In diesen Tagen jährt sich in mir eine Erkenntnis, die ich vor einigen Jahren gewonnen habe:
Fahre niemals um den 15. August herum nach Italien!
Denn am 15. August zelebriert der Italiener Ferragosto.
Ferragosto
An Ferragosto (Ferien des Heiligen Augustus) fahren alle Italiener im Urlaub. Dann sind die großen Städte gähnend leer, weil Signor und Signora Rossi inklusive Großfamilie an den Strand oder in die Berge fahren. Das hat zur Folge, dass man nirgendwo mehr ein Hotelzimmer oder einen Tisch in einem Restaurant bekommt und die Autobahnen hoffnungslos verstopft sind.
Ferragosto am Reschensee
Vor einigen Jahren fuhren wir am 15. August mit dem Fahrrad über den Reschenpass und kamen dann natürlich auf der italienischen Seite am Reschensee vorbei.
Der Reschensee ist wirklich der letzte Zipfel Italiens und gehört eigentlich nur per Zufall nicht zu der Schweiz oder Österreich. Aber auch hier wurden die Ferragosto-Urlauber per Reisebus hingekarrt und flanierten angetan in Tainingsanzug und Stöckelschuhen um den See herum, um die Fahrradfahrer zu nerven.
Eigentlich sollte man Radlern, die gerade auf dem Drahtesel einen Alpenpass überquert haben, etwas Respekt entgegenbringen. Aber nein, man läuft kreuz und quer auf den Fahrradwegen herum, achtete nicht auf die daher kommenden Supersportler mit ihren über 20 kg Gepäck und bellt in sein Telefonino hinein.
Bicis und Bambinis
Ich meine, dass man den Italienern sehr zu Unrecht eine besondere Kinderliebe nachsagt.
Es ist ein Leichtes, gegenüber Fremden ein mords Gedöns wegen seiner Bambinis zu machen und es dann mit einem Dolci oder billigem Spielzeug abzuspeisen.
Sichere Kinderfahrräder (Bicis) scheinen in Italien Mangelware zu sein und ein Fahrradhelm wird von den Kindern nur selten getragen.
Auf unserem Weg nach Meran hat dann der Mann einer Familie, deren Kind fernab des Ferragosto-Reisebusses eine Fahrradpanne hatte, geholfen, einen schlimmen Achter aus dem pinken Plastikrädchen zu entfernen und eine unglaublich marode Fahrradkette wieder einzuhängen. Dieses Gefährt war von einem Zweirad, wie ich es mal auf dieser Seite gesehen habe, weit entfernt. Und dabei hat der Mann nicht einmal die Bremsen kontrolliert.
Ich glaube, diese Sorglosigkeit ist typisch italienisch – wie eben auch Ferragosto.
Meine Erkenntnis:
Der Spuk an Ferragosto, der einer Heuschreckenplage nicht ganz unähnlich ist, zieht sich durch Italien über Innsbruck bis ins ferne München.
Deswegen werde ich dieses schöne Land mit seinen sympathischen Menschen zu dieser Zeit weiträumig umfahren!
Foto: Italienische Urlauber an Ferragosto in Innsbruck ©Sabienes
Text: Ferragosto ©Sabienes