann aber in dem Moment werden, wenn ein und dieselbe Geste eine andere Bedeutung hat.