Feindbild Islam - 8. Teil

Feindbild Islam - 8. Teil

Geert Wilders, neo-rechtsradikaler
"Islamkritiker", der zahlreiche der hier
beschriebenen Argumentations-
techniken gebraucht


Nachdem ich bereits hier den ersten Teil eine Leseprobe einer empfehlenswerten Untersuchung zu dem Feindbild Islam vorstellte, und im zweiten Teil und dritten Teil angefangen habe die ersten 11 typischen Argumentationstechniken der selbsternannten "Islamkritiker" zu entschlüsseln, setze ich nun diese Reihe der 20 häufigsten Argumentationsstrategien der Rechtspopulisten und "Islamkritiker" weiter fort.
Bisher hatten wir etwas über diese Techniken und Strategien erfahren:
  1. Aneinanderreihung von Negativbeispielen
  2. Beleidigen, herabwürdigen, verspotten
  3. Vorurteile
  4. Alarmismus, Dramatisierung, fiktive Bedrohungsszenarios
  5. Verzicht auf Belege und Beweise, Simplifizierung von Sachverhalten
  6. Ausblenden von Ursachen 
  7. Desinformation
  8. Apologetik der christlich-abendländischen Kultur, Eurozentrismus
  9.  Aufruf zum Nationalstolz und Einreden von Fremdenliebe
  10. Themenhopping
  11. Pauschalisierung
Nun geht es weiter.
Aus: Thorsten Gerald Schneiders (Hg.): Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen. Wiesbaden 2009.
(Wie schon mehrfach darauf hingewiesen: Große Teile des Buches lassen sich in dem obigen Googlebooks-Link einsehen. Insofern könnte man auch dort weiter lesen, wenn man nicht auf meinen nächsten Post warten möchte, oder noch besser: Kaufen.)
12. Verallgemeinerung von subjektiven Erfahrungen
Dass sich viele Muslime in Deutschland in dem Bild, das so genannte Islamkritiker von muslimischen Einwanderern zeichnen, nicht wieder finden können, liegt vor allem daran, dass es durch eine Vermengung von subjektiven Erfahrungen mit nicht repräsentativen Befragungen entstanden ist. In Die fremde Braut (2005) schildert Necla Kelek ihre (negativen) Erlebnisse aus der Kindheit in der Türkei und der Jugend als Migrantin in Deutschland. Außerdem beruft sie sich auf circa 50 geführte Einzelinterviews mit muslimischen Frauen (Schahbasi 2005: 103f).
Das Buch besteht im Grunde aus drei Teilen: Zwei umfassen die Beschreibung des Quellenmaterials, auf dem die Thesen ruhen, der dritte beinhaltet die Erklärungen und Schlussfolgerungen. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre gegen eine Methode aus qualitativer Sozialforschung und a posteriori-Argumentation nichts weiter einzuwenden, wenn sie denn für den Leser transparent präsentiert und nicht unentwegt in verallgemeinernden Äußerungen münden würde. Die Ergebnisse qualitativer Studien lassen nur bedingt Interpretationen zu. Aber schon der Untertitel von Die fremde Braut deutet die Pauschalisierung der Thesen an: Ein Bericht aus dem Inneren des türkischen Lebens in Deutschland. Im weiteren Verlauf des Texts finden sich schließlich reihenweise Aussagen im Stile von „in der türkisch-islamischen Gesellschaft ist“ oder „im Islam sind“. In der bisweilen unreflektierten Rezeption werden Keleks Aussagen bereits als quasi repräsentativ verkauft. So tauchen Beobachtungen, die lediglich mit ihren eigenen Erfahrungen begründet werden, wie etwa: „Langsam, aber unaufhaltsam wurden aus Gastarbeitern Türken und aus den Türken Muslime“ (2005: 131) in wissenschaftlichen Abhandlungen (Treibel 2006: 102) auf, und bloße Äußerungen über die Verbreitung von Kopftüchern finden sogar Eingang in Soziologielehrbücher (Schäfers 2006: 179). Selbst Ministerien berufen sich in Deutschland auf Necla Kelek – etwa beim sogenannen Gesinnungstest (siehe den Beitrag von Shakush in diesem Buch).
Auch die aus Somalia stammende niederländische Politikerin und Autorin Ayaan Hirsi Ali schreibt auf der Basis schrecklicher Kindheitserlebnisse, die sie vor allem „dem Islam“ anlastet; Mina Ahadi machte als junge Frau schlimme Erfahrung in ihrem Geburtsland Iran (2008); Alice Schwarzer haben ebenfalls iranische Extremisten offenbar so sehr erschreckt, dass sie ihr Bild über die Religion des Islam bis heute nachhaltig prägen. In ihren „islamkritischen“ Äußerungen kommt Alice Schwarzer jedenfalls permanent auf das immer wieder gleiche Erlebnis zurück: ihre Reise in den Iran zur Zeit der Islamischen Revolution 1979 (2002: 11ff.; 2002b: 173ff.; 2003; 2004; 2007): „In diesen dramatischen drei Tagen traf ich nicht einen unter den neuen Machthabern, der nicht unmissverständlich verkündet hätte: die Überlegenheit des Islams und die Verachtung aller ‚Ungläubigen‘ und ihrer ‚westlichen Werte‘; die Etablierung eines ‚Gottesstaats‘ samt Scharia; und den Schleierzwang und die Entmündigung der Frauen“, (2002: 11) Bereits damals sei ihr klar gewesen, schreibt Alice Schwarzer, „dass die es ernst meinen. Ganz wie Hitler“ (2006), aber in Deutschland wollten weder „die Fortschrittlichen, noch die Konservativen; weder die Medien, noch die Politik“ auf ihre Warnungen hören – „bis zum 11. September“ (2002: 9)

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