Jetzt verstehe ich, wie das gemeint ist, wenn es heisst, meistens seien es die Frauen, die einspringen, wenn Angehörige erkranken. Wenn aus dem Verdacht eine Diagnose wird, bleibt keine Zeit, nach weissen Flecken im Terminkalender des voll berufstätigen Sohnes zu suchen, dann muss jemand her, der flexibler ist, denn die medizinische Hilfe für Schwiegermama darf jetzt nicht warten. Klar lasse ich sofort alles Unnötige stehen und liegen, klar organisiere ich die unabdingbaren Alltagsangelegenheiten so, dass ich ausreichend Zeit habe, um Schwiegermama nicht nur zu begleiten, sondern auch wirklich für sie da zu sein. Die Kinder stecken klaglos zurück, kommen wenn’s sein muss auch bereitwillig mit, um sich im Wartezimmer zu langweilen. Das muss jetzt einfach sein, zum Nachdenken und vielleicht auch mal zum Stänkern ist dann wieder Zeit, wenn wir alle klarer sehen und mehr oder weniger abschätzen können, was da auf Schwiegermama und uns alle zukommt.
Und auch wenn in der Vergangenheit nicht immer alles rosig war zwischen Schwiegermama und mir, auch wenn mich beim Gedanken an die Zukunft zuweilen das nackte Grauen packt, so weiss ich doch: Ich muss nicht nur für sie da sein, ich will es auch.