Familienfoto im Datenfriedhof

Wir schreiben das 21. Jahrhundert und es gibt kaum einen Lebensbereich in dem wir das so sehr merken, wie am Smartphone. Das halbe Leben dreht sich darum und das kleine Wunderding begleitet uns überall hin. Telefonieren steht dabei mittlerweile weit im Hintergrund und so landet das eine, oder andere Familienfoto am Smartphone.

Fotoalben

Ein Fotoalbum ist ein Gegenstand, das meine Kinder genausowenig kennen wie ein Festnetztelefon. Wir nehmen, so wie heute wohl jeder, unsere Fotos digital auf. Wir haben eine digitale Spiegelreflexkamera, eine kompakte Digitalkamera und mehrere Smartphones mit guter Kamera. Unsere Bilder liegen verteilt auf verschiedenen Datenträgern. Auf meinem und dem Handy meines Mannes, auf Notebooks, Tablets und Computern. Wir senden Sie per Mail, per Whatsapp und per SMS durch die Welt und nur zu Weihnachten wird eine kleine Serie im Drogeriemarkt gedruckt. Das Ergebnis eines kleinen Fotoshootings im Wohnzimmer landet bei Oma und den Paten unterm Weihnachtsbaum und bei uns im Regal. Ein Fotoalbum haben wir nicht.

Einfach und schnell

Die Art, wie wir unsere Fotos machen, hat sich dramatisch verändert. Ich weiß ja nicht, wie alt Du bist, aber ich bin alt genug, dass ich weiß, was ASA und ISO heißt und dass es Filme mit 12, 24, oder 36 Bildern gab. Man musste damals bei jedem Bild die Kamera aufziehen und den Film weiter abrollen. Man hat es sich überlegt abzudrücken. Schließlich kostete der Film, die Entwicklung und das Foto selbst. Jedesmal abdrücken war eine verhältnismäßig teure Sache. Außerdem waren auf einem Film nun mal recht wenig Fotos drauf. Im Urlaub hat man mit der Kamera nicht wild um sich geschossen, sondern die Fotos waren viel gestellter. Schnappschüsse gab es selten und wenn man ein paar Tage Urlaub gemacht hat, dann hat man einen, oder vielleicht zwei Filme zum Entwickeln gebracht. Die Fotos wurden dann gemeinsam in ein Fotoalbum sortiert und im Bücherregal gelagert.

Geduld

Ein Familienfoto gleich nach dem Abdrücken zu sehen war nur mit Sofortbildkameras möglich. Bei einer normalen Kleinbildkamera hat man das Bild erst nach dem Entwickeln das erste mal gesehen. Allerdings war das Erlebnis auch ein ganz anderes. Fährt man heute auf Urlaub, dann kann es schon passieren, dass man 1000, oder mehr Fotos macht. Ganze Serien von einzelnen Szenen und eine fast lückenlose Dokumentation des Urlaubs. Auch daheim ist ein Foto einfach nicht mehr das, was es einmal war. Geht mein Mann mit den Kleinen spazieren, dann schickt er mir immer wieder Fotos. Manchmal lässt er sie vor einem hübschen Hintergrund posieren, meistens sind es aber einfache Schnappschüsse. Süße Momentaufnahmen.

Der Wert eines Fotos

Ich bin der Meinung, dass wir den Wert eines Fotos heute einfach nicht mehr genug schätzen. Es kostet nichts, wenn man ein digitales Familienfoto macht. Man verschickt es mit dem Smartphone und die Empfänger lächeln kurz und das wars. Was mich nachdenklich stimmt ist aber, dass mit dieser Entwicklung auch viele Erinnerungen einfach auf der Strecke bleiben. Papier ist natürlich auch kein Medium für die Ewigkeit, aber es muss zumindest brennen, damit es unwiederbringlich zerstört ist. Bei einem Datenträger sieht es schon anders aus. Kaum einer nimmt Datensicherung wirklich ernst. Man speichert und speichert auf die Festplatte und wenn sie dann den Geist aufgibt sind die Daten einfach weg. Beim Smartphone sieht es nicht viel anders aus. Man muss nur das Betriebssystem wechseln und schon hat man ein Problem mit dem Datenübertragen auf ein neues Handy.

schwaches Erbe

Wer schon einmal den Nachlass eines Verwandten durchgearbeitet hat, der wird sicherlich auch ein Fotoalbum, oder eine Karton mit Fotos gefunden haben. Es ist einfach unbeschreiblich ein Familienfoto mit Oma als Kind, oder von den eigenen Eltern mit Onkeln und Tanten in Händen zu halten. Wenn sich mal jemand mit meinem Nachlass beschäftigt, dann wird es irgendwo eine Festplatte, oder einen anderen Datenträger geben. Wahrscheinlich wird sich kaum jemand die Mühe machen, die Festplatte zu sichten und das Erlebnis Fotos anzusehen wird wohl niemand haben. Die Festplatte wird bei meinen Kindern, oder Enkeln abgelegt und spätestens wenn sie einmal sterben, in Vergessenheit geraten.

Zeit für das Familienfoto

Ich möchte auf jeden Fall unsere Familienfotos zukünftig wieder ernster nehmen. Die Erinnerung an die Entwicklung meiner Kinder soll nicht als Bits und Bytes auf einem ungesicherten Datenträger herumliegen und darauf warten, dass die Festplatte defekt wird. Natürlich werde ich weiterhin Fotos machen, sooft es mir möglich ist. Nur werde ich mit Zeit nehmen, die Fotos zu sichten. Statt sie am Smartphone, oder auf der Festplatte zu speichern werde ich regelmäßig eine Auswahl davon drucken, oder drucken lassen. Nicht zu viele, aber zumindest zehn, oder vielleicht zwanzig Fotos im Jahr, die als Ausdruck in ein Fotoalbum kommen. Diese Fotoalben können dann immer wieder einmal durchgeblättert werden. Statt fünfzig Fotos von einem einzigen Moment möchte ich ein einziges Familienfoto für ein ganzes Monat ins Fotoalbum kleben.

Erlebnis Fotos

Das richtige Familienfoto auszuwählen, es ausdrucken zu lassen und in das Fotoalbum einzukleben kann ein tolles Familienerlebnis sein. Ein gemeinsames Schaffen einer Erinnerung an die gemeinsame Zeit. Sind meine Kinder größer, dann kann ich sie auch schon bei der Auswahl der Fotos einbeziehen. Noch später werden sie dann eigene Fotos bringen. Fotos sind eine wunderbare Sache. Ein Stück Erinnerung, ein Stück Emotionen und ein Stück gemeinsame Familiengeschichte. Eine Geschichte, die auch später einmal noch meinen Enkelkindern und deren Familien zur Verfügung stehen soll!

 


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