Seinen Vater kannte Santiago Leyva als Kind nur aus dem Knast, während seine Mutter ständig mit ihrer Drogenabhängigkeit zu kämpfen hatte. Das einzige was den Jungen aus Fresno, Kalifornien noch vor der schiefen Bahn bewahren konnte war die Musik. Zunächst studierte Fashawn den Meilenstein Illmatic von Nas, später traf er auf den Produzenten Exile, der ihn mit erstklassigen Beats für sein eigenes Debütalbum versorgte. Ohnehin scheint Exile allmählich zu einer Art Hermann Gerland des Rap zu mutieren, indem er sich immer häufiger als fachmännischer Talentscout der Westküste präsentiert. So brachte er 2007 den jungen Rapper Blu und sein viel gepriesenes Debüt Below the Heavens aus dem Nichts hervor.
Als Fashawn „The Phenom“ die Bühne im gut gefüllten Cafe Central betritt, fällt zunächst seine ungewöhnliche Statur auf, die sich am ehesten mit ‚schmächtiger Bodybuilder’ beschreiben lässt. Wie das Kinderfoto des Covers von Boy Meets World schon verrät, handelt es sich – neben der Anspielung auf das Illmatic Cover von Nas – um ein erstes inhaltliches Statement. Seine harte Kindheit und Jugend spielen eine große Rolle in Fashawns Texten. Kein Wunder, dass er auch in Weinheim in wu-tangesker Manier beklagt „Life As A Shorty shouldn’t be so rough!“. Produktionstechnisch zeigt Exile bei diesem Track, wie man Innovation mit samplebasierter HipHop-Schule meisterhaft verbindet. Textsicher greift die Crowd den beiden deshalb unter die Arme.
Fashawn ist ein hungriger MC der live unter Beweis stellte, dass er zu Recht als einer der heißesten Newcomer seit Jahren gehandelt wird. Zunächst schickte er mit den Songs Our Way und The Score Grüße an seine Homies Evidence und Planet Asia raus. Danach krönte er seine eindrucksvolle Power-Performance mit Samsonite Man. Exile hat dafür den extrem soulhaltigen Phillysound von Billy Paul neu in Szene gesetzt und damit einen absoluten Burner kreiert. Auch Exiles zweiter Schützling Blu stimmt auf der Albumversion des Backpacker Tracks mit ein. Nachdem damit dem Publikum alles abverlangt worden war, verschwand das Gespann im Backstage und die Show schien vorbei. Plötzlich stand Fashawn nur noch in Boxershorts bekleidet auf der Bühne, um noch ein paar Zugaben abzufeuern. Nach kurzem Plausch am Merchandise zog der Samsonite Man weiter, das HipHop-Kemp in Tschechien wartete bereits auf ihn.
Andreas Margara (22. August 2010)
Fashawn – Life As A Shorty