Fehler neun

Fehler neunAls ich in Afrika war, hat mein Lieblingsehemann einen Roomba gekauft. Einen Staubsaugerroboter. Ernsthaft! Nicht nur, dass der selbständig durch unser Wohnzimmer fährt und alle Krümel aufsaugt. Nein, manchmal bleibt er stehen und sagt z.B. „Fehler neun.“ (Stellt euch hier eine astreine Star Trek-Roboterstimme vor. Und nagelt mich nicht auf korrekte Zahlenangaben fest. Kann auch „Fehler sieben“ sein. Ist ja egal.)

„Fehler neun“ heißt dann laut Handbuch: „Ich hab grad ein T-Shirt gefressen.“ Bestimmt kann er das bald komplett auf Deutsch sagen: „Ich habe ein T-Shirt gefressen. Willst du es retten oder soll ich es verdauen?“ Oder auf Englisch, wenn man sich nebenbei bilden möchte. So cool.

Dann befreit man ihn vom T-Shirt und er saugt weiter. Und hinterher steh ich in meinem Wohnzimmer und freu mich, dass alles so schön sauber ist.

Wer sagt zu mir „Fehler neun“?

Wie cool wäre es, wenn es einen Roboter gäbe, der mich scannt und mir ab und zu mal sagt „Fehler neun“? Und im Handbuch stünde dann „Du vergeudest deine Zeit im Internet. So wirst du nie reich und berühmt!“

Oder „Es ist erst neun Uhr morgens und du kochst bereits den dritten Kaffee. So wird dieser Blogpost nie fertig.“

Oder einen, der mir sagt. „Deine Laune ist heute so schxxxx, schließ dich am besten in dein Zimmer ein.“ (Stellt euch hier wieder die Star-Trek-Stimme vor.)

Mit einer Handy-App würde das auch funktionieren… Meine Lieblingstochter hat seit Neuestem eine App auf ihrem iPod, die einem sagt, wie man gelaunt ist. Nun gut, das ist nicht ganz das, was ich mir vorstelle, aber ein erster Schritt.

Multifunktional

Aber noch muss ich meine Fehler selbst entdecken: „Achtung, Aufschieberitis droht!“ Das muss ich nicht nur selbst entdecken und selbst auch melden, ich muss auch noch selbst die Ursache suchen und dann selbst geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen! Das sind mal Herausforderungen an meine Multifunktionalität!

Zu erkennen, dass ich nicht mehr recherchiere, sondern nur noch sinnlos rumsurfe. „Ich muss noch was rausfinden, bevor ich genug zu dem Thema weiß.“, das ist eine Ausrede.

Das muss ich aber erst mal melden, also mir selber eingestehen! Das ist schon der zweite Schritt.

Ab hier verlassen wir die Roomba-Welt. Denn als nächstes kommt die Ursachensuche. Ach, wenn es doch nur ein verschlucktes T-Shirt wäre. Nein, es ist die Angst, mich beim Vortrag zu blamieren, die mich noch weiter recherchieren lässt. Die Sorge, Ablehnung zu erfahren, wenn ich um Hilfe bitte. Oh, das hatten wir vor langer Zeit schon mal! Der Post dazu hieß „Die Hosen voll?“

Und dann erst die Gegenmaßnahmen: Mich für eine Aufgabe bewerben, obwohl ich mich vielleicht nicht für 100 % qualifiziert halte. Meine Meinung sagen, obwohl ich weiß, dass mein Gegenüber eine deutlich andere vertritt. Meine Fähigkeiten selbstbewusst darstellen, obwohl mir dabei heimlich die Knie zittern. Mein „Scheitern“ eingestehen und um Hilfe bitten.

Erst wenn ich mich von meiner Blockade befreit habe, ist der Weg wieder frei. Jetzt kann ich mein Ziel weiter verfolgen.  Und dann, sobald ich es erreicht habe, balle ich die Faust: „Ja, das ist großartig. Ich bin großartig.“ Alles so schön sauber hier.

Und noch was: Wenn der Roomba einen Fehler meldet, dann reg ich mich überhaupt nicht auf. Ich schau, was das Problem ist, räume es aus dem Weg und er macht da weiter, wo er aufgehört hat. Genauso mach ich das in Zukunft bei mir auch. Denn der nächste „Fehler neun“ kommt bestimmt.

Genieß den Weg!



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