Ab 7. Januar im Kino! ©MFA+
Joachim Trier gilt als einer der hoffnungsvollsten Regie-Kinder Norwegens. Zwei Filme gedreht, von Publikum und Kritik dafür gefeiert, danach ab ins Filmschlaraffenland Amerika. Das dürfte der Traum vieler Filmemacher sein. Doch wie so vielen vor ihm, ist es auch Trier mit seinem neuesten Werk „Louder Than Bombs“ nicht gelungen, ähnlich hochwertig abzuliefern. Zwar ist der Film hochkarätig besetzt und elegant gefilmt, aber die Distanz zu den Figuren ist es, die den Zuschauer nicht mitfiebern lässt.Dabei stehen sämtliche Zeichen eigentlich auf Grün. Trier beleuchtet eine zerrüttete amerikanische Familie, die den Tod der Mutter auch Jahre später noch nicht verkraftet hat. Ein Vater und seine ihm fremd gewordenen Söhne erinnern sich auf unterschiedliche Weise an diese Frau. Eine Kriegsreporterin, die immer dort war, wo es knallte, nur selten daheim. Hin- und hergerissen zwischen Familie und Beruf(ung), ein täglicher Kampf mit sich selbst. Bis ein unvorhersehbares Ereignis alles aus den Fugen reißt. Diese Ausgangslage sorgt für hohen emotionalen Ballast der Figuren und für Zündstoff im Familienschema, die Weichen sind gestellt.
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In seiner Vorstellung der Figuren macht „Louder Than Bombs“ also alles richtig. Sämtliche Akteure haben ihre eigene Sicht der Dinge und versuchen damit klarzukommen. Das gelingt allen mehr schlecht als recht. Triers Film läuft immer dann zur Höchstform auf, wenn er sich traut, aus dem engen Korsett eines typischen Dramas auszubrechen, und seine Figuren einfach Menschen sein zu lassen. Da darf herzlich gelacht werden, aber auch andächtig geschwiegen werden, wenn sie ihr Innerstes offenbaren. Warum also wirken die Beteiligten so unnahbar, so distanziert?„Louder Than Bombs“ schafft es trotz toller Darsteller und phasenweise phantastischer Szenen nicht, den Zuschauer in das Innenleben der Charaktere zu involvieren. Man fühlt sich als Beobachter aus weiter Ferne, nicht unmittelbar im Geschehen. Das ist unheimlich schade, denn das Drama bietet viel Potential. Aber der Wechsel zwischen leeren Szenen und verheißungsvollen Abschnitten ist zu fließend. Wobei das Leben im Grunde ebenfalls eine Aneinanderreihung belangloser Szenen ist, durchsetzt mit einigen Höhepunkten, die den Rest überstrahlen. Insofern ist „Louder Than Bombs“ vermutlich näher an der Wirklichkeit, als man glauben mag.
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BEWERTUNG: 06/10Titel: Louder Than BombsFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 109 MinutenGenre: DramaErscheinungsjahr: 2016Regisseur: Joachim TrierDrehbuch: Joachim Trier, Eskil VogtDarsteller: Jesse Eisenberg, Isabelle Huppert, Gabriel Byrne, Amy Ryan, David Strathairn