Endlich, endlich komme ich dazu, mal über Lebensmittelfarben zu schreiben. Das war jetzt auch schon lange überfällig, wenn man bedenkt, wie häufig ich danach gefragt werde
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es sich bei meinen Antworten – wie generell bei meinem Blog – um meine persönlichen Erfahrungen handelt. Wenn ihr andere Erfahrungen mit den Produkten gemacht habt, für einige meiner aufgetretenen Probleme eine Lösung kennt oder noch Ergänzungen habt, freue ich mich, wenn ihr mir und anderen das per Kommentar auf diesen Artikel mitteilt.
1. Ich möchte endlich mal mit Fondant arbeiten. Kann ich dazu nicht die Lebensmittelfarben aus der Tube von Dr. Oetker nehmen?
© Dr. Oetker
Leider nicht bzw. kaum. Die Tubenfarben von Dr. Oetker (früher von Schwartau) sind nicht sehr farbintensiv und nicht untereinander mischbar. Man braucht also eine ganze Menge, um eine einigermaßen intensive Farbe zu erhalten und da die Farben ziemlich flüssig sind, ist dann der Fondant bzw. die Blütenpaste schon zermatscht. Außerdem ist es einfach extrem unpraktisch, wenn man die Farben nicht mischen kann. Rot und Blau ergab leider bei mir kein Lila, sondern ein ganz seltsames Braun…
2. Wofür kann ich denn die Lebensmittelfarben von Dr. Oetker gut benutzen?
Tja.. Wenn man nicht so hohe Ansprüche hat, kann man sie für normalen, ganz einfachen Zuckerguss (= Puderzucker + Zitronensaft) nehmen. Also Zuckerguss für Weihnachtsplätzchen oder Muffins. Auch Sahne lässt sich damit einfärben. Aber habt auch dafür nicht zu hohe Erwartungen, denn so intensiv wie auf der Packung habe ich damit auch Zuckerguss, Marzipan und Sahne nicht eingefärbt bekommen – und ich habe damit echt viel herum probiert!
Bei amerikanischer Buttercreme wird es auch schon wieder schwierig, weil die Farbe auch da die Konsistenz zu stark verflüssigt und die Buttercreme dann nicht mehr fest genug zum Aufspritzen ist. Wenn man die Creme dann wieder mit Puderzucker verfestigt, wird die Farbe auch gleichzeitig wieder heller…
Für das aufwendige Dekorieren von Torten und Cupcakes mit Fondant, Blütenpaste und aufspritzbare (amerikanische) Buttercreme oder das Einfärben von Teig ist die Farbe leider nicht geeignet. Wirklich schade, denn das ist die Lebensmittelfarbe, an die man am besten drankommt…
3. Kann ich dann nicht einfach das Farbpulver von Brauns Heitmann für meinen Fondant benutzen?
© Brauns Heitmann
Das Farbpulver von Brauns Heitmann gibt es auch in einigen Supermärkten zu kaufen. Zwar viel weniger verbreitet als die Tuben von Dr. Oetker, aber immerhin muss man dafür weder in einer Großstadt zum Fachhandel, noch muss man online bestellen und Versand bezahlen. Leider muss ich auch hier sagen, dass ich was Fondant und Blütenpaste angeht leider mit dem Farbpulver keine guten Erfahrungen gemacht habe – obwohl auf der Packung steht: “Zum Einfärben von Zuckerwaren, Zuckerüberzügen und Verzierungen, Marzipan, Füllungen von Backwaren, Cremespeisen, Eis, Puddings, Geleespeisen, süßen Suppen und Getränken.” (Hervorhebungen nicht im Original)
Das Farbpulver hat Kristalle drin, ist also kein reines Puder. Es färbt definitiv intensiver als die Farben von Dr. Oetker, allerdings hat man dann eben die Kristalle im Fondant und das Pulver verteilt sich auch nach langem Kneten nur schlecht. Mit amerikanischer Buttercreme habe ich die Farben auch getestet, aber auch da haben sich die Kristalle nicht gelöst. Ich stelle mir vor, dass die Farben mit Sahne oder evtl. im Teig gut funktionieren, weil sich dann die Kristalle hoffentlich auflösen, aber dazu kann ich leider nichts sagen, weil ich da schon die Geduld mit den Farben verloren hatte. Das restliche Zeug (Cremespeisen, Eis, Puddings, Geleespeisen usw.) interessiert mich persönlich jetzt gar nicht, dazu kann ich also ebenfalls nichts sagen.
4. Ja, welche Farben soll ich denn dann nehmen?
Extra für das Arbeiten mit Fondant, Blütenpaste, Buttercreme, Royal Icing und allem, was zum kunstvollen Tortendekorieren dazugehört gemacht sind die sogenannten Pastenfarben. Das sind besonders farbintensive, untereinander mischbare Lebensmittelfarben in einer enorm großen Auswahl an Farbtönen. Besonders farbintensiv sind die Farben durch eine hohe Pigmentdichte. Dadurch reichen einige Zahnstocherspitzen bereits aus, um einen recht großen Klumpen Fondant/Blütenpaste oder eben auch eine Portion Buttercreme oder Zuckergüsse wie Royal Icing (= Eiweißspritzglasur oder einfachen Zuckerguss) oder auch Teig einzufärben. Natürlich je nachdem, wie intensiv man die Masse haben möchte. Die bekanntesten Marken dafür sind Sugarflair, Americolor, Squires Kitchen und Wilton.
Man entnimmt die Farbe – wie schon angedeutet – mit einem sauberen Zahnstocher und streift die Farbe dann am Fondant/Teig/Icing ab. Für jede Entnahme sollte man einen frischen Zahnstocher nehmen, weil Verunreinigungen die Haltbarkeit beeinträchtigen!
Und Achtung: (Weiße) Schokolade lässt sich damit nicht einfärben, weil die Farbe sich in Schokolade kaum auflöst!
5. Von diesen Pastenfarben habe ich noch nie gehört und sie auch noch nie in irgendeinem Geschäft gesehen. Wo kann ich sie denn kaufen? Und wie viel kosten sie?
In Deutschland gibt es diese Farben leider kaum im Einzelhandel zu kaufen. Es gibt in den Großstädten wie Berlin, München, Hamburg oder Köln meines Wissens Geschäfte, die tatsächlich alles rund um das Thema Cake Decorating verkaufen. Aber das ist nach wie vor eher die absolute Ausnahme. Zum Glück gibt es inzwischen im deutschsprachigen Raum so einige Online-Shops, die sich auf Torten-Deko-Zubehör spezialisiert haben. Einige davon sind:
- Backfieber
- Sweets for my Sweet
- Torten-Art
- Tortenkram
- Tortendeko
- Pati-Versand
Es gibt sicherlich noch viel mehr, aber das sind jetzt die, die ich mir mal aufgeschrieben habe
Außerdem gibt es noch viele holländische Online-Shops, die ihren Shop auch auf deutsch haben und die zum Teil günstiger sind. Letztens bestellt habe ich bei Torten Boutique. Auch in Großbritannien bekommt man ganz gut Torten-Deko-Zubehör, aber dann läuft die gesamte Abwicklung natürlich auf englisch ab. Wenn es um den Einkauf der Farben geht, bin ich seit Jahren meiner ebay-Verkäuferin devon197272 treu, die hier ihren ebay-Shop hat. Sie ist einfach supernett und hat mir schon viele Sachen besorgt, die ich sonst nicht bekommen habe und die sie eigentlich gar nicht in ihrem Shop führt.
Je nach Shop kostet so ein Döschen Farbe so 4 bis 5 EUR. Das klingt erst mal sehr viel, aber die Farben sind lange haltbar und einfach unglaublich ergiebig. Umgerechnet auf ihre Farbwirkung sind die Pastenfarben übrigens deutlich günstiger als die Tubenfarben von Dr. Oetker oder die Pulverfarben von Brauns Heitmann.
6. Welche Farbtöne braucht man denn für den Einstieg und welche Marke ist gut?
Wenn man sich die Grundfarben (Rot, Gelb, Blau, plus Schwarz und vielleicht Braun und Hautfarbe) holt, kann man sich im Grunde alle Farbtöne zusammenmischen und ist da schon sehr flexibel. Natürlich muss man ein bisschen wissen, welche Farben zusammen was ergeben und wieviel man wovon reingeben muss, um den gewünschten Farbton am Ende dann auch zu haben und nicht zu stark daneben zu liegen
Bei Sugarflair sind das die folgenden Farben :
- Baby Blue
- Melon Yellow
- Christmas Red oder Extra Red
- Extra Black (Rot und Schwarz sind ohne diese Extra-Farben sehr schwer intensiv einzufärben und der Fondant wird durch die hohe Menge an Farbe manchmal bröckelig!)
- Paprika/Flesh für Hautfarbe
- Dark Brown
Es gibt auch von Wilton ganz gute Einsteiger-Farbsets mit einigen Grundfarben und einigen häufig verwendeten Farben wie Moss Green für Blätter und ein Pink für einen natürlichen Rosaton bei Zuckerblumen. Ich hatte/habe auch eins und bin damit nach wie vor sehr zufrieden
Americolor gibt es offenbar in Europa nicht ganz so häufig zu kaufen, aber sie sollen sehr gut sein. Ich habe keines davon, kann also nicht aus Erfahrung sprechen. Ich habe allerdings mal gehört, dass die Lebensmittelrichtlinien in den USA wohl etwas “lockerer” sein sollen und deswegen viele Farben von Americolor in Europa nicht zugelassen sind, vor allem was die Rottöne angeht.
Squires Kitchen hat nicht so eine große Auswahl an Farbtönen, aber ansonsten bin ich mit meinen Farben von Squires Kitchen ebenfalls sehr zufrieden.
Farbtöne, die ich häufig benutze, sind:
- Grape Violet von Sugarflair – weil Lila einfach meine absolute Lieblingsfarbe ist
- Dusky Pink von Sugarflair – gibt einen sehr natürlichen Rosaton für Blumen
- Moss Green von Wilton – gibt einen sehr schön natürlichen, leicht gedeckten Grünton für Blätter. Denn wer will schon giftgrüne Blätter an der Hochzeitstorte
- Navy Blue von Sugarflair – das ist eher so ein dunklerer Blue-Jeans-bis-Demnin-Farbton statt eines grellen oder pastelligen Blaus
- Dark Brown von Sugarflair- für Äste und weil Braun tatsächlich sehr edel auf Torten aussieht
- Paprika/Flesh von Sugarflair – benutze ich nicht häufig, aber Hautfarbe bekomme ich einfach nicht gemischt
- Fuchsia von Squires Kitchen – weil ich auf so ein kräftiges Magenta stehe und einfach nie den Farbton treffe, wenn ich selber mische
7. Es gibt doch auch irgendwie Puderfarben, zum Teil auch von den gleichen Marken. Wofür sind die denn?
Puderfarben gibt es in verschiedenen Ausführungen. Es gibt – grob eingeteilt – einmal die “schlichten” Puderfarben, dann die sogenannten Pearl Dusts und die Metallic Farben.
Die “schlichten” Puderfarben
Die “schlichten” Puderfarben nimmt man vor allem, um Schattierungen, z.B. bei Blüten und Blättern, aufzutragen. Dazu nimmt man meist einen größeren, trockenen Pinsel und wie beim Schminken wird das Puder dann darauf verteilt.
Perl Dust und Metallic Farben
Pearl Dust und Metallic-Farben nimmt man meistens, um den Sachen einen edleren Touch zu geben. Man kann Fondant und Ähnliches ebenfalls mit einem großen, trockenen Pinsel einfach abpudern. Wenn man kleinere Deko-Elemente wie diese Schneeflocken mit weißem Pearl Dust abpudert, wirken sie nicht nur viel edler, sondern die Konturen treten besser hervor.
Eine weitere Technik bei Puderfarben ist es, sie mit einem Tropfen Wodka anzumischen und dann damit zu malen. Man kann so ganze Bilder auf Torten malen – vorausgesetzt, man stellt sich auch sonst mit Pinsel und Farbe nicht so doof an wie ich. Besonders schön ist das, wenn man goldene Puderfarbe, die es übrigens in erstaunlich vielen Goldtönen gibt, so mit einem Pinsel auf ein Deko-Element wie bei dieser Torte aufpinselt:
Puderfarben habe ich von den Marken Sugarflair und Rainbow Dust und bin zufrieden
8. Ich habe auch häufiger bei dir Glitter auf Kuchen gesehen. Wie verwende ich ihn? Und ist der auch tatsächlich essbar?
Zu guter Letzt gibt es noch Glitter. Gängigerweise wird er beim Tortendekorieren als Lebensmittel gehandhabt. Ich habe durch eine liebe Leserin vor ein paar Monaten jedoch erfahren, dass der Glitter aber inzwischen als non-toxic, also nicht schädlich deklariert wird. Was die genauen EU-Richtlinien sind, weiß ich nicht genau. Seitdem bin ich mit der Verwendung von Glitter auch definitiv deutlich sparsamer geworden. Ein bisschen verwende ich immer noch sehr gerne mal hier und da, aber so, dass es wirklich kleine Mengen sind. Die angloamerikanischen TortenkünstlerInnen verwenden Glitter aber gerne sehr großzügig und das scheint bisher noch niemanden gestört oder eben “geschadet” zu haben.
Verwenden kann man den Glitter zum Drüberstreuen. Dazu nehme ich auch einen sauberen, trockenen Pinsel, dippe ihn leicht in den Glitter und klopfe ihn über dem, was bestäubt werden soll, ab. Eine andere Möglichkeit ist, das was man “beglittern” möchte leicht mit Wodka einzupinseln und dann mit einem zweiten Pinsel in den Glitter dippen und den Glitter dann auf die Wodka-Fläche zu tupfen.
Glitter kenne ich eigentlich nur von der Marke Rainbow Dust, aber bestimmt gibt es auch noch andere Marken. So weit bin ich mit Rainbow Dust sehr zufrieden und mag die Farbauswahl sehr gerne.