„Da steh ich nun…“. Und ganz ehrlich: Nach dieser Faust-Inszenierung habe ich auch nichts anderes gesehen als das, was schon da war. Geschmeckt hat es dabei nicht besser oder schlechter, es hatte den Geschmack von Aufgewärmten und das ist nun ja….bekanntermaßen fade! Von einer Inszenierung, die zu „Radikal Jung“ eingeladen wird, hätte ich etwas erwartet, das mich entweder begeistert, schockiert, auf jeden Fall aber bewegt. Es waren durchaus ein paar Momente dabei, etwa die Wette im Prolog und die Szene in Auerbach‘s Keller, die so etwas wie Farbtupfer im ansonsten recht lilablassgrauen Einheitsbrei waren. Ja, wenn ich den Abend mit einem Wort beschreiben müsste, farblos würde es am ehesten treffen. Keine schönen Bilder, es sticht aber auch nichts unangenehm ins Auge.
Das Bühnenbild ist schwer zu beschreiben, eine Art multifunktionale Werkstatt und gut ausgetüftelt, bietet es die Möglichkeit, von oben auf das Geschehen herabzublicken, Fausts Schreibstube kann zum Wirtshaus, zu Gretchens Haus, zur Wohnung von Marthe und am Ende sogar zur Kirche umfunktioniert werden. Es ist praktisch, aber nicht spektakulär. Sehr witzig und ein echtes Highlight finde ich die Idee, Gott im Prolog mit einer Art Aufzug fahren zu lassen und auch die Szenen hinter der Schattenwand sind gut gelöst, weil sie eine Stimmung und Bilder kreieren, die im Gedächtnis bleiben und in dieser Art in der Inszenierung viel zu selten zu finden sind.
Von den Schauspielern bleibt mir Benjamin Mährlein als Mephisto im Gedächtnis, weil er angenehm überdreht wirkt und eine Energie an den Tag legt, die Faust (Mathias Znidarec) und Gretchen (Ella Gaiser) stellenweise fast etwas blass wirken lässt. Die beiden haben zwar jeder für sich Momente, in denen sie sprachlich nicht präzise, dafür aber emotional ganz im Stück sind, im Ganzen und im Spiel miteinander schaffen sie es aber nicht, den Abend zu tragen.
Moritz Schönecker hat seine Hausaufgabe solide gemacht, da sie aber schon so viele große Namen vor ihm und mit Bravour gelöst haben, fällt das nur leider gar nicht auf und war vielleicht sogar ein Ding der Unmöglichkeit. Die Hausaufgabe der Jury von „Radikal Jung“ lautete, acht Inszenierungen zu finden, die außergewöhnlich sind. Acht Inszenierungen wurden gefunden, im Fall von Faust, dem am Ende einfach das Außergewöhnliche fehlt, ist die Aufgabe zwar erledigt, erfüllt ist sie nicht.