Wir wollen morgen Klettern gehen, aber wohin? Wir sind im Schwarzwald und haben die Qual der Wahl. Der Schwarzwald bietet knapp 40 Felsen mit ganz unterschiedlichem Charakter. Also müssen wir uns eigentlich nur entscheiden wohin wir wollen.
Der Battert – ein Riese im Nordschwarzwald
„Wie wäre es denn mit dem Battert bei Baden-Baden?“, schlägt mein Kletterpartner vor. Der Battert ist mit ca. 350 Routen das größte Klettergebiet im Schwarzwald. In der Nähe von Baden-Baden gelegen, hat der Fels ein großes Einzugsgebiet und ist somit am Wochenende meist stark frequentiert, was aber auf Grund seiner Weitläufigkeit nicht zu stark ins Gewicht fällt. Touren gibt es hier in jeder Exposition, dies ermöglicht nahezu ganzjährigen Kletterbetrieb. Was absolut für diesen Fels spricht, sind seine langen Routen. Diese sind nicht selten bis zu drei Seillängen lang. Allerdings lässt die Absicherung sehr zu wünschen übrig. Der Grund hierfür liegt in einer ganz eigenen, für den Außenstehenden vielleicht antiquiert wirkenden, Kletterethik. In den unteren Schwierigkeitsgraden sind meist kaum Bohrhaken verbaut und es kann zu sehr langen Runouts kommen. Ein kompletter Satz Klemmkeile sowie einige Schlingen, Friends oder andere Klemmgeräte müssen hier unbedingt dabei sein. Wer sich mit dem Legen von Klemmgeräten nicht auskennt, ist hier definitiv falsch.
„Mmh, ich hätte eigentlich mehr an das Gfäll bei Freiburg gedacht.“, halte ich dagegen.
Gfäll (Räuberfelsen) – die homezone der Freiburger
„Oberried meinst du? Wir haben gerade mal zwei Tage schönes Wetter, da ist doch jetzt halb Freiburg versammelt. Lass uns da lieber mal später im Jahr hingehen.“ Gut, zugegeben, das Gfäll oder auch Räuberfelsen, ist DAS Klettergebiet im Raum Freiburg und somit auch viel besucht. Gerade nach langen Schlechtwetterperioden ist dieses Gebiet eines der ersten, wo im Raum Freiburg geklettert werden kann. Etwa 110 Routen gibt es hier, die auf mehrere einzelne Felsen verteilt sind. Dies macht die Orientierung zunächst ein wenig schwierig. Der sehr griffige Gneis ist in diesem Gebiet vergleichsweise fest und die Kletterei ist erstaunlich abwechslungsreich.
Albbruck – die Südseite des Schwarzwalds
„Gut, also nicht ins Gfäll. Wohin dann, Albbruck?“ Das wäre doch auch was. Albbruck, am südlichen Rand des Schwarzwalds gelegen, ist ein wirklich tolles Klettergebiet. Die Routen sind vorbildlich abgesichert, das Terrain ist sehr gemäßigt und somit auch für Kinder geeignet. Die Kletterei an dem plattigen und manchmal etwas glatten Gneis erfordert Kraft und Technik. Dennoch gibt es Routen in nahezu allen Schwierigkeitsgraden, sodass Anfänger wie auch sehr gute Kletterer voll auf ihre Kosten kommen. Zum Menschenauflauf kommt es hier selten. Gerade im Hochsommer ist die Kletterei im Albtal sehr angenehm. Die Felsen liegen teilwiese im Schatten und der nahe gelegene Fluss ermöglicht bei Bedarf eine kurze Abkühlung.
Die Felsen im Murgtal – klein aber fein
„Ich würde schon gerne auch mal wieder in den Nordschwarzwald gehen. Muss ja nicht unbedingt der Battert sein. Wie wärs mit Gausbacher Straßenfelsen oder Grafensprung?“ Beide gut, aber welchen nehmen? Grafensprung ist ein eher kleines Gebiet mit 23 Routen in der Nähe der Ortschaft Obertsrot. Alle Routen sind saniert und gut mit Edelstahlhaken abgesichert. Der Fels selbst ist mit seinem Pavillon schon von weitem zu sehen. Die Kletterei am eher steilen Granit ist Genussklettern pur.
Der Gausbacher Straßenfels liegt ebenfalls im Murgtal, in der Nähe von Gausbach an der alten Murgtalstraße. Naturidyll sucht man hier vergeblich, denn der Fels ist nicht nur durch Sprengungen entstanden, sondern liegt auch eingepfercht oberhalb der Bahnlinie. Dies tut der Kletterei jedoch keinen Abbruch. Der Granit ist griffig und immer wieder finden sich Kanten und Henkel. Die Absicherung ist ebenfalls gut, da nahezu alle Routen in den letzten Jahren saniert worden sind.
„Ok, klingt gut. Wollen wir das also morgen machen? An welchen der beiden Felsen willst du gehen?“, frage ich, in der Hoffnung nun endlich mit der Tagesplanung fertig zu sein.
„Leider an keinen der Beiden.“
„Warum jetzt das wieder? Du wolltest doch in den Nordschwarzwald.“
„Wollen schon, davon kann nicht die Rede sein. Aber ich sehe gerade, der Wetterdienst macht uns da leider einen Strich durch die Rechnung. Am Nachmittag soll es anfangen zu regnen. Daher würde ich lieber nicht so viel Zeit im Auto vertrödeln. Ich werfe daher mal Teufelsfelsen oder Falkenstein in die Waagschale.“
Teufelsfelsen und Falkenstein – Klettern im Herzen des Schwarzwalds
Der Teufelsfelsen bei Triberg, das heißt Wollsackverwitterung in seiner reinsten Form. Wer das erste Mal dort klettert, wird am Anfang Schwierigkeiten haben. Die Routen an dem strak erodierten, abgerundeten Granitfelsen erfordern in der Hauptsache eine gute Technik. Hier ist es wichtiger gut und sicher auf Reibung stehen zu können, als über eine möglichst hohe Armkraft zu verfügen. Mit dem berühmten ‚gewusst wie‘ klettert es sich hier deutlich leichter.
„Ich schlage vor, wir gehen nach Schramberg“. Der Falkenstein ist ein sehr schöner und von der örtlichen Klettergruppe gut gepflegter Fels. Fast jährlich werden hier neue Routen eingerichtet oder alte saniert. Auch hier herrscht die für den Mittleren Schwarzwald sehr typische Wollsackverwitterung vor. Jedoch ist sie bei Weitem nicht so ausgeprägt wie am Teufelsfelsen und so kommt es, dass der Falkenstein neben Routen mit Reibungskletterei und runden Griffen auch steile bis überhängende Touren aufweist. Besonderer Bonus, hier sind alle Touren liebevoll mit Namen und Schwierigkeitsgrad beschriftet, sodass die Orientierung leicht fällt. Wer zwischendurch eine kleine Pause braucht, kann die auf dem Felsen stehende Ruine Falkenstein besichtigen, diese ist frei zugänglich.
Fazit
Die Klettergebiete des Schwarzwalds bieten sehr viel Abwechslung. In Charakteristik und Schwierigkeitsgarden sind die Felsen durchaus unterschiedlich. Wer im Schwarzwald klettern will, sollte jedoch einiges beachten. Manche Felsen sind nicht gut abgesichert, dies erfordert eine komplette Kletterausrüstung inklusive zahlreicher Klemmgeräte sowie einem Helm. Auch sind manche Felsen im Frühjahr gesperrt oder das Klettern unterliegt einer anderen Beschränkung. Hierüber sollte man sich im Voraus informieren. Auch empfiehlt sich die Anschaffung eines Kletterführers, da in den meisten Gebieten die Touren nicht beschriftet sind. Es gibt einige Felsen, die mit Bus und / oder Bahn zu erreichen sind, zumeist benötigt man jedoch ein Auto, um an den Fels zu gelangen.