Faszination 3D

Vor etwa zwei Jahren war ich frustriert, dass ich mit dem Recurve bei den naheliegenden 3D-Turnieren kaum Gegner hatte. Auch bei höherwertigen Turnieren wie dem 3D Masters gab es keine Alternative, da dort kaum Recurvebogenschützen auftraten. Schließlich habe ich dann dafür mit dem Compoundschießen begonnen.

Nun haben sich aber innerhalb dieser zwei Jahre die Bedingungen geändert:

  • Der DSB hat den Landesverbänden freigestellt, 3D-Landesverbandsmeisterschaften durchzuführen.
  • Der NSSV hat 2013 erstmals eine 3D-LM durchgeführt.
  • Mit der Mitgliedschaft im NBSV, DBSV und neuerdings AAE ergeben sich neue Optionen auf höherwertige 3D-Turniere und -Meisterschaften.
  • Auf der letzen 3D-Masters waren immerhin schon vier Recurveschützen.

Somit ist auch für mich die Attraktivität des 3D mit dem Recurve wieder gestiegen. Inzwischen habe ich dann ja auch meine ganze Bogenausstattung darauf umgestellt. Der Compound liegt still ruhend auf dem Speicher und wartet auf spätere Einsätze.

Was aber macht die “Faszination 3D” eigentlich aus? – Zunächst: Ich liebe Feldbogen, also alles was mit im Gelände gestellten Zielen zu tun hat. FITA auf der Linie und dem flachen Platz ist dagegen langweilig, es ist zwar ein Draußen-Sport, aber “Outdoor” ist etwas anderes. Im Feld muss ich alles, was ich für einen Wettkampftag brauche, mit mir führen: Essen, Getränke, Ersatzmaterial wie Sehne, Tab und ähnliches, Fernglas, Hautschutz, Mütze, Regenschutz usw. – Das Wesentliche ist aber die Erfahrung des Geländes: Bergauf- und -abschüsse, Diagonalschüsse am Hang, Schüsse durch dichte Baumbestände hindurch oder über freie Bergwiesen, Schüsse bei schlechten Standbedingungen usw.

Das ist eine Herausforderung ohne Gleichen! Hinzu kommt die körperliche Belastung durch das Wandern im Gelände. Manches Mal fragt man sich warum man sich das antut, warum man sich z. B. nach einem steilen Bergaufstieg fast die Lunge auskotzt oder nach einem Wolkenbruch bis auf die Unterwäsche durchnässt ist. – Ich glaube: Es ist eine Art der Natürlichkeitserfahrung, die man in unserer modernen Welt nur noch in Form eines “echten” Outdoor-Sports machen kann.

Die klassische Feldbogenrunde war mein Einstieg in diese Faszination. Mit den definierten Zielgrößen ist ein Schätzen der Entfernungen gut möglich und mit der Zeit trifft man auch alle Scheiben und Auflagen. Beim 3D entfällt in den meisten Fällen die Abschätzbarkeit der Entfernung. Klar, man kann alle Tiere der verschiedenen Hersteller auswendig lernen. Aber wer möchte das schon? – Somit liegt die Faszination auch und besonders im Risiko des Vorbeischießens: Wird der Pfeil treffen? Werde ich ihn ggf. wieder finden? Oder zerbricht er beim Aufschlag auf einen Stein oder ähnliches? – Und ganz zum Schluss ist das Ganze natürlich auch ein stiller Appell an den Jagdinstinkt im Menschen (bzw. im Mann?).

Szene AAE-Championships

Szene AAE-Championships

Ein schönes Mittelding zwischen Feld- und 3D-Runde ist übrigens die Waldrunde im DBSV: eine 28-Ziele-Runde auf Tierbildauflagen. Hier besteht weniger die Gefahr des Pfeilverlust, weil ja knappe Fehlschüsse dennoch auf der Scheibe landen.

In dieser Sommersaison ist dann auch mein gesamtes Turnierprogramm auf die “Outdoor”-Turniere ausgelegt. Klassische FITA-Turniere schieße ich nur in Bassum (Gr. FITA) und 70 Meter nur im DSB-Meisterschaftsprogramm. Ggf. noch die Gr. FITA in Celle. Keine Kleine FITA, kein 30-Meter-Turnier.

Hinzu kommt: Ich bin super erfolgreich! Ein 2. Platz auf den 3D-Masters 2014, mehrfacher Meister bei den bisherigen Landesmeisterschaften im DBSV-Verbund, zuletzt AAE Bowhunter Champion. – Natürlich zahlt sich hier die gute Schießtechnik aus dem FITA-Training aus. Ohne saubere Schüsse läuft aus outdoor nichts!

AAE Bowhunter Champion

AAE Bowhunter Champion

Ganz wesentlich ist aber das möglichst genaue Schätzen der Entfernung und die Stellung des Schusses im Gelände. Da ist viel Erfahrung im Spiel. Aber es braucht auch eine systematische Herangehensweise. – Wie mache ich das?

  1. Beim Herangehen an das Ziel beobachte ich das Gelände: Was kann ich jetzt schon erkennen, was ich ggf. vom Pflock nicht mehr erkennen kann? Baumabstände, Geländeneigung, Größe des Ziel u. ä.
  2. Je nach Wettkampfregel der jeweiligen Verbände gibt es beim Warteraum vor dem Ziel ein Hinweisschild auf die Kategorie. Dies grenzt die Entfernung schon einmal ein.
  3. Vor dem Herangehen an das Ziel lasse ich das Ziel auf mich wirken: Wie weit sieht es aus? Welche optischen Täuschungen (Tunnelblick, Hell-/Dunkel-Unterschiede) sind hier wirksam? Hier muss ich aber ganz vorsichtig sein, denn eine optische Täuschung verzerrt das Schätzvermögen ganz beträchtlich!
  4. Dann interpretiere ich den Abstand auf der direkten Linie zum Zeil: Wo sind 10 bzw. 20 m? Wo ist die Mitte zum Ziel?
  5. Nun addiere ich links und rechts um die direkte Verbindung herum die Teilabstände der Bäume, Sträucher oder anderer Geländemarken.
  6. Manchmal mache ich im Geiste noch einen Zirkelschlag nach rechts oder links vom Ziel zu einem anderen markanten Punkt und schätze dann noch einmal die Entfernung, um nicht auf die optische Täuschung des Zielarrangements herein zu fallen. Schießlich wird sich der Parcourssteller ja dabei auch mal was besonderes gedacht haben!
  7. Nun die Frage, ob ich im Zweifel lieber unter oder über das Ziel schießen möchte. Sind da Steine, ein Gebüsch  oder Backstopps, die mir ggf. den Pfeil retten, beschädigen oder unauffindbar machen könnten?
  8. Am Ende wäge ich möglichst alle Optionen gegeneinander ab und kalkuliere dann ggf. noch Zu- oder Abschlagwerte bei Bergauf- oder Bergabschüssen.
  9. Dann der Entschluss auf die einzustellende Entfernung und die günstigste Schussposition. Dabei ggf. den Stand durch Kratzen mit den Füßen verbessern.
  10. Und nun endlich: Der hoffentlich sofort erfolgreiche Schuss!
  11. Danach dann die Freude über den Treffer oder das Nachdenken über den Fehlschuss.
  12. Falls ein Nachschuss oder Walk-Up nötig ist, das ganze noch einmal unter Einbezug der Erfahrung des ersten Schusses.

So freue ich mich bereits jetzt auf die noch zahlreichen Feld-, Wald- und 3D-Turniere in diesem Jahr!

Ganz besonders würde ich mich aber auch freuen, wenn dieser Artikel den einen oder anderen FITA-Schützen ermutigt, Feldbogen und 3D zu schießen. – Wir sehen uns am Pflock!


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