Vor dieser Frage stand ich neulich, als mir ein neuer Produkttest angeboten wurde. Als Sohn eines Malers bin ich die klassischen Malerarbeiten mit Pinsel und Walze gewohnt. Mit jahrelanger Routine ist ein Raum heute auch sehr schnell fertig. Daher war ich erst etwas skeptisch als mir das neue Farbsprühsystem PFS 105 E WALLPaint von Bosch zum Testen angeboten wurde. Leider haben wir gerade keine Innenräume zum Renovieren, und ich wollte den Test schon absagen, bis man mir sagte, dass man mit dem Farbsprühsystem und einem entsprechenden Zubehör auch Lasuren verarbeiten könne.
Sichtschutzwand vom Wetter gezeichnet
© Matthias Blaß
Da wurde ich schon wieder hellhörig, denn im Garten stand die Auffrischung unserer Holzsichtschutzelemente an, die nach 4 Jahren doch schon ein wenig an Glanz verloren haben. Nach ein paar Telefonaten waren die Rahmenbedingungen geklärt und ich sollte das PFS 105 E WALLPaint nebst Zubehör für Lasurarbeiten zum Testen erhalten. Das klang toll, denn wir haben einiges an Holz, das neu lasiert werden muss. Und mir war der Zeitaufwand noch von der Erstbehandlung in Erinnerung. Den Test mit den Wandfarben reiche ich dann nach, sobald wir unser Wohnzimmer renovieren.
FarbsprühsystemalspraktischesSet
Sprühpistolen für Lasur (links) und Wandfarbe (rechts)
© Matthias Blaß
Die Lieferung des PFS 105 E kam direkt von Bosch in 2 Paketen. Einmal das Hauptprodukt, das auf den ersten Blick wie ein Staubsauger aussieht. Und das besagte Zubehör für die Verarbeitung der Lasuren. Letzeres ist eigentlich nur eine weitere Farbsprühpistole, die sich von der Pistole für die Wandfarben hauptsächlich im Volumen (800 ml statt 1.000 ml) und durch die fehlende Feinjustierung des Sprühnebels unterscheidet. Was ich vermisst habe, war ein Detailblatt zu den Unterschieden und den zu verwendenden Farben. Denn ob man mit der großen Pistole auch hätte Lasuren spritzen können, wird nicht deutlich. Auf die Probleme mit dickflüssigen Holzschutzfarben gehe ich im Verlauf des Tests ein. Auch hierzu wäre in kurzer Hinweis sicher im Sinne der Anwender.
Das Komplett-Set
© Matthias Blaß
Wie sich nach dem Auspacken recht schnell zeigt, ist das PFS 105 ein gut durchdachtes Set, das aus dem Sprühsystem (Kompressor), einem Pumpschlauch für die Luft, einem 1.000 ml Farbbehälter mit separatem Deckel, der eigentlichen Sprühpistole und zwei Einfülltrichtern aus Papier besteht.
Der Behälter sieht zwar aus wie ein Staubsauger, saugt aber nicht, sondern bläst die Luft unter Druck in die Sprühpistole. Die Stärke des Luftdrucks kann man an einem roten Drehschalter am hinteren Ende des Geräts einstellen. Das genaue Zusammenspiel zwischen Druckluftregler und Sprühnebelregler an der Pistole ist sehr ausführlich in der Anleitung beschrieben und bei einem ersten Farbtest gut nachvollziehbar.
Kabelaufbewahrung
© Matthias Blaß
Gut gelöst ist auch die Aufbewahrungsmöglichkeit für den Druckschlauch im Behälter selbst (siehe Bild rechts oben). Aufgerollt passt der Schlauch perfekt da rein und neben der kleinen Kabelaufbewahrung am hinteren unteren Ende des Behälters, haben sich die Entwickler da echt Gedanken gemacht.
Wenn alles zusammengepackt und der halbtransparente Deckel auf den Behälter gesteckt ist, dann kann man die Sprühpistole einfach in den Deckel klicken. Das funktioniert für den Transport oder auch während einer Arbeitspause, um die mit Farbe gefüllte Pistole sicher abzusstellen.
WelcheFarbekannverwendetwerden?
Wie eingangs geschrieben, ist die Anleitung diesbezüglich leider etwas wage. Das Farbsprühsystem PFS 105 E WALLPaint ist – wie der Name es vermuten lässt – für Wandfarben ausgelegt. Empfohlen werden Dispersions- und Latexfarben, die man jedoch noch zu 10% mit Wasser verdünnen sollte, um sie fließfähiger zu machen. Auf derAktionswebsite zur PFS 105 steht ergänzend: Mit der optional erhältlichen Farbpistole erweiterbar für den Einsatz mit Lacken und Lasuren.
Sprühversuche mit Wetterschutzfarbe
© Matthias Blaß
Da ich neben meinen Sichtschutzwänden auch noch die Blende um unsere Terrassenüberdachung streichen musste, lag es nahe, das gleich mit auszuprobieren. Sprühen würde ja schneller gehen als mit Pinsel und Rolle. Ich habe dann Consolan Wetterschutzfarbe mit 10% Wasser verdünnt und in den Farbbehälter der kleinen Sprühpistole gefüllt. Soweit so einfach. Die Bretter habe ich im Carport in meine provisorische “Lackierkammer” (mit Bauplanen abgehängter Carport) gestellt und die ersten Versuche gemacht. Der Farbauftrag war leider nicht so gut. Egal welcher Druck mit dem Einstellrad gewählt oder welche Farbmenge an der Pistole selbst eingestellt wurde, der Farbauftrag war nicht gleichmäßig und voller Sprenkel. Die Blendenbretter habe ich dann schlussendlich doch mit der Rolle gestrichen. Die Wetterschutzfarbe ist entgegen Lasuren oder Lacken wohl doch zu dickflüssig und zäh. Das ist zwar gut als Wetterschutz, aber schlecht für die Verwendung mit einer Sprühpistole.
Neuer Versuch mit Lasuren.
Sichtschutzwand vor Farbauftrag
© Matthias Blaß
Ich habe die Pistole wieder ordentlich sauber gemacht, was übrigens sehr einfach geht, da bis zur Düse alles sehr gut auseinander zu bauen ist. Am besten reinigt man die Pistole, in dem man den Farbbehälter mit Wasser (bei wasserlöslichen Farben) oder einer Universalverdünnung füllt und unter Druck in einen Eimer sprüht, bis die Pistole sauber ist. Nach dem Reinigen habe ich dann normale Holzschutzlasur – ebenfalls mit 10% Wasser verdünnt – in den Farbbehälter gefüllt und einen erneuten Versuch mit den Sichtschutzwänden gestartet.
Das Ergebnis war sofort sichtbar und deutlich besser. Mit der richtigen Farbe wurden meine Erwartungen mehr als erfüllt. Nach ein paar Versuchen, um das richtige Luft- und Farbmengenverhältnis rauszufinden, ging das Lasieren der Wände super schnell von der Hand. Gerade bei den Zierleisten am oberen Ende, die mit der Hand und einem kleinen Pinsel eine gefühlte Ewigkeit gedauert hatten, ging es mit der Farbsprühpistole total einfach. Man kommt sehr gut an alle Stellen ran und der Farbauftrag ist sauber und gleichmäßig. Ein Element ist mit dem Sprühsystem in nicht einmal 10 Minuten auf beiden Seiten lasiert. Das geht mit Rolle und Pinsel bei weitem nicht so schnell.
Farbauftrag mit der Bosch PFS 105 E Wall Paint
© Matthias Blaß
Das Arbeiten mit der PFS 105 ist recht angenehm. Durch das lange Stromkabel mit Schukostecker und den ca. 3,5 m langen Druckluftschlauch hat man einen ausreichend großen Bewegungsradius, um auch größere Flächen bequem mit Farbe versehen zu können. Der Farbverlust an den Seiten – auf dem Bild rechts sehr gut zu sehen, hält sich in Grenzen. Der Farbnebel verteilt sich hauptsächlich dort, wo er auch hin soll. Dennoch kommt man um ein Abkleben oder Bedecken umliegender Flächen oder Gegenstände nicht herum. Es sein denn man arbeitet im Freien, wo das keine Rolle spielt. In unserem weißen komplett mit Holzwänden verkleideten Carport, wollte ich das aber nicht ausprobieren. Dieser Aspekt ist sicher beim Sprühen von Wänden in Innenräumen auch zu beachten, denn wer nicht gerade einen Rohbau malern, sondern in einem bereits bewohnten Raum vielleicht nur eine Wand neu mit Farbe versehen möchte, der sollte sich die Mühe sorgfältiger Abdeckung nicht ersparen.
Als letzten Punkt möchte ich noch auf das Reinigen des Geräts eingehen. Mein Nachbar, der mich beim Sprühen sah, meinte, er hätte früher auch schon mal ein Farbsprühsystem gehabt und ihn hätte das lange Reinigen immer genervt. Ich fand das Reinigen der Farbpistole von Bosch total einfach. Wasser oder Verdünnung rein, Schlauch angeschlossen und leergesprüht. Fertig. Bei starken Verschmutzungen kann man die komplette Düse ausbauen und auch mal in die Reinigungsflüssigkeit legen, bis sich alles gelöst hat. Man sollte nur direkt nach der Arbeit reinigen und nicht erst Wochen später oder vor dem nächsten Einsatz. Aber das kennt man von der Farbwalze ja auch. Die ist nach einem Jahr auch nicht mehr zu gebrauchen, wenn man vergessen hat, sie nach dem letzten Einsatz von der Farbe zu befreien. Und wer schon mal eine Malerwalze im Eimer gereinigt hat, weiß, was das für eine Sauerei ist.
Sichtschutzwand in neuem Glanz
© Matthias Blaß
Fazit: Insgesamt betrachtet ist das Farbsprühsystem PFS 105 E WALLPaint von Bosch ein ausgereiftes und kinderleicht zu bedienendes Produkt. Ich habe es zwar zunächst nur mit Lasuren getestet und nicht mit Wandfarben, aber mit Lasuren funktioniert es tadellos. Bosch könnte evtl. die Anleitung in Bezug auf die verwendbaren Farben noch etwas genauer machen. Nicht jeder weiß vielleicht sofort, ob eine Wetterschutzfarbe nun eine Lasur oder ein Lack ist und mit der Farbpistole aufgetragen werden kann. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber eine wesentliche, die den Spaß an der Benutzung durchaus trüben kann. Denn das Arbeiten mit der PFS 105 E macht wirklich Spaß, es geht sehr viel schneller als per Hand und das Ergebnis lässt sich sehen.
Wie das Ganze mit Wandfarben funktioniert, könnt Ihr beim Produkttest auf 1-2-do.cm nachlesen. Dort haben einige der Community-Mitglieder ein Farbsprühsystem PFS 105 E WALLPaint getestet und ihre Berichte online gestellt.