Fedora. Fedora – die Sonnenbebrillte. Hut, modisch, schick. Versteckt und resignierend, hausend, überwachend und den Glanz der Sterne erhaltend auf einer abgewrackten, von Lametta-Nostalgie heimgesuchten Residenz. William Holden, ein Land- und Landschaftsstreicher, säuselt aus dem Off. Mit "Fedora" kauften sich Billy Wilder und sein langjähriger Drehbuchautor I. A. L. Diamond die Ingredienzien der kostbaren Zeit zurück, den Boulevard der Dämmerung und den täuschenden Küstendunst aus "Avanti, Avanti!": Das züngelnde Blau des Meeres reflektiert einen ordinären Masochismus gespielter Aufrichtigkeit, die eigenhändig unvergänglich wurde. Wir dürfen uns jedoch nicht zum Narren halten lassen. "Fedora" suggeriert wie Fedora (blätterzart, umweltzerstörerisch: Marthe Keller) die Wahrheit aus der Lüge. Billy Wilders "Boulevard der Dämmerung" ist zur Ruhe gekommen, wehleidig eingeschlafen, kanonisch verblieben. Jetzt, zu späterer Stunde, erzeugt "Fedora" einen bedauernswerten Nachhall, der in der Multiperspektive einer Tragödie Film zum Offenbarungseid gerinnen lässt. An "Boulevard der Dämmerung" hing Wilder wie ein Trauergast an seiner verstorbenen Geliebten. Angesichts dessen war es ihm unmöglich, den Hauch eines Remakes auszuatmen, das gleichermaßen bitterleicht die Großaufnahme erstrebt. "Fedora" ist schmerzhaft, kaltexotisch, gestelzt verwinkelt, ja hässlich und vernarbt – der Film nagt an einer Erinnerung. Aber trotz aller Verletzungen im Showgeschäft überdauert ein Billy-Wilder-Kuss (immer noch) die Großaufnahme. Und sein Entertainment das Kino.
6 | 10