Die Natur ist ständig Veränderungen unterworfen. Nichts kann und will sie binden. Alles entsteht, besteht einen Moment, und vergeht dann wieder. Seit Jahrmillionen.
Wir Menschen sind anders. Wir wollen alles festhalten. Heute ist das sehr einfach geworden: Man kann selbst mit dem Telefon fotografieren. Die Wohnungen sind groß genug für viele Andenken. So können wir alle Ereignisse und Erlebnisse des Lebens auf vielfältige Art behalten und besitzen.
Früher war diese Form des Festhaltens den Privilegierten vorbehalten: man ließ sich von einem Künstler malen oder als Büste in Stein meißeln, man ließ die eigenen Taten in Liedform bringen und vom Sänger vortragen. Die früheren Entdecker hatten Zeichner dabei, welche die fremden Landschaften skizzierten.
Aber die allermeisten Menschen nahmen damals die Dinge so, wie sie kamen. Zwar versuchten sie, die Gesichter und Ereignisse möglichst lange im Gedächtnis zu behalten und doch mussten sie akzeptieren, wie die Erinnerung verblasste.
Je mehr Fotos, Texte, Festplatten, Projektberichte, Zeitschriften, Filme, Fotoalben und Fotobücher wir haben, je besser wir uns an alles erinnern können – umso anspruchsvoller wird das Loslassen.
Loslassen soll zu einem Thema werden:
- Alles ist Dokumentiert – wie werde ich jetzt wieder frei?
- Was kann mir die Freiheit von all dieser eingefangenen Erinnerung bringen?
- Ist die Geborgenheit im Leben und das “Verwurzelt sein” abhängig von dieser Dokumentation?
Bild oben: Vorbei II / 25cm x 34cm / Collage auf MDF / 2006, Nr.06-117
Bild unten: Herbstwald am Weissenstein im Schweizer Jura