Der Adventsmarkt ist zwar bereits Geschichte, aber die Sache mit dem Panettone liess mir keine Ruhe. Das muss doch einfach machbar sein für eine, die seit ihrer Kindheit Kuchen bäckt. Also fing ich an, die Rezepte der italienischen Meister zu studieren. Weil ich trotz ganz passabler Italienischkenntnisse nicht jeden Schritt der endlosen Anleitungen verstand, war ich ausgesprochen erleichtert, als mir eine Freundin eine auf Deutsch verfasste Anleitung einer Italienerin zukommen liess. Und endlich verstand ich, was den Panettone so schwierig macht:
Er verzeiht dir keine Ungenauigkeit.
Er verlangt mehr Aufmerksamkeit als ein Kaffee-Vollautomat.
Er duldet niemanden neben sich. Und schon gar nicht über sich.
Er ist dein Herr und Gebieter, bis zum allerletzten Arbeitsschritt.
Nachdem ich das begriffen hatte, fühlte ich mich bereit, die Sache erneut anzugehen. Sklavisch hielt ich mich ans Rezept, fein säuberlich stellte ich die Zutaten weit im Voraus bereit, endlos viel Zeit verbrachte ich an der Seite meiner Küchenmaschine, um darüber zu wachen, dass sie auch ja sorgsam umgehe mit dem Teig. Und siehe da: Der Aufwand hat sich gelohnt, es wurde alles so, wie es im Rezept versprochen wird.
Na ja, fast alles. Die Sache mit dem Aufhängen zum Abkühlen will noch nicht so recht klappen. Nachdem das erste Exemplar, das ich aus dem Ofen zog, einem Absturz zum Opfer fiel, habe ich mich entschieden, die anderen erst einmal aufrecht auskühlen zu lassen. Lieber ein eingefallener Panettone als ein Abgestürzter.
Aber auch das werde ich noch in den Griff bekommen. Irgendwann, wenn ich wieder in Stimmung bin, mein ganzes Sein und Wollen einem Teig zu unterordnen.