Der ThaiTuri fliegt nicht nur in die Ferien nach Thailand.
Was war geschehen? Meine Frau erhielt den erwarteten Anruf. Ihre Mae (thailändisch für Mutter) war eben gestorben. Das dieser Anruf kommt war gewiss, nur wann eben nicht. Was der Verstand wusste, wollte das Herz meiner Frau nicht wahrhaben und wenn es dann wahr wird, sollte man nicht alleine sein.Auf und weg nach Thailand
Kurze Zeit später war ich zuhause. Nahm meine Frau in den Arm, bis sie meinte: „Ist gut, schaust du bitte?“Eine Dreiviertelstunde und zwei Espresso später war alles organisiert. Der Arbeitgeber meiner Frau informiert und das Notwenige mit ihm besprochen. Der Rückruf nach Thailand, um die genauen Angaben über Beginn der Abschiedsfeierlichkeiten zu erhalten war erfolgt. Die Flugtickets gebucht und bestätigt. Das Finanzielle organisiert und die Koffer zum Packen bereit.Dabei einiges beachtet, möglichst kurze Flugzeit, bezahlbare Tickets, Zeitfenster damit sich der Arbeitgeber organisieren kann, Zeitfenster für Unvorhergesehenes und bei all dem, was auf uns zu kommt, möglichst viel Zeit um nach der Abschiedsfeier etwas Erholung zu haben, um nicht völlig ausgelaugt zurück zu kommen.
Angekommen zum Adieu
Zwei Tage später bestiegen wir in Bangkok das Taxi. Kurz in unser Thai-Zuhause, Powernapping, Duschen, umziehen und ab mit dem Auto nach Phan Thong. Wir flogen nachmittags ab, für mich ein Nachteil, da ich bei Tagesflügen kaum Schlaf finde. Irgendwo zwischen Doha und Bangkok eine halbe Stunde eingenickt. Meine Frau fand etwas mehr Schlaf. Den benötigt sie auch in den folgenden Tagen. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Wat.Hatten schon auf uns gewartet. Mönche beim konzentrierten Gebet.
Die Anlage verfügt über einige Abdankungshallen. In einer dieser Hallen war Mae aufgebahrt. Für die Zeremonie der Handwaschung kamen wir zu spät, das wussten wir. Aber ein sehr schönes Ritual. Man giesst der verstorbenen Person etwas Wasser über ihre rechte Hand, Die letzte Möglichkeit, etwas, was man später schwer im Herzen tragen könnte zu bereinigen. Sei es ein letztes Adieu, der verstorbenen Person zu vergeben oder eine Entschuldigung für etwas Geschehenes.Meine Frau hatte sich noch vor wenigen Wochen am Ende unserer Ferien, bewusst, dass es das letzte Mal ist, von ihrer Mutter verabschiedet. Das tat sie liebevoll, friedvoll und abschließend. Alles was noch zu sagen war wurde bei diesem letzten Abschied gesagt. Deshalb konnte ich sicher sein, dass wir bei diesem Ritual nicht dabei sein mussten.Meine Schwiegermutter und ich
Die meiste Zeit des Jahres waren wir von Mae tausende Kilometer entfernt, den verbliebenen Rest anderthalb Autostunden. Sie konnte kein Englisch, ich nur schlecht Thai. Deshalb war unser Verhältnis steht’s freundlich, herzlich und respektvoll, aber nicht von grosser Tiefe.Bei unserer Hochzeit nahm mich Mae bei Seite und bat mich immer gut zu ihrer Tochter zu sein. Sie bat mich auch mit dem Herzen zu den restlichen Töchter und dem Sohn gut zu sein und wiederholte, mit dem Herzen. Ich weiss nicht mehr, ob ich von Beginn an wusste, was sie meinte, jedenfalls dauerte es nicht lange.
Die beiden Wünsche habe ich in den vergangenen Jahren immer beachtet. Wie sie mir bestätigte, wenn sie mit ihrer Hand über meinen Unterarm strich, was sie bei ihren Kindern und mir immer dann tat, wenn dasjenige etwas nicht Selbstverständliches, etwas wirklich Gutes getan hatte. Zwischen uns war kein Groll. Wir waren im Reinen.Wir wurden von der Familie meiner Frau begrüsst. Die Trauer in den Augen, ein stilles, verhaltenes, liebevolles und für unser Kommen dankbares Lächeln auf den Lippen. Die Familie war weitgehend vereint. Meine Frau umarmte alle ihre Schwestern, ein paar Tränen flossen. Ein ungewohntes Bild für mich, in Thailand selten zu sehen.Vollversorgt im Wat
Die nächsten Tagen waren wir alle im Wat, bei Mae. Lediglich nachts kurz nach Hause um am anderen Tag nach wenigen Stunden zurück zukehren. Von Zeit zu Zeit machte ich einen kurzen Besuch im Coffesehop, mein Schlafmanko mit Koffein auszugleichen.Alles war durch den Wat und seine Helfer organisiert. Die Familie musste sich um fast nichts zu kümmern. Sogar für die Verpflegung war gesorgt. Hinter dem grossen Saal gab’s Toilette, Waschraum mit grossem Wassertrog und einem Eimer als Dusche. Dann die Küche, in der eine fünfköpfige Küchenbrigade für das kulinarische Wohl der Trauergemeinde sorgte.Nach jedem abendlichen Gebet, an dem neben der Familie sozusagen auch das gesamte Dorf teilnahm, gab es für alle zu essen. Immer eine gute Suppe, dazu irgendwelche Snacks, Gemüse und Früchte. Vor, während und nach der Gebetszeremonie servierten wir den Gästen Wasser.
Nichtfisch für mich
Die Küchenbrigade verwöhnte die Familie mit an Vielfalt und an Köstlichkeit kaum zu überbietenden Mahlzeiten. Der Zufall wollte es, dass die Leiterin der Brigade, eine ältere Dame, der Familie sehr nahe steht. Nun, da sie mich begrüsste, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und eilte davon, „Sorry, sorry i forget.“rufend.Eine halbe Stunde später wurden wir zum Essen gerufen und die Dame führte meine Frau und mich an einen Tisch auf dem viele verschiedene Gerichte aufgetischt waren. Die meisten davon waren Fisch Gerichte. Einige wissen es, ich mag keinen Fisch.
Das wusste auch die Küchenchefin, hatte es aber kurzfristig vergessen und rannte deshalb kurz weg um für mich Nichtfisch zu organisieren. Weder fehlte das von mir geliebte, in Phan Thong so besonders zubereitete grillierte Hähnchen, noch mein Leibgericht, Pad Krapow Moo, sozusagen die Ghackets und Hörnli Variante der Thai Küche.Wie an diesem Abend servierte sie bei jeder Mahlzeit noch irgendwas Spezielles nur für mich.