"Man klagt zu Unrecht, dass unsere Zeit keine Philosophen mehr habe", pflegte der Theologe und Wissenschaftler Adolf von Harnack zu sagen, "sie sitzen nur jetzt in der anderen Fakultät und ihre Namen sind Planck und Einstein."
Mit beiden sind die Anfänge der Quantenphysik in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts untrennbar verbunden. Doch es sollte bis zum Beginn der dreißiger Jahre dauern, bis von Bohr, Heisenberg, Pauli, Schrödinger und anderen solide Vorstellungen ausgearbeitet wurden, die den Begriff einer physikalischen Theorie rechtfertigen. Seither entwickelt sich die Quantentheorie ständig weiter und gilt heute als die empirisch am besten bestätigte Theorie im Bereich der Physik.
Die Quantenphysik befasst sich mit dem Verhalten und den Wechselwirkungen der kleinsten (Materie-)Teilchen und ist Oberbegriff für verschiedene Quantentheorien, wie beispielsweise die Quantenmechanik oder die Welle-Teilchen-Dualität.
Exkurs: Bei einer Reise in das Innere der Materie gelangen wir über Kristallgitter bzw. Moleküle zunächst auf die Stufe der Atome. Die Physik des letzten Jahrhunderts hat gezeigt, dass Atome keineswegs unteilbar sind, sondern, dass sie aus einer Elektronenhülle und einem kompakten Atomkern bestehen. Der Atomkern wiederum besteht aus den positiv geladenen Protonen und den elektrisch neutralen Neutronen. Beide werden unter dem Begriff Nukleon zusammengefasst. Auch Nukleonen besitzen eine innere Struktur. Die darin enthaltenen Teilchen, die Quarks, werden heute zusammen mit den Elektronen als die elementaren Bausteine der Materie angesehen (abgesehen vom Postulat der String-Theoretiker: Die Stringtheorie vereint eng verwandte hypothetische physikalische Modelle, die Strings, also vibrierende bzw. in bestimmten Frequenzen schwingende Energie(-Fäden) als Bestandteile von Quarks und Elektronen annehmen und somit letztendlich als fundamentale "Bausteine" von Materie ansehen. In den 90er Jahren formulierte Edward Witten die "M-Theorie", die alle fünf bislang nur für sich geltenden Superstringtheorien und die Supergravitation vereinigen konnte und den Anspruch stellt "die große Theorie von Allem" zu sein, da sie theoretisch alle bekannten Naturkräfte einheitlich beschreiben kann. Die Theorie setzt mindestens 11 Dimensionen voraus und konnte bisher noch nicht experimentell bestätigt werden).
Die Erkenntnisse der Quantenphysik sind mehr als phänomenal und mitunter atemberaubend - stellen sie doch die bislang entdeckten Gesetzesmäßigkeiten der klassischen Physik (der Physik für den Makrokosmos, also für "das Große" und mit den menschlichen Sinnesorganen Wahrnehmbare) völlig auf den Kopf. Die Welt im Mikrokosmos tickt entschieden anders. Die Quantenphysik nimmt uns unter anderem die Illusion einer "objektiven Realität", sowie die Rolle eines "neutralen Beobachters" - zumindest im Kleinen. Anhand diverser Versuchsreihen und Experimente (das bedeutendste ist wohl das "Doppelspalt-Experiment") wurde erkennbar, dass ein beobachtendes Bewusstsein (das des Experimentators) den Verlauf des Experiments entscheidend beeinflusst bzw. steuert und faktisch dessen Ergebnis bestimmt. "Bewusstsein erschafft Realität" ist eine in der Konsequenz oft geäußerte Kernaussage von Quantenphysikern und es hat den Anschein, als ob sich die sog. Neue Physik aus Sicht ihrer Erkenntnisse und Auffassungen immer mehr an Aussagen fernöstlicher Philosophien annähert. Tatsächlich gibt es viele Ähnlichkeiten zwischen den Jahrtausende alten Lehren des Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und der westlichen Wissenschaft über die Beschaffenheit der Dinge.
Die Behauptung der drei großen fernöstlichen Philosophien, dass Geist bzw. Bewusstsein die Grundlage und letzte Ursache allen Seins (aller Materie) sei, kann die Quantenphysik mittlerweile nachvollziehen. Es wurde auf subatomarer Ebene gezeigt, dass Materie im Kleinen nicht aus physischen Teilchen, sondern ausschließlich aus "Wahrscheinlichkeitsverteilungen" besteht. Erst das Eingreifen eines beobachtenden Bewusstseins lässt die Wahrscheinlichkeits-verteilung "kollabieren" und ein physisches Teilchen manifestieren (Erkenntnisse aus dem Doppelspalt-Experiment). Vereinfacht ausgedrückt manifestieren sich im Kleinen Teilchen erst, wenn man hinsieht (misst).
Ebenso kann die Aussage "Wir sind alle eins, sind alle miteinander verbunden und haben ein und denselben Ursprung" nicht nur konsequenterweise aus der Urknalltheorie (der Beginn von Raum, Zeit und Materie aus einer Einheit heraus) abgeleitet, sondern auch durch das Phänomen der "Quantenverschränkung" hergeleitet werden.
Vereinfacht ausgedrückt müssen zwei räumlich getrennte, jedoch im Vorfeld miteinander verschränkte Teilchen als eine Einheit gesehen werden, da beide Teilchen unabhängig von der räumlichen Distanz (z.B. Erde <--> Mond) weiterhin in einer Beziehung stehen: Die Reaktion auf eine Zustandsänderung (durch einen äußeren Reiz) des einen Teilchens ist augenblicklich auch beim anderen Teilchen messbar. Quantenphysiker behaupten, dass die Information hier allerdings nicht in der Raumzeit "übertragen" werde (dies wäre ein Verstoß gegen Einsteins spezielle Relativitätstheorie, nach der sich im Raum nichts schneller als das Licht bewegen kann = ca. 299.792 km/s), sondern "auf einer anderen (Informations-) Ebene". Da zum Zeitpunkt des Urknalls Materie aus einer Einheit heraus entstanden sei und sich andauernd "ausdehnt" (das Universum expandiert fortwährend) postulieren Physiker vereinzelt auch eine generelle Verschränkung, also eine, trotz räumlicher Distanz, generelle "Verbundenheit" aller existenter Materie.
Diese und weitere Erkenntnisse der Quantenphysik und dessen experimentellen Herleitungen sollen in weiteren Artikeln vertieft und in möglichst verständlichen Worten wiedergegeben werden. Es wird dabei auch weiterhin der Versuch unternommen werden, einzelne wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Jahrtausende alten Weisheiten der fernöstlichen Philosophien und weiteren spirituellen Lehren abzugleichen.