Ich stehe am 30.12.2010, mit ein paar Freunden in San Juan del Sur an der Pazifikküste am Stand und bin verwirrt.
Es ist Dezember, Deutschland versinkt im Schnee und während ich meine Füße in das lauwarme Meerwasser halte, ziehen hellhäutige Menschen, mit breitem amerikanischen Akzent und ihren Surfbrettern unter den Armen an uns vorbei.
San Juan del Sur, hat wenig zu tun mit dem eigentlichen Nicaragua, mit dem Nicaragua, was ich bis jetzt kenne - ich könnte mich genau so gut an einem Mittelmeerstrand in Südeuropa befinden.
Weiter hinten im Meer dümpeln relativ luxuriöse Schiffe, ab und zu tuckert ein Segelboot vorbei, der zum Teil vermüllte Strand ist gepflastert von bunten Handtüchern, auf denen braun gebrannte oder gerötete Menschen liegen.
Es gibt fast mehr Strandbars und Kaffees als Palmen und auch die kleine Stadt, die sich hinter dem Strand ergibt, erinnert äußerst wenig an Nicaragua.
Die Straßen sind gut in Schuss gehalten; zu viele Autos versuchen auf ihnen Platz zu finden, ein teurer Surfladen reiht sich an den anderen; über siebzig Prozent der Leute auf den Straßen sind Ausländer und selbst auf dem Markt herrschen touristische Preise.
Schnell sind wir uns einig, dass wir hier lieber nicht länger bleiben wollen und so machen wir uns auf, nach Playa Maderas - ein kleiner Strand, zehn Kilometer nördlich von San Juan del Sur gelegen.
Die Natur dort ist noch viel schöner. Die großen Wellen locken so einige Surfer an, aber auch zum Baden geben sie einiges her.
Vom Strand aus begrüßen wir also das neue Jahr. Ich finde es sehr spannend, denn unter klarem Sternenhimmel, in kurzer Hose und T-shirt; an einem Lagerfeuer sitzend, für welches wir vorher Unmengen an Holz zusammen schleppten - habe ich Silvester noch nie gefeiert. Um Punkt zwölf Uhr, werden ein paar vereinzelte Raketen losgelassen, üblich ist es hier eher nicht, aber dafür springen wir alle ins Meer!
Das Feuer trocknet uns schnell danach; später schlafe ich gemütlich in der Hängematte unter Palmen ein und werde erst wieder durch die Sonnenstrahlen und das Vogelgezwitscher des nächsten Morgens geweckt.