Festivalfotografie bei den Französischen Filmtagen

Von Christine

Festivalfotografie fast rund um die Uhr - damit verbringe ich gerade meine Tage und teilweise Nächte bei den 26. Französischen Filmtagen in Tübingen und Stuttgart. Das größte Filmfestival des frankophonen Films außerhalb Frankreichs begleite ich zum sechsten Mal. Es gilt, Regisseure und Gäste beispielsweise in situativen Portraits abzulichten sowie Podiumsdiskussionen und Preisverleihungen zu dokumentieren. Also Eventfotografie vom feinsten, mit allen Herausforderungen, wobei die der technischen Art - wie blitze ich so dass Gesichter nicht aussehen wie Schweinchen vor schwarzem Loch - noch die geringsten sind. Eigentlich geht es um Ubiquität (schmunzel, wenn es dieses Wort nicht schon gibt, habe ich es soeben erfunden;-), also die Kunst an allen Orten gleichzeitig zu sein....
Die Fotos sind übrigens unter folgendem Link zu sehen, wobei ich für die Präsentation, Beschriftung und Auswahl keineswegs verantwortlich bin:
http://www.filmtage-tuebingen.de/fft-wordpress/?cat=49
Wie man an der Bildgalerie sieht, lege ich nicht unbedingt Wert auf das "Modell Honigkuchenpferd", also darauf dass die Menschen sich mit einem breiten Grinsen gegen das Fotografiertwerden wehren... Ich arbeite gerne mit denjenigen Situationen, die ich vorfinde und erzähle damit die Geschichte. Bei den Portraits versuche ich, von dem oftmals hässlichen Hintergrund einzelne Elemente wie Lichter kompositorisch aufzugreifen, ohne dass ein Kinofoyer oder ein anderer Ort dabei sehr stören. Interessant wäre es, die Regisseure ihrer Persönlichkeit oder ihren Filmen gemäß an ganz bestimmten Orten zu fotografieren, doch das ist ein anderes Projekt und in diesem Rahmen mit extremem Zeitdruck nicht zu leisten.
Da ich nicht wie manche Kollegen rohe JPG-Dateien wie sie aus der Kamera fallen abliefere, ist die Postproduktion echte Arbeit. Morgens bis mittags sitze ich Stunden am Rechner und öffne meine RAW-Dateien, an denen ich auf die Schnelle grundsätzliche Bearbeitungsschritte vollziehe. Dabei geht mein eigener Anspruch an Qualität durchaus auf meine Kosten, da ich paradoxerweise das Gefühl habe, von dem Filmfestival gar nicht viel mitzukriegen...
Viele mögen auch den Unterschied gar nicht sehen, und nicht selten höre ich 'oh das habe ich gar nicht gewusst dass das so viel Arbeit ist'... Klar, im Zeitalter der Digitalknipse denken ja viele das sei Fotografieren was sie da betreiben. Einige sehen aber den Unterschied, das habe ich glücklicherweise schon rückgemeldet bekommen.
Und immerhin hat ein Filmfestival ja auch mehr oder weniger entfernt ;-) mit Fotografie zu tun, und die Festivalfotografie sollte sich meiner Ansicht nach an einem gewissen künstlerischen Anspruch messen lassen.

Foto: Karin Czuka