Bei dem Wort „Familienurlaub“ denken sicher viele Menschen an All-Inklusive Urlaub oder ähnliche Dinge. Doch wenn man eine richtig coole Familie hat, kann das Ganze auch so aussehen: Drei Menschen mit Rucksäcken reisen durch Indien, sitzen in staubigen Bussen, essen Streetfood und entdecken gemeinsam die Schönheit Rajasthans.
So geschehen als meine Eltern mich im Februar besuchten. Natürlich durfte ich mit meiner Indienerfahrung die Reiseführung spielen und da meine Eltern zeitlich nicht ganz so flexibel sind wie ich das momentan sein kann, hatten wir ein ganz schön intensives Programm. In 14 Tagen quer durch Rajasthan und das wie eine ganz normale Backpacking – Familie. Vielleicht mit etwas mehr Luxus als ich ihn mir sonst gönne aber im Grunde schon relativ simpel und preisbewusst.
Los ging es wie immer in Delhi. Die Stadt, die Neuankömmlinge oftmals schockt oder auch auffrisst. So war es also mein erstes Ziel mit Mum und Dad die schönen und glänzenden Seiten Delhis zu erkunden. Leider ging das nicht wirklich, da ich immer noch ziemlich mit meiner Grippe zu kämpfen hatte. Aber wir haben das Beste draus gemacht. Nach zwei Tagen ging es dann auch weiter. Erste Zugreise in Indien für meine Eltern und es hat allen richtig Spaß gemacht und geschlafen haben auch alle, auf der 12 h Nachtfahrt.
Frisch und erholt kamen wir dann am frühen morgen in Bikaner, der Stadt am Rande der Wüste, an. Full Power Indien! Laute enge Altstadt-Straßen mit hunderten von hupenden Tuk-Tuks, Motorrädern und eine lokale Besonderheit im Straßenverkehr, Kamele. Eine Herausforderung! Und dem nicht genug, brachte ich meine Eltern gleich in den weltberühmten heiligen Rattentempel. Richtig- ein Tempel voller Ratten! Und da es schwer zu beschreiben ist, seht selbst, was man unter einem Rattentempel versteht:
Von Bikaner ging es dann nach Jaisalmer.Alte Backpacker-Regel: alles was du kaufst musst du am Ende auch schleppen.
Nun ging es mit dem Bus nach Jodpur, auch die blaue Stadt genannt. Nur den Mitgliedern der höchsten Kaste, den Brahmin ist es erlaubt ihre Häuser blau anzumalen und da Jodpur eine alte Verwaltungsstadt ist, gibt es hier sehr viele Brahmins. Leider zahlten meine Eltern in Jodpur etwas Tribut am indischen Essen, so wie alle die nach Indien kommen. So verlagerten wir das Geschehen zügig weiter nach Pushkar um etwas auszuspannen. Leider wurden wir auf dem Weg dorthin Zeuge eines schweren Verkehrsumfalls. Nur 10 m vor unserem Bus krachten zwei LKWs in einander. Nicht schön aber sowas passiert und zwar überall auf der Welt.
In Pushkar kam es dann zu einer Premiere, die jeder Indien-Tourist mitmachen sollte. Meine Mum besuchte mit mir ihre erste Yoga-Stunde und ich glaube diese hat nachhaltige Spuren hinterlassen.
Nach ein paar Tagen der Ruhe und Erholung, zwischen Falafel, Yoga und noch mehr einkaufen in Pushkar, ging es dann nach Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans. Jaipur bietet so viele Attraktionen, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. Wir starteten mit „Amber Fort“, für mich die schönste Festungsanlage Indiens, auch wenn sie täglich von tausenden Menschen überrannt wird. Dann natürlich der Palast der Winde und noch einiges mehr. Aber Jaipur ist nicht nur bekannt für seine Kulturdenkmäler sonder auch für seine Süßigkeiten und ich kann euch versichern, wenn die Inder etwas süß nennen, dann ist es auch süß und zwar so süß, dass man sich ernsthaft Gedanken über Diabetes macht. Aber es gibt ja Menschen die das mögen. Leider drängte die Zeit etwas, der Rückflugtermin rückte näher und näher. Und etwas fehlte noch auf der Liste. Etwas was jeder auf seiner ersten Indienreise sehen möchte.
Richtig, das Symbols Indiens im Westen – das Taj Mahal. Leider bin ich, wie ich feststellen musste, ein schlechter bis nutzloser Reiseführer. Nach all den Planungen, die ich gemacht hatte um meinen Eltern einen perfekten Urlaub in Indien zu ermöglichen, hatte ich doch glatt verdrängt, dass das Taj an Freitagen geschlossen ist. Ihr könnt nun drei Mal raten an welchem Tag wir das Taj besuchen wollten… RICHTIG es war Freitag! Aber Indien wäre nicht Indien, wenn es da nicht auch einen anderen Weg gäbe. Die Inder sagen dazu Sab Kuch Milega (alles ist möglich), nur halt etwas anders. Also hieß es am Freitagmorgen früh aufstehen, sehr früh und den Sonnenaufgang von der anderen Uferseite mit dem Taj bestaunen. Auch für mich eine neue Erfahrung, die ich sehr empfehlen kann. Tolle Bilder für den Kopf und die Kamera. Danach zum Frühstück im Schatten des Taj und dann ab in den Zug nach Delhi, denn Agra ist keine Stadt in der man lange bleiben will.
In Delhi hieß es dann Abschied nehmen. 14 Tage durch Rajasthan mit meinen Eltern. Das ist etwas, was nicht viele Menschen erleben dürfen und ich weiß das wirklich zu schätzen. Ich habe wieder mal viel gelernt, über mich und vor allem auch über Indien. Denn nach so vielen Monaten in diesem Land habe ich einen anderen Blick auf Indien. Ich sehe Dinge anders und ich habe festgestellt, dass ich eine andere Toleranzgrenze entwickelt habe. Doch ich bin froh, dass ich meinen Eltern mein Indien zeigen konnte, mit all seinem Licht- und auch seinen Schattenseiten. Ich freu mich schon auf den nächsten Besuch auf irgendeiner der anderen Stationen der Weltsafari.
Danke Mum und Dad