Feiertage zum Abschaffen: Weltverbrauchertag

Inzwischen gibt es ja für alles denkbare Gedenk- oder Feiertage. Gleich ist wieder so einer davon. Den Tag werden nicht viele kennen, dabei ist er einer Allerweltfigur gewidmet, die in jedem und jeder von uns steckt: Dem Verbraucher. Jawohl!

Der 15. März ist Weltverbrauchertag! Den Weltverbrauchertag gibt es zwar erst seit 1983, aber dafür ist der Verbraucher, genauer: Otto Normalverbraucher schon 1948 die Hauptfigur im Spielfilm „Deutsche Ballade“. Und vermutlich ist der Begriff noch älter. Gert Fröbe spielte den Otto Normalverbraucher – weil er nach dem Krieg so lang und dünn und hungrig aussah. Wer Fröbe aus späteren Rollen kennt, mag das zwar kaum glauben, aber es war wirklich so. Denn ein Normalverbraucher war nach dem 2. Weltkrieg jemand, der keinerlei besondere Zulagen auf seiner Lebensmittelkarte stehen hatte und deshalb mit entsprechend wenig über die Runden kommen musste, immer knapp am Verhungern vorbei.

Den Verbraucher gibt’s natürlich auch ohne Lebensmittelkarten noch, ich hab extra im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) nachgeschlagen, da steht es drin:

§ 13
 Verbraucher
Verbraucher ist jede natürliche Person, die ein Rechtsgeschäft zu einem Zwecke abschließt, der weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden kann.

In anderen Worten: Der Verbraucher, gern auch Konsument genannt, erwirbt zur privaten Bedürfnisbegriedigung Waren oder Dienstleistungen, er (oder sie) kauft also ein. Dass muss er auch, denn bis auf Äpfel oder Birnen wächst das, was man heute so zum Leben braucht oder zu brauchen vermeint, nicht auf Bäumen. Der Verbraucher ist also die Geschäftsgrundlage für so ziemlich alles, was derzeit auf diesem Planeten an menschlichem Gewese statt findet. Deshalb kommt er schon in Paragraf 13 BGB vor, ganz vorn, im allgemeinen Teil, dem Vorspann des bürgerlichen Rechts sozusagen.

Und weil die Welt schlecht ist, braucht es auch einen ordentlichen und umfassenden Verbraucherschutz. Zwar ist jeder Geschäftemacher in den Arsch gekniffen, wenn er keinen Verbraucher findet, der den Kram, mit dem der Geschäftemacher ein Geschäft zu tätigen beabsichtigt, keinen Käufer (was dann der Verbraucher ist) findet. Man sollte also meinen, dass der Verbraucher als wichtigste Quelle künftigen Profits gehätschelt und getätschelt wird. Doch weit gefehlt!

Die armen Verbraucher werden über den Tisch gezogen, dass der nur so kracht. Wenn es da nicht den Verbraucherschutz gäbe! Verbraucher werden mit verdorbenen, gepanschten, gar giftigen Lebensmitteln gefüttert, mit Knebelverträgen gefesselt, mit nachgemachten Uhren und gefälschten Markenklamotten betrogen, mit falschen Versprechen geblendet und am Ende auf übelste Art und Weise abgezockt. Dabei ist er doch ein schutzbedürftiges Wesen, das gehegt und gepflegt werden muss, damit man ihn auch morgen noch ausnehmen kann. So geht es ja oft: Gerade diejenigen, denen man am meisten verdankt, werden ausgenutzt und verachtet. Einerseits: Selbst schuld. Sei doch einfach mal der mündige Verbraucher, der bestimmt, was er will. Aber woher soll ein armer Verbraucher heutzutage denn wissen, was er will? Oder was er vielleicht besser wollen sollte?

Vor allem aber doch eins: Kein Verbraucher mehr sein wollen! Ein Benutzer möglicherweise. Besser ein Kenner, ein Genießer, jemand, der eben nicht nur verbraucht, sondern lebt. Und das am besten gut. Steckt euch euern Verbraucherschutz an den Hut! Wir brauchen keine Verbraucher. Keine Konsumenten. Nicht, dass ich konsumfeindlich wäre. Vor allem wäre ich gern menschenfreundlich. Lasst Menschen, nicht Verbraucher, um euch sein! Und das Leben wird sehr viel angenehmer!



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