Faszination Wal- und Delfinbeobachtung

Von Daniel Dorfer @reise_blog

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“Diese Tiere haben etwas Segensreiches. Sind sie anwesend, ist jeder Tag unvergesslich.” (Patrick Leigh Fermor)

Von Kindesbeinen an zieht mich als Bewohner der Berge das Meer mit seinen kleinen und großen Bewohnern magisch in seinen Bann. Und wie fast jeden den ich kenne sind es im Speziellen die Meeressäuger wie Delfine und Wale, die eine ganz besondere Faszination ausüben. Auf meinen Reisen und Kreuzfahrten weltweit habe ich daher immer wieder die Nähe zu ihnen gesucht, zugegeben anfangs eher etwas unbeholfen und mit wenig Verstand, später dann mit etwas mehr Wissen in Sachen Wal- und Delfinbeobachtung. Diese Begegnungen und Erlebnisse möchte ich in diesem ganz speziellen Beitrag gerne an meine Leser weitergeben.

Sylt, Deutschland, Nordsee

Bereits 1997, während meiner Zeit bei der Bundeswehr, durfte ich durch einen glücklichen Zufall Schweinswale in der ruhigen Nordsee vor Westerland auf der Insel Sylt beobachten. Bilder davon existieren leider nicht, die schöne Erinnerung an die kleine Walart jedoch sehr wohl.

Teneriffa, Kanarische Inseln, Spanien

Aufregend und abstoßend zugleich war meine erste wirklich nahe Begegnung mit einem Orca, auch Schwertwal oder Killerwal genannt, während einer Show im berühmt berüchtigten Loro Parque auf Teneriffa 2006.

Die Zurschaustellung dieser gewaltigen und wunderschönen Kreatur im Stundentakt vor neugierigen Zuschaueraugen hat mir wirklich zu denken gegeben. So toll ich die Show auch anfangs fand – ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Wal in Gefangenschaft das so toll fand. Nicht zuletzt wegen “Free Willy – Ruf der Freiheit” hatte ich da so meine Bedenken und sah mich nun darin bestätigt.

Immer wieder las ich in den Jahren darauf Berichte über Selbstmordversuche von Orcas in Gefangenschaft und insbesondere der Zoo auf der Kanareninsel war tauchte dabei immer wieder negativ in den Schlagzeilen auf.

Sea World hat mittlerweile nach jahrelangen Protesten von Tierschützern die Zucht von Orca-Walen aufgegeben und damit auch seine Kooperation mit dem umstrittenen Loro Parque auf Teneriffa beendet. Das ist zumindest ein Anfang…

http://de.whales.org/news/2016/03/seaworld-beendet-orcazucht

Die Tierschutzorganisation PETA fordert aktuell die Freilassung der Orca-Dame Morgan aus der Gefangenschaft im Loro Parque, eine Petition welche ich mit Nachdruck unterstütze:

 http://www.peta.de/morgan#.WLPcCvIyH4A

Montego Bay, Jamaika, Karibik

Meine erste Begegnung mit einem Delfin hingegen sollte eine zufällige in freier Wildbahn werden und was soll ich sagen? Sie war wunderschön!

Während meiner Zeit als DJ an Bord der AIDAvita durfte ich auch den ein oder anderen Landgang der Passagiere begleiten und so ergab es sich, dass ich kurz vor Weihnachten 2009 auf einem Katamaran vor Montego Bay auf Jamaika in der Karibik unterwegs war. Die kurze Strecke vom Dr. Cave Beach zurück zum Schiff wurde dann zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle an Bord, denn ein neugieriger Delfin begleitete uns einen Teil des Weges und sorgte damit für helle Aufregung bei den Mitreisenden und mir.

Curacao, ABC-Inseln, Karibik

Nachdem nun fest stand, dass ich diese faszinierenden Wesen  gerne noch einmal sehen wollte achtete ich sorgsam darauf wo dies auf meinen kommenden Reisen möglich war. Im Jahr 2011 ergab sich dann während einer Woche auf der ABC-Insel Curacao endlich wieder die Möglichkeit.

Das Sea Aquarium Curacao in Willemstad bietet mit der Dolphin Academy Curacao eine angeblich sehr humane Möglichkeit Delfine zu beobachten und ihnen gegen Aufpreis auch persönlich zu begegnen. Laut eigener Aussage des Delfinariums haben die Delfine in dieser Einrichtung die Möglichkeit jederzeit ins offene karibische Meer zu schwimmen, sie bevorzugen es jedoch hier zu leben und gebären sogar ihren Nachwuchs in den Becken des Aquariums, was man in einem Film im hauseigenen Kino stolz präsentiert.

Mein Freund der Tauchlehrer Dirk Penzel erklärte mir einst, dass so ein weißer Delfinbauch ein gutes Zeichen dafür sei, dass der Delfin nicht mit Medikamenten vollgestopft sei. Bei diesem Jungtier schien mir also alles in bester Ordnung…

…bei seiner Mutter allerdings nicht wirklich – der Bauch war leicht rosa eingefärbt. Ein untrügliches Zeichen für die Verabreichung von Medikamenten, zumindest bei dieser Delfinart. 

Natürlich möchte man einen Delfin am Liebsten aus der Nähe sehen und noch lieber wenn sie ihre Kunststücke in einer solchen Delfinshow zum Besten geben, denn in freier Wildbahn kommt man selten so nah ran und sieht noch seltener dieses antrainierte Verhalten.

Cancun, Mexiko

Die Steigerung des Ganzen wäre nur noch Schwimmen mit Delfinen, ganz nah am Objekt der Begierde. Natürlich weiß ich von den Erfolgen der Arbeit dieser sensiblen Tiere mit kranken und behinderten Menschen – “Delfintherapie” ist hier das gern benutzte Schlagwort.

Doch können einem als Tierfreund solche barbarischen Trainingsmethoden mit dem Stock wie hier in Cancun egal sein?   Diese Aufnahme entstand im Frühjahr 2013 zufällig und heimlich, ohne Wissen des Trainers und unter den sichtlich erbosten Blicken meines Freundes Dirk in Mexiko. Der leidenschaftliche Taucher hat mir in dieser Hinsicht gehörig seine Meinung gegeigt und damit die Augen geöffnet. Seither ist für mich eines ganz klar:

Delfine und Wale beobachte ich nur noch ein freier Wildbahn!

Delfinarium? Nein, Danke!

Madeira, Portugal

Seither versuche ich den scheuen, klugen und neugierigen Tieren auf andere Weise näher zu kommen, was oft sehr mühsam ist, wie etwa im Herbst 2013 vor der Küste von Madeira.

Nach stundenlangem Suchen auf tierisch unbequemen Bänken endlich ein paar Tiere die dann fluchtartig das Weite suchen, während zwei Schnellboote mit Touristen ihnen folgen. Das war Stress pur für die Fluchttiere und hinterließ bei mir neben eingeschlafenen Gliedmaßen vom unbequemen sitzen auch ein ganz schlechtes Gefühl in der Magengegend.  Delfine beobachten mit dem Speedboat vor Madeira bekommt von mir daher definitiv einen Daumen nach unten. So macht die Wal- und Delfinbeobachtung keinen Spaß. Die komplette Story gibt es hier zum Nachlesen: http://fernwehblog.net/delphine-beobachten-mit-dem-speedboat-auf-madeira/

Boa Vista, Kapverdische Inseln

Anfang 2014 ging es dann nach Boa Vista auf den Kapverden und in den fischreichen Gewässern vor der Insel haben Buckelwale im Sommer ihr Jagdrevier.

Ziemlich verwackelt und dennoch recht gut wurden diese Aufnahmen  vom Whalewatching vor Boa Vista. Auch mir wurde bei den meterhohen Wellen ziemlich flau im Magen, aber das Erlebnis war großartig und der Nachgeschmack schon wesentlich besser. Da der sichtlich entspannte Skipper sonst eher mit seinen Touristen zum Fischen auf den Atlantik fährt hat er auch hier ganz ohne Hektik erreicht was er wollte. Allerdings sind Wale auch bei weitem nicht so flink unterwegs wie ihre kleinen Artverwandten die Delfine. Aber wenn sie mal abtauchen dann sind sie schon mal 30 – 45 Minuten weg. Der ganze Bericht über diese Whalewatching-Tour ist hier zu finden: http://fernwehblog.net/whale-watching-vor-boa-vista/

Mauritius

Auch auf Mauritius Anfang 2015 versuchte ich wieder einmal mein Glück. Angeboten wurde hier sogar das Schwimmen mit Delfinen in freier Wildbahn. Klingt gut, oder?

Was  die Einheimischen Fischer beim Delfin Trip mit BBQ vor Mauritius dann jedoch ablieferten glich leider eher einer über Handys abgesprochenen Treibjagd. Zwar war die große Delfinschule vor der Küste der Insel schnell gefunden, jedoch waren wir am späten Vormittag bei weitem nicht das einzige Boot im Indischen Ozean vor Mauritius. Und auch das angepriesene Schwimmen mit den Delfinen war eher ein ins Wasser gescheucht werden sobald man den Tieren wieder etwas näher war. Zumindest hielt man sich bei zwei Anläufen halbwegs an die Empfehlung die Delfine nicht länger als 15 Minuten zu belästigen.

Leider etwas zu spät lernten wir einen freundlichen Taxifahrer und Fremdenführer kennen, welcher unter anderem einen Delfin Trip anbietet, der schon früh morgens startet und laut seinen eigenen Angaben wesentlich tierfreundlicher abläuft. Weitere Informationen dazu gibt es im Beitrag über die Tour: http://fernwehblog.net/delfin-trip-und-bbq-auf-mauritius/

Golfo Aranci, Olbia, Sardinien, Italien

Im Herbst 2015 stand Sardinien auf dem Reiseplan und bereits im Vorfeld hatten wir über das Internet eine Tour zur Delfin- und Walbeobachtung nahe La Maddalena gebucht. Doch aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und des schlechten Wetters wurde diese leider abgesagt und der Termin auch nicht nachgeholt. Schade eigentlich, denn die Gegend im Norden der Insel gehört zum riesigen Meeressäuger-Schutzgebiet “Pelagos Sanctuary”, welches sich im Mittelmeer von der Küste Südfrankreichs und Liguriens in einem großen Dreieck über Korsika bis in den Norden Sardiniens erstreckt.

Was uns blieb war in Sardinien von Land aus die Delfine zu beobachten, wozu man aber viel Geduld und ein starkes Teleobjektiv oder Fernglas braucht. Die Natur kommt eben nicht auf Bestellung und das macht solche Momente auch so einzigartig. Nahe Olbia, im Golf von Aranci, liegen Fischfarmen im Wasser welche die Tümmler gerade in den Abendstunden magisch anziehen.

Leider hatte ich nur mein 280er-Teleobjektiv mit im Reisegepäck, daher waren nach stundenlangem Warten während eines bezaubernden Sonnenunterganges in weiter Ferne auch nur solche Bilder möglich. Ein Erlebnis war es aber allemal und wir waren die Einzigen an diesem Tag am Strand im Golfo Aranci. Tierfreundlicher als hier geht es kaum. Einen Bericht über dieses Erlebnis gibt es wegen mangelnder Bilder nicht. Mehr dazu weiß jedoch dieser Artikel zu berichten:

http://sardinien.com/a1020/articles/1020/dolphin-watching-golfo-aranci/

Seychellen, Indischer Ozean

Am Schönsten waren immer noch die ganz unverhofften, spontanen Zufallsbegegnungen mit den freundlichen Meeressäugern, wie etwa beim Islandhopping auf den Seychellen oder zu Beginn des Beitrages vor Jamaika.

Beide Male haben uns die Delfine einfach ein Stück des Weges begleitet, sind auf der Bugwelle mitgesurft und uns mit ihrem Anblick erfreut. Beide Male waren wir ohne Motor, nur mit der Kraft des Windes unterwegs und hatten die Segel gesetzt. Zuviel Lärm unter Wasser ist auf jeden Fall einer der Faktoren, der Delfine verscheucht. Mehr zu den faszinierenden Seychellen und der wunderbaren, gut geschützten Natur dort findet ihr hier: http://fernwehblog.net/tag/seychellen

Imperia, Ligurien, Italien

Das bisher absolute Highlight in Sachen tierfreundliche und verantwortungsvolle Delfin- und Walbeobachtung war auf jeden Fall Ligurien im Herbst 2016. Es war zugleich der beste Beweis dafür, dass man um einen Delfin oder einen Wal in freier Wildbahn erleben zu können gar nicht so weit reisen muss.

Ein Team von erfahrenen Skippern, Naturschützern und Meeresbiologen organisiert im oben bereits erwähnten Meeressäuger-Schutzgebiet “Pelagos Sanctuary” im Mittelmeer vor der Küste von Ligurien Wal- und Delfinbeobachtungstouren mit absolutem Mehrwert.

Insgesamt zwei unterschiedliche Pottwale, eine Meeresschildkröte und natürlich…

…eine Delfinschule durften wir an diesem wunderbar sonnigen Tag im Spätsommer erleben. Viele Bilder und ein detaillierter Bericht über diesen tollen Tag erwarten Euch hier: http://fernwehblog.net/whalewatching-im-mittelmeer/

Soweit also zu meinen bisherigen Erfahrungen auf Wal- und Delfinbeobachtung weltweit. Sicher bin ich mir, dass es nicht dabei bleibt und noch viel sicherer, dass ich genau schaue mit wem ich da auf Wal- und Delfinbeobachtung gehe.

Mein ganz persönliches Fazit: Begegnungen mit Delfinen und Walen werden zwischen Alaska und Australien mittlerweile nahezu überall am Meer angeboten – selbst wenn die Chance auf Sichtung zwecks fehlender Population eher gering ist. Das Angebot reicht von einfachen Bootstouren mit der Möglichkeit diese Tiere zu sichten und zu fotografieren, über dressierte Delfine in Delfinarien bis hin zur sehr teuren, persönlichen Begegnung mit den klugen Wildtieren in Gefangenschaft. Letzteres lehne ich mittlerweile strikt ab, ich unterstütze keine Geschäftemacherei mit Delfinen und Walen im Aquarium oder Delfinarium. Die Wal- und Delfinbeobachtung  in freier Wildbahn ist das viel größere Abenteuer und außerdem ein noch schöneres (Erfolgs-)Erlebnis, auch wenn die Tiere nicht immer gleich Kunststücke vorführen. Vorab erkundige ich mich inzwischen jedes mal genau im Internet, ob die Touren auch tiergerecht ablaufen. Spontane Bootstouren mit irgendwelchen dubiosen Billig-Angeboten am Hafen gibt es bei mir definitiv nicht mehr. Seriöse Anbieter geben mittlerweile sogar Garantien für Sichtungen und bieten kostenlose Ersatztermine, falls es mal nicht klappen sollte.

Mehr Informationen rund um das Thema verantwortungsvolle Wal- und Delfinbeobachtung bietet der WDC-Ratgeber Walbeobachtung – einfach kostenlos online bestellen bei http://de.whales.org/.

…und auch bei Amazon wartet wieder jede Menge Lesestoff zum Thema Wal- und Delfinbeobachtung:

Disclaimer: Dieser Beitrag zum Thema Wal- und Delfinbeobachtung  wurde in keiner Form gesponsert.