Seit ein paar Wochen steht ein Profimonitor – der Eizo Color Edge CG245W auf meinem Tisch – eine Teststellung, die ich in den nächsten Tagen wieder zurückgeben muß. Ich war sehr gespannt, ob mir das Ding die 2.000 € Strassenpreis wert wäre und wo genau die Unterschiede zu “herkömmlichen” Geräten liegen.
Zunächst einmal will ich vorausschicken, daß ich mich nie intensiv mit der Materie auseinandergesetzt habe. Ich bin zwar ein Technik-Freak, doch irgendwie fand ich das Thema nie wirklich spannend genug. Insofern bitte ich meine Laienhaften Ausführungen unter ebendieser Maßgabe zu lesen.
Fangen wir mal mit meiner Arbeitsumgebung an: Ich arbeite an einem 24” iMac mit Glossy-Display an den ich zusätzlich ein älteres 21” Apple-Cinema-Display als Zweitmonitor angeschlossen habe. Ich kalibriere meine Monitore mit meinem Spyder von datacolor. Ich war bisher sehr glücklich damit und die Ergebnisse aus den Druckereien lagen immer sehr dicht an dem, was ich auf meinem Bildschirm sah. Eigentlich kein Grund zu wechseln.
Der Eizo liegt preislich noch über dem iMac – also noch über einem Rechner und dem Monitor zusammen. Meine Erwartungen waren also entsprechend. Nach dem Auspacken, Anschliessen und zusammenstecken des “Daches” überlies ich dem Eizo zunächst die Kalibrierung. Der Monitor bringt seine eigene Kalibrierung mit. Es sieht schon sehr spacig aus, wenn das Kalibrierungstool am oberen Rand des Monitors ausfährt und selbstständig eine Kalibrierung vornimmt. Hätte ich die 2.000 € für den Monitor bezahlt, hätte ich jetzt zumindest schon mal ein erstes Gefühl der Bestätigung. Als er endlich fertig war, kam allerdings die Ernüchterung: “Das soll jetzt ein kalibrierter Monitor sein?“. Mein subjektives Gefühl: Zu dunkel, zu bunt, zu kalt… Hm!
Ich hatte irgendwo gelesen, daß sich das Gehirn irgendwie an die Farben des Monitores gewöhnt und deshalb anfangs erstmal irritiert reagiert. Dies sind nun also die “ehrlichen” Farben!?
Ich erinnerte mich daran, daß Papier auch nicht “leuchtet” und deshalb Profimonitore mit richtiger Kalibrierung relativ dunkel wirken. So What! War mir echt zu dunkel, denn der Monitor misst sich werksseitig mit einer Helligkeit von 80 cd/qm ein. Dies mag in einem dunklen Büro super aussehen – in meinem vollverglasten Wintergarten brauchst Du ne Menge Selbstbeherrschung um länger mit 80cd zu arbeiten. Es hat eine Weile gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie ich den Monitor dazu bringe, mir das Ganze auch “in heller” anzubieten, doch ich hab es dann irgendwie hingekriegt.
Nun standen die Beiden (Eizo und iMac) direkt nebeneinander und ich hatte einen Vergleich. Die Farben des iMac und auch der Kontrast sahen irgendwie “schöner” aus. Ich rede mir mal ein, daß das mit meinem “gelernten” Betrachtungsverhalten zu tun hat. Außerdem bietet der iMac ein Glossy-Oberfläche, was ihm zu einem satteren Schwarz verhilft. Realistischer ist es dadurch mitnichten. Nach ein paar Tagen am Eizo fiel mir auf, daß sich meine Augen an so langsam an den Monitor gewöhnt hatten. Die Farben “stimmten” für mich (Farbtemperaturseitig) und das Dach des Eizo´s empfand als einen Segen – gerade in meinem “Wintergarten”, in dem sich eine Menge Stör-Lichter befinden. So ein “Dach” kann man übrigens für den iMac nachkaufen – wird wohl eine der ersten Anschaffungen sein, die ich in den nächsten Tagen machen werde.
Kommen wir zu meinem Fazit. Ich stelle mein Fazit mal bewusst mit dem iMac in den Vergleich, da ich denke, das es für den einen oder anderen hilfreicher sein könnte.
Verarbeitung:
Saubere Verarbeitung aus Kunststoff da gibts nichts zu meckern. Einen Stern für das Produkt-Design würde ich dem Eizo dennoch nicht geben. Hübsch ist er nicht… (in meinen Augen). Der iMac wirkt in der Verarbeitung eindeutig “wertiger”
Ergonomie
Der Eizo lässt sich in alle Richtungen drehen und kippen, was einer optimalen Ausrichtung an die eigene Arbeitsweise und den Schreibtisch sehr zuträglich ist. Der iMac lässt sich lediglich kippen. Man kann den Eizo sowohl horizontal als auch vertikal benutzen, ist aber streckenweise etwas irritiert, da man unterschiedliche Kräfte anwenden muß, um den Monitor einzurichten. Der Martin kann da ein Lied von singen Ich erwarte bei einem Gerät dieser Preisklasse, das sowas intuitiv anwendbar ist. Trotzdem – Punkt für den Eizo!
Farben:
Die vom Eizo kalibrierten Farben empfinde ich als “zu bunt” was sicherlich daran liegt, dass er einen größeren Farbraum als der iMac hat. Trotzdem irritiert es mich etwas. Einfach “händisch” ein paar Farben rausnehmen, wollte ich auch nicht … dann “stimmt” es ja wieder nicht mehr… Vielleicht hab ich auch durch das Einmessen mit einer Helligkeit von 140 cd einen Fehler gemacht… Ich sag mal “unentschieden”
Kontrast:
Ich würde den Kontrast als “ausgewogen” und ehrlich bezeichnen. Hier punktet der Eizo
Schärfe
Ich kann keinen unterschied zum iMac feststellen. Unentschieden!
Ausleuchtung
Entgegen Martins Fazit – kann ich hier von “Superausgewogen und gleichmäßig” sprechen. Mir fällt kein Abfall zu den Rändern auf . Hier braucht der iMac etwas Anlaufzeit um warm zu werden. Der Eizo hingegen ist “sofort da”. Einen Punkt für den Eizo!
Die Arbeit am Monitor
Nun kommen wir zum großen Punktgewinn für den Eizo. Auch nach 8 Stunden intensiven Arbeitens am Monitor hab ich keine “Augenschmerzen”. Des entspiegelte, matte Display des Eizo ist superangenehm. Würde ich ausschliesslich am Monitor arbeiten, wie z.B. ein Grafiker wäre das mein Kaufargument.
Fazit
Obwohl der Eizo in Summe gegenüber dem iMac punktet, bin ich persönlich zu geizig, 2.000€ für den Eizo hinzulegen. Da erfülle ich mir lieber noch den einen oder anderen Objektiv-Wunsch. Die Arbeit am Monitor macht für mich als Fotograf 50% des Jobs aus, doch da leistet der iMac einen für mich absolut guten Job. Würde das Geld bei keine große Rolle spielen, würde ich den Eizo meinem iMac vorziehen. Ich denke, dass Grafiker, oder Fotografen bei denen die Postproduction einen Großteil der Arbeit ausmacht, mit einem solchen Gerät bestens bedient sind. Ich freu mich jetzt erstmal über die Erfahrung und danke Eizo für die Gelegenheit.