Feiern für mehr Rechte: Der Christopher Street Day

Von Personello

Eine Straßenparade, bei der Schwulen und Lesben mal so richtig abfeiern – der Christopher Street Day ist nicht nur das. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Fest, das jährlich in vielen größeren Städten, zum Beispiel in Berlin, Köln oder Karlsruhe, stattfindet? Wir klären für euch die wichtigsten Fragen zum Christopher Street Day (CSD): Was ist der CSD und wie ist er entstanden? Wie wird er gefeiert und welche aktuellen Entwicklungen sind zu erkennen?

Was ist der Christopher Street Day?

Ein farbenfrohes und friedliches Fest. © Markus Merz

Der Christopher Street Day ist ein Festtag der homosexuellen und bisexuellen Bevölkerung. An diesem Tag wird für die Rechte von Schwulen und Lesben und gegen deren Diskriminierung demonstriert und klare politische Forderungen gestellt. Dennoch ist der CSD eine friedliche Veranstaltung, bei der schillernde Kostüme, tanz und Party im Vordergrund stehen.

Wie ist der CSD entstanden?

Der CSD hat seinen Namen von der Christopher Street in New York: Dort fand am 28. Juni 1969 ein Aufstand in der Bar Stonewall-Inn statt, der sich gegen die Polizei richtete. Die Polizei führte zu dieser Zeit regelmäßig Razzien mit schwulenfeindlichem Hintergrund durch, die nicht selten in Gewalt endeten. Schon wer sich in einer vermeintlichen Schwulenbar aufhielt, musste mit Schlägen, Tritten und einer Anklage seitens der Polizei rechnen. Der Aufstand im Stonewall-Inn war der Auftakt der weltweiten Schwulenbewegung.

Ein Jahr später beschloss ein Kommitee, dass der Jahrestag des Aufstandes gefeiert werden sollte. Seitdem wird in New York am letzten Samstag im Juni mit einer Straßenparade an diesen Tag erinnert. Der Christopher Street Day wurde in Deutschland erstmals 1979 in Bremen und Berlin gefeiert. Seitdem hat er sich immer mehr verbreitet und findet mittlerweile in ganz Deutschland und im Ausland statt, um mehr Rechte für Schwulen und Lesben zu fordern. Aus einer politischen Demonstration entwickelte sich ein Event, das mit einer großen Parade, Musik und bunten Kostümen einhergeht.

Wie wird der CSD gefeiert?

Der Christopher Street Day wird mit einer großen Parade durch die Stadt gefeiert. Die Teilnehmer treten entweder als Fußgruppen auf oder beteiligen sich mit großen geschmückten Wagen. Der CSD ist vor allem eins: bunt. Mit knappen Röcken, schrillen Kopfbedeckungen und Federboas wird die eigene Identität und Sexualität zur Schau gestellt. Musik, Show und Tanz machen die Parade zu einem schillernden Festzug. In jeder Stadt steht der CSD außerdem unter einem bestimmten Motto. Begleitet wird die Parade oft von anderen Veranstaltungen, wie Lesungen, Partys oder Konzerte. So gibt es häufig richtige Festwochen mit Terminen rund um den CSD.

Wann findet der CSD statt?

Der CSD findet in Deutschland nicht mehr am historischen 28. Juni statt, sondern an verschiedenen Terminen zwischen Juni und August. Eine Liste mit allen Terminen des CSD in Deutschland und ähnlichen Veranstaltungen gibt es hier.

Aktuelle Entwicklungen

Die Paraden finden mittlerweile in vielen Städten statt. © Markus Merz

Der Christopher Street Day setzt sich für die Rechte der Homosexuellen ein und passt seine Forderungen immer dem aktuellen politischen Geschehen an. Während sich die Forderungen in den Anfangsjahren noch stark auf die allgemeine Akzeptanz von Schwulen und Lesben richteten, steht aktuell zunehmend auch die gesetzliche Gleichstellung von Homosexuellen im Vordergrund. So wurde 2012 angeprangert, dass Homosexuelle zwar sogenannte “Eingetragene Lebensgemeinschaften” eingehen dürfen, diese aber nicht mit der Eheschließung unter heterosexuellen Paaren gleichgesetzt wird. Auch die aktuelle politische Debatte um die Gleichstellung von Homo-Ehen und das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare spiegelt sich in den diesjährigen CSD-Paraden wider. Das Motto des diesjährigen Berliner CSD lautet zum Beispiel: Schluss mit Sonntagsreden! Demonstrieren! Wählen! Verändern!. Die Forderungen des Berliner CSD umfassen unter anderem folgende Punkte:
  • Die Öffnung der Ehe für alle und die Gleichstellung von Familien mit gleichgeschlechtlichen Partnern
  • die volle Integration von Homosexuellen und anderen Minderheiten im Öffentlichen und im Privaten
  • mehr Verantwortung des Staates, die soziale Vielfalt zu fördern
  • Schluss mit der internationalen Missachtung von Menschenrechten
  • mehr Akzeptanz für Transsexuelle

Der CSD zieht auch immer einige Debatten mit sich. So hat in diesem Jahr die rechtsextreme Bürgerbewegung Pro Köln für Schlagzeilen gesorgt, als sie verkündete, beim CSD in Köln dabei sein zu wollen. Der Hintergrund: Schwulenfeindliche Attacken kämen besonders häufig von ausländischen Mitbürgern. Die Mitglieder des Kölner Lesben- und Schwulentags möchten die Rechtsextremen von der Parade ausschließen. Allerdings wird dies, wie Welt.de berichtet, nicht so einfach zu realisieren sein. Schließlich sei die Versammlungsfreiheit im Grundgesetz verankert.

Die Geschichte des CSD soll jetzt auch bald die Kinos erobern. Roland Emmerich plant einen Film über den Aufstand im Stonewall Inn. Emmerich möchte ein Drama schaffen, in dem der Aufstand aus der Persperktive eines schwulen Teenagers erzählt wird.