Eigentlich wollten wir in diesen Sommerferien nach Schweden. Bullerbü und auf den Spuren von Astrid Lindgrens Helden durch die Wälder streifen. Hat nicht geklappt und so kam der Vorschlag von Freunden zu einer gemeinsamen Radtour sehr recht.
Also planten wir 8 Tage radeln von Nürnberg quer durchs Altmühltal bis zum Altmühlsee.
Los geht’s!
An einem Mittwoch, früh um acht, ging es los zum Treffpunkt. Wir hatten die Zeit zum Bahnhof etwas unterschätzt, deswegen mußten wir noch ein bißchen am Bahnhof auf unsere Freunde warten. Als wir dann alle zusammen waren und die Fahrkarten in der Tasche hatten durften wir erst mal 9 Fahrräder und vier Fahrradanhänger die Treppen hochschleppen. Danach war mir warm. und ich freute mich auf die Zugfahrt.
Der Zug rollte ein und die Zugbegleiterin schrie uns schon bevor der Zug richtig hielt zu: „Sie können hier nicht mehr mit, ich bin schon voll!“. Sie wird doch nicht schon so früh am Morgen getrunken haben? Sie meinete wohl eher, daß kein Platz mehr für Fahrräder war.
Also wieder alles die Treppe runter und mit dem einzigen Aufzug am Bahnhof aufs S-Bahngleis. Die nächste S-Bahn nahm dann nur die Hälfte unserer Gruppe mit und nach einer Dose Gummibärchen waren dann alle doch irgendwie zusammen in der Bahn nach Neumarkt (Obpf).
Rauf auf die Räder und noch schnell die wichtigste Frage der Reise geklärt: Wer darf an welcher Stelle der Kolonne fahren?
Wir waren mindestens 5 km gefahren, als die esten Kinder vor lauter Hunger zusammenbrachen. Also Pause. Das sollte sich die ganze Fahrt über durchziehen: Hunger, Durst, KannNichtMehr.
Die erste große Rast machten wir in Freystadt, wo am frühen Nachmittag die Bürgersteige vorübergehend schon hoch geklappt waren. Aber in einem netten Wirtshaus hatte man Erbarmen mit uns und servierte Pommes mit Schnitzel.
Nebenan gab es einen kleinen Tante Emma Laden, eine Bäckerei und einen Metzger, wo wir uns für das Abendessen eindecken konnten.
Weiter ging es zum Campingplatz Kauerlacher Weiher, der mir besonders gut gefällt. Er wirkt irgendwie sehr ursprünglich. Kann aber auch sein, daß es die netten Besitzer waren, die mich gleich überzeugten.
Der erste Zeltaufbau war noch etwas abenteuerlich, hat aber gut geklappt. Kann sein, daß der Spielplatz etwas mitgeholfen hat. War dann doch spannender Trampolin zu springen, als Gestänge durcheinander zu bringen. Zum Abendbrot gab es Picknick und nach dem Zähneputzen war schnell Ruhe in den Schlafsäcken.
Der zweite Tag: Schafe, Schiff und Regen
Am nächsten Morgen gab es erst mal Kaffee und die bei der Campingplatzchefin bestellten Brötchen. Sie war auch so nett und hat aus ihren eigenen Vorräten ein Stückchen Butter dazugelegt. Mein Tag war schon mal gerettet.
Unsere Route führte uns heute am Rhein-Main-Donau Kanal entlang nach Berching. Dort wollten wir alle aufs Schiff. Unterwegs mußten wir einige Male pausieren, um uns zu stärken. Hin und wieder kreuzten Schafköddel unseren Weg. Hinter einer Biegung dann die Verursacher:
Die große Pause machten wir gegen Mittag unter einer Brücke. Das faszinierende an solchen Ausflügen ist: Kinder haben immer Hunger und die Kinder essen aber auch so ziemlich alles, was man ihnen vorsetzt.
In Berching angekommen gab es erst mal ein Eis. Sowieso mußten wir sehr sehr oft Eis essen. Gehört dazu oder?
Als das Schiff anlegte, wurden wir gleich mit den Worten empfangen: „Das sieht nicht gut aus. So wie es aussieht können wir nicht alle Anhänger mitnehmen. Die Seniorengruppe ist angemeldet. Na gut.
Mit etwas Überredungskunst durften 4 der Mädels mit meiner Freundin aufs Schiff. Sogar ihr Rad UND den Hänger hat man mitgenommen.
Meine Große war freudig erregt, als es darum ging mit den Papas und mir ALLEINE eine Strecke zu fahren. Endlich durfte sie mal rasen. Mußte sie auch, denn der Weltbeste, also mein Mann hatte es sehr eilig und legte ein flottes Tempo vor. Trotz einiger steilen (!!!) Umwege schafften wir es noch vor dem Schiff mit dem hübschen Namen Walhalla zur Anlegestelle ins oberbayerische Beilngries.
Während die Mädels von der abenteuerlichen Schleusenfahrt berichteten, bei der 17m zu überwinden galt, höre ich meinen Namen rufen. Unsere Nachbarn hatten sich auf den Weg gemacht, um uns auf unserer Reise zu überraschen. Gefühlt war ich zu diesem Zeitpunkt bereits hunderte Kilometer von zu Hause weg. Tatsächlich waren es nur knapp siebzig.
Nach einem gemeinsamen späten Mittagessen und einem Provianteinkauf in Beilngries fuhren wir weiter in Richtung des nächsten Campingplatzes mit dem hübschen Namen Kratzmühle. Auf dem Weg dorthin begann es nicht nur zu regnen, ondern auch der erste Platten wurde gefahren und das erste Knie mußte verpflastert werden. Ich sage mal, in diesem Urlaub hat sich das Mitführen der Erstehilfetasche sehr gelohnt.
Die Zelte mußten wir (also die Papas) diesmal im Regen aufbauen. Der Rest hat sich ins Gasthaus zurückgezogen, um heißen Kakao zu trinken (die Kinder), und um lustige Gerichte auf der Speisekarte zu entdecken (Ich): Es gab Lammkoteletten. Wir entschieden uns dann doch für Picknick im Zelt.
Während des Besuchs der Waschräume fragte ich mich, wie manche Menschen es schaffen aus dem Zelt zu kommen und auszusehen, als seine sie gleich nach dem aufwachen mit Photoshop gestyled worden. Ich sehe morgens beim Blick in den Spiegel eher aus, als hätte ich nachts gefroren, die Kinder hätten mich ständig von meiner Luftmatratze geschubst und der Kaffee sei noch nicht fertig.
Tag 3: Auf nach Kipfenberg
Ab dem dritten Reisetag führte unser Weg nun endlich an der Altmühl entlang. Obwohl die Tagesetappe nur 12km zwischen uns und den Tagesabschluß stellte, zog sich die Strecke wie Kaugummi. Ja, ich gebe zu, es waren auch ein paar Höhenmeter zu bewältigen.
Unterwegs nahmen wir mit, was sich so am Wegesrand Eßbares anbot: Äpfel und Mirabellen. Das Pflücken machte allen einen Heidenspaß. Die vorbeifahrenden Radler haben sich sicher ihren Teil gedacht, als wir mit Picknickdecke und Volleyball bewaffnet unter dem Mirabellenbaum standen.
Ungewohnt früh trafen wir am Campingplatz in Kipfenberg ein. Der erste Eindruck war etwas komisch: ich fand, der Platz hatte etwas von Friedhof. Die Aufteilung durch Hecken und die wenigen Camper. Am Ende hat sich herausgestellt, wie toll er war: wir konnten sogar Stockbrot und Würstchen am Lagerfeuer grillen.
Zu Mittag gab es erst mal ein Kilo Nudeln mit Soße und ganz viel Parmesan. Auf dem Gaskocher stilecht zubereitet.
Danach sind wir ein bißchen nach Kipfenberg in den Ortskern gelaufen. Daß hier die Mitte Bayerns liegt, wißt Ihr – oder?
Beim örtlichen Fahrradladen haben wir gleich noch einen Ersatzschlauch mitgenommen. Den Weltbesten hat fast der Schlag getroffen als er sich verhörte und 895 Euro statt 8,95€ verstand.
Mir war die geradelte Strecke an dem Tag zu kurz und ich brauchte dringen mehr Bewegung (oder einfach gesagt: eine Extrawurst) und kletterte während die Anderen ihr Eis und ihr Radler (andernorts heißt das Getränk auch Alsterwasser) genossen hinauf zur Burg. Zu dumm, daß die Burg in Privatbesitz ist und man nicht mal darum herumgehen kann.
Also schnellsten zurück und sehnsüchtig zum Gipfelkreuz des benachbarten St. Michaelsberges hinaufgeblickt. K1 wollte mit und wir genossen frecherweise eine wunderbare Aussicht während der Rest der Gruppe noch Abendessen besorgte und das Lagerfeuer anschürte.
Lustiger Weise bettelten die Kinder nach dem Essen darum ins Bett gebracht zu werden. Wir tranken noch den Wein aus und unterhielten uns ein bißchen mit den Zeltnachbarn und verschwanden auch recht schnell in unseren Schlafsäcken.
Der darauffolgende Tag wurde spannend: eine Nacht in der Jugendherberge. Der zweite Teil unseres Radurlaubs folgt in Kürze.