Wer – wie ich – regelmässig auf Pinterest nach vegetarischen Rezepten und Tipps für den Biogarten sucht, wird früher oder später mit Clean-Eating-Pins regelrecht überschwemmt. Irgendwie scheint der Algorithmus zu glauben, wer fleischlos und mehr oder weniger naturnah unterwegs ist, sei damit automatisch am aktuellen Ernährungshype – an dem in Tat und Wahrheit nur der Name neu ist – interessiert. Um den Algorithmus nicht zu beleidigen, habe ich mir einen dieser Pins etwas näher angeschaut. Das Thema war „Clean Baking“und die Frage lautete, wie man all die bösen, raffinierten Backzutaten durch „saubere“ Alternativen ersetzt.
Anstelle von dreckigem Weissmehl solle man Mandelmehl verwenden, hiess es da zum Beispiel. Böse Butter müsse durch Kokosöl, Mandelmus oder Erdnussbutter ersetzt werden, fieser Zucker durch Ahornsirup, Datteln oder zerdrückte Bananen. Das Ei vom Bauernhof soll durch Chiasamen und Wasser ausgetauscht werden. Natürlich stehen auf der Liste auch ein paar einheimische Zutaten, aber ein Grossteil der aufgeführten Alternativen wird ziemlich weit hergeholt und wächst ganz bestimmt nicht in den urbanen Gärten der sauberen Esser.
Gesünder und vollwertiger als der ganze raffinierte Mist, den wir in uns hinein schaufeln, ist das ganz bestimmt. Aber „sauber“? Nicht dass ich grundsätzlich etwas gegen Kokosöl, Mandelmehl, Bananen, Chiasamen und der gleichen hätte, und gegen bewusste Ernährung habe ich erst recht nichts einzuwenden. Aber spätestens wenn man sich mal ein paar Gedanken darüber macht, auf welchem Wege diese Dinge in unsere Küchen gelangen, müsste einem dämmern, dass die ganze „Sauberkeit“ schnell einmal durch ziemlich dreckige Luft, Wassermangel und andere Umweltsünden zunichte gemacht wird.
Aber wer will denn schon darüber nachdenken? Wo es doch so erbauend ist, sich selber bei jeder Mahlzeit sagen zu dürfen, was für ein guter Mensch man ist, weil man sich so ganz und gar rein ernährt.