Feminismus muss sein. Vielleicht kann sich der/die ein/e oder andere noch daran erinnern, dass diese Seite einmal von einigen Damen stark kritisiert wurde, da sie von Männern frequentiert und unterstützt wird. Ich habe mich dagegen gewehrt und gesagt, dass ich keine menschenverachtenden Haltungen akzeptiere. Ich muss gestehen, ich hatte zum Thema Feminismus viele Klischees im Kopf. Ich dachte da an Frauen, die irgendwann beschlossen haben, JEDEN Mann zu hassen und die auf eine Weise radikal sind, dass es per se nicht richtig sein kann.
Ich mag keine extremistischen Meinungen, aber so langsam bin ich mir auch nicht mehr sicher, welche Haltung ich gegenüber dem anderen Geschlecht einnehmen soll. Ich schließe nicht von einem auf alle, aber bis hierhin stelle ich fest: Die Männer in meinem Leben waren ja doch alle gleich in Hinblick auf das Thema Familie, Beziehungen und die daraus resultierenden Verantwortungen.
Das letzte Magazin der Süddeutschen hatte das moderne Männerbild zum Thema. “Pfauendämmerung – Das Ende der Eitelkeit (ein Männerheft)”. Es geht darin um ein überholtes Männerbild, das noch immer in unserer Gesellschaft herrscht. Die gespenstige Idee vom eitlen Mann à la zu Guttenberg, der mit Status, Frau und Aussehen glänzt. Ein Mann, der im Grunde gar nichts kann und dennoch in den höchsten Sphären dieser Gesellschaft schwebt. Noch vor fünfzig Jahren war so ungefähr jeder Mann in einer Führungsposition so ein Mensch. Pfauen. Männer, die Räder schlagen und den Gockel spielen, aber ansonsten nichts weiter drauf haben. Nicht einmal die Doktorarbeit ist echt … Niemand braucht diese Männer mehr, stellt das SZ-Magazin fest und erklärt, dass Frauen inzwischen die Männer schon auf vielen Ebenen überholt haben. Als ich dieses Heft las, dachte ich: “Ja. Stimmt. Und viel schlimmer noch: Wir sind Jahrhunderte lang verarscht worden!”
Diese Gesellschaft ist von den Männern dominiert. Und dabei wird uns Frauen immer wieder unterstellt, dass wir über mehr Intuition verfügen, mehr Empathie und über ein besseres Kommunikationsverhalten. Wir sind leidensfähiger (darum bekommen wir die Kinder und jammern nicht über unseren Schnupfen), wir können besser mit Konflikten umgehen (nur dazu suchen wir ja in Krisen immer das Gespräch, das die Männer einfach IMMER zu nerven scheint). “Ich bin ein Mann. Du weißt doch. Wir können nicht über unsere Gefühle reden!”, musste ich mir erst gerade wieder und überhaupt schon mein ganzes Leben anhören. Dabei ist das nicht einmal wahr. Einige mutige Männer soll man ja schon weinen gesehen haben. Und ich hatte auch schon anrührende Gespräche mit Männern, die direkt aus ihrem Herzen plauderten. Wie genau stelle ich mir jetzt einen männlichen Banker in der Krise vor? “Oh. Eine Krise … nee, tut mir leid, ich kann nicht über Konflikte sprechen!” ?!
Den nächsten Hammer entdeckte ich dann im aktuellen ZEIT-Magazin. Na, sowas. Da geht es ja auch um Männer. Auf dem Titel sieht man das gemalte Gesicht eines glücklichen, entspannten Mannes. Darunter steht: “Endlich hab ich Zeit!” Blättert man um, sieht man das ganze Bild. Um den Mann herum tummeln sich seine drei Kinder. Darunter steht: “Endlich habe ich Zeit für meine Familie” – Was Männer tun können, um für ihre Kinder da zu sein
Als ich diesen Titel sah, packte mich die Wut. Gilt es inzwischen schon als anerkannter Zustand, dass Männer erst einmal nicht für ihre Kinder da sind? Ist das jetzt schon so legitim, so normal, so selbstverständlich, dass man in der Presse nun über die neuesten Ergebnisse zum Thema “Wie stellen wir den Mann in seine Verantwortung” berichten muss? Und wenn das so ist und wir Frauen das offenbar alles schon können, was hält uns dann überhaupt noch zu Hause? Ist es nicht eher so, dass wir wie Samurais eine jahrelange Kampfausbildung an unseren Kindern verübt haben? Dass wir Weisheit, Verantwortung und Rücksichtnahme gelernt haben, um uns nun den höheren Aufgaben zu stellen? Ich hätte da einen Vorschlag: Dann sollen doch die Männer nun auch diese Chance bekommen und erst einmal zu Hause die familiäre Grundausbildung genießen. Dann können wir Frauen ja nun endlich die beruflichen Positionen einnehmen, die uns zustehen und die wir offenbar – laut SZ-Magazin - ohnehin mit unseren Fähigkeiten viel besser erfüllen können.
Ich mag Männer. Ich mag die Tatsache, dass sie einen Penis haben und ich mag ihre tiefen Stimmen. Auch, dass sie viel mehr wiegen als ich und meist auch größer sind, beeindruckt mich. Stärker war bis jetzt auch noch jeder Mann, der mir über den Weg gelaufen ist. Ich finde das beeindruckend und ich verliebe mich gern in sie. Leider … LEIDER bin ich nicht lesbisch. Ich kann mir das auch nicht antrainieren. Ich habe ganz natürliche Instinkte, wenn ich einen attraktiven Mann sehe und wenn ich eine schöne Frau sehe, kann ich das aber leider nur anerkennen. Gefühle bekomme ich nicht. Ich finde Männer wirklich gut.
Aber ich werde langsam wütend auf Euch alle, Männer! Wie oft habt ihr mir in Gesprächen schon erzählt, dass ihr keine Lust hättet, den ganzen Tag von Kindern umgeben zu sein? Wie oft musste ich mir anhören, dass ihr mehr Freude und Arbeit vom Leben erwartet, als nur diese doofen Babyspiele? Wie viele Männer haben mir schon erzählt, dass ihre Frauen zum Großteil den Kinderquatsch erledigen, weil Männer sich das für sich einfach nicht vorstellen können … Ja, meint ihr denn, ICH würde den ganzen Tag vor Freude in die Hände klatschen, dass ich dazu verdammt bin, mich alleine um den ganzen Scheiß zu kümmern? Glaubt irgendjemand, wir Frauen hätten mehr Bock auf diesen Job???
Und wenn ich diesen Einwand bringe, wie oft musste ich mir dann schon diese scheinbaren Komplimente gefallen lassen, dass wir Frauen das einfach viel besser könnten. Das ganze mit der Geduld, der Empathie, dem Reden und sich Einlassen. Ja, wir Frauen sind echte Talente, wenn es um das Führen geht, nicht wahr? Ja, aber warum sollten wir diese Talente denn dann an die Arbeit verschwenden, für die Ihr Euch fast alle zu fein zu seien scheint???
Edit: Ich liebe Männer und ich bin nicht ihr Feind, aber findet Ihr nicht, liebe Männer, Ihr könntet uns ein Stück entgegenkommen?! Ihr liebt uns doch auch!
Quelle: Maike von Wegen / veröffentlicht am 24.9.2012 bei mutterseelenalleinerziehend.de
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