Kann man auch mit wenig viel erreichen? Ja, man kann dank sozialer Netzwerke auch mit wenig viel erreichen, wobei das Wenig sich in diesem Fall auf finanzielle Mittel bezieht. Denn an personellen oder zeitlichen sowie inhaltlichen Ressourcen sollte es nicht mangeln.
Da es wie gesagt viele Möglichkeiten gibt ohne großen finanziellen Aufwand mit ansprechenden und Engagement fördernden Maßnahmen in Sozialen Netzwerken viel zu erreichen, habe ich mir diese Woche NPOs bzw. NGOs/ INGOs auf Facebook näher angesehen.
Diese Organisationen beschäftigen sich alle mit Themen, die sehr emotional sind und bei den Nutzern ein hohes Potential für Engagement haben. Deshalb sind die Kriterien in dieser Ausgabe die Art der Kommunikation, die Möglichkeit sich zu informieren und zu beteiligen/ zu spenden.
Amnesty International
Zunächst habe ich mir die internationale Seite von Amnesty International angesehen: Gepostet wird hier täglich bis zu 5-mal, thematisiert werden hierbei aktuelle politische Geschehnisse, die für die Ziele der Organisation relevenat sind.
In den Tabs ist das sogenannte “WIRE Magazine” integriert, dies ist die Zeitschrift der Organisation und ermöglicht dem Nutzer sich über laufende Aktionen und Missstände in der Welt zu informieren.
Zudem gibt es den Tab “Take Action”, hinter welchem eine Petition steckt. Der Nutzer kann direkt über die Facebook-Seite teilnehmen und sich engagieren. Dadurch wird die Hürde verkleinert und die Beteiligung verstärkt.
Die deutsche Seite ist ähnlich aufgebaut: Auch hier gibt es ein Journal mit Informationen und die Beiträge enthalten die gleichen Informationen. Zudem gibt es dort noch eine integrierte App, mit Hilfe derer man spenden kann.
Welthungerhilfe
Die Seite der Welthungerhilfe kommuniziert auf deutsch mit 1-3 täglichen Posts. In den Tabs sind keine besonderen Apps zu sehen, was dem Nutzer keine Möglichkeit der Interaktion bietet.
Leider beinhaltet einer der letzten Posts ein Gewinnspiel, dass gegen die Facebook-Richtlinien verstößt: Ein Bild des Künstlers CRO wird an einen Nutzer via Losverfahren vergeben, der den Post liked oder kommentiert:
Facebook sagt hierzu: “Du darfst die Registrierung für bzw. die Teilnahme an eine/r Promotion für Nutzer nicht davon abhängig machen, dass sie durch die Nutzung von Facebook-Funktionen eine Handlung durchführen – außer durch die „Gefällt mir“-Angabe auf einer Seite, das Besuchen eines Ortes auf Facebook oder das Verbinden mit deiner Anwendung. Beispielsweise darfst du für die Registrierung bzw. Teilnahme nicht zur Bedingung machen, dass dem Nutzer ein Pinnwandeintrag gefällt bzw. der Nutzer ein Foto kommentiert oder ein Foto an einer Pinnwand postet.”
SOS-Kinderdorf
Auch auf der Seite von SOS-Kinderdorf ist die Kommunikation auf deutsch gehalten, erfolgt aber nicht ganz regelmäßig: Alle 1-2 Tage kommt ein Post, dieser beschäftigt sich mit den Aktionen der Organisation und zeigt meistens ein Bild. Zusammenhängend mit der Arbeit der Organisation stehen Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt der Beiträge.
In den Tabs gibt es 2 “normale” Spendenmöglichkeiten für die Nutzer, aber auch eine App deren Konzept ich sehr interessant fand: Die App heißt “TIME SPEND” und der User kann sozusagen die Zeit, die er auf Facebook verbringt spenden. Dafür wird vom Nutzer ein Betrag pro Zeiteinheit festgelegt und nach Ablauf einer Woche erhält er die Auswertung, d.h. den Zeitraum den er online war und den dazugehörigen Spendenbeitrag. An dieser Stelle kann er entscheiden, ob er diesen Betrag verändern oder spenden möchte. Es besteht aber auch die Möglichkeit keine der beiden Möglichkeiten zu wählen.
Dies ist meiner Meinung nach eine sehr gelungene Idee, die bei vielen Usern Interesse wecken dürfte und durch die Wahlmöglichkeiten ist sie zudem sehr user-freundlich gestaltet, da keinerlei Verpflichtung besteht.
AWO
Die Häufigkeit der Postings auf der Seite der AWO liegt bei etwa 2 Beiträgen pro Tag. Diese enthalten immer wieder Links zu Mitmach-Aktionen der Organisation, die den Nutzer jedoch von der Seite wegführen. An dieser Stelle kommt die Frage auf, ob diese Aktionen nicht in die Tabs eingebunden werden könnten? Unter den Tabs finden sich nämlich kaum Inhalte, die pro-aktiv auf den Nutzer zugehen und somit würde es sich anbieten Aktionen, wenn möglich, hierüber abzuwickeln.
Oxfam
Die Seite der Organisation Oxfam ist sehr gut aufgebaut: Es gibt eine kontinuierliche Kommunikation mit den Nutzern durch 1-2 Posts am Tag, die informiert ohne zu “spammen”. Schön zu sehen ist auch der heutige Post, in dem der 14.000-ste Fan geehrt wird. Derartige Aktionen binden die Nutzer und geben ihnen ein Gefühl von Bedeutung. Zudem lebt eine Facebook-Page von ihren aktiven Fans und kann ihnen durchaus Anerkennung zeigen.
Auch in den Tabs gibt es für den Nutzer viele Möglichkeiten, wie beispielsweise einen Geschenk-Spenden-Tab, über den Sachgeschenke gespendet werden können:
Außerdem ist auch hier eine Petition in die Tabs integriert, die direkt via Facebook “unterschrieben” werden kann.
Zwei weitere Tabs beschäftigen sich mit der Finanztransaktionssteuer: Zum einen gibt es ein Video im Tab “0,05% / Eine schwere Geburt” mit bekannten dt. Schauspielern (bspw. Heike Makatsch), die mit Humor die Möglichkeiten der Aktion vermitteln, zum anderen eine Art Mini-Game in der 10 Mrd. € an verschiedene Bereiche verteilt werden können und diese pers. Verteilung kann wiederum mit Freunden geteilt werden.
Dadurch schafft es die Seite trotz der ernsten Themen den Nutzern Informationen auf eine humorvolle Art zu vermitteln. Top!
Greenpeace D
Die Page von Greenpeace Deutschland setzt komplett auf die veröffentlichten Inhalte: Es gibt 1-3 Posts pro Tag, die sich mit Aktionen zum Thema Naturschutz und aktuellen Ereignissen beschäftigen. Immer wieder wird auf Blogartikel verwiesen, die weitere Informationen zum jeweiligen Thema enthalten. Warum wird der Blog nicht statt dessen in die Facebook-Seite integriert? So bleiben die Nutzer auf der Seite und das Beschaffen von Informationen ist deutlich unkomplizierter.
In Bezug auf die Posts könnte noch an der Textlänge gefeilt werden, da diese oftmals sehr lang sind. Man muss jedoch sagen, dass dies auf dieser Seite nicht so schlimm ist, da die Fans großes Interesse an den Mitteilungen haben und wahrscheinlich öfter als sonst sich die Zeit nehmen die Postings aufmerksam zu lesen.
Unicef
Auch bei der Unicef, habe ich mich vorrangig auf die internationale Page beschränkt. In Bezug auf die Kommunikation gibt es einen sehr regelmäßigen Fluss an Beiträgen (2-3 pro Tag), der sich wie bei den anderen Seiten auch mit den Aktionen und relevanten Neuigkeiten der Organisation beschäftigt.
Aber auch die Tabs bieten aus Nutzer-Sicht viel: Es gibt einen Fotowettbewerb, der sich mit den Fähigkeiten von Menschen beschäftigt, einen HR-Tab “Work for Us”, in dem weltweite Stellenangebote und Möglichkeiten zur Freiwilligen-Arbeit angezeigt werden und wieder einen kreativ gestalteten Spendentab, in welchem man den eigenen Geburtstag “spenden” kann womit man ein Projekt in Sahel unterstützt:
Am interessantesten für mich war jedoch der “Become a champion”-Tab: In diesem kann man sich als Nutzer registrieren und somit zum “Vertreter” in bestimmten sozialen Netzwerken werden. Nach der Anmeldung erhält man Inhalte von Seiten der Organisation per Mail und verbreitet diese in besagten Netzwerken unter seinen Freunden, dadurch können Punkte gesammelt werden. Diese Punkte ergeben in der App die Rangliste, d.h je aktiver die Nutzer sind, desto weiter klettern sie nach oben.
Diese Idee bringt gleich mehrere positive Aspekte mit sich, indem das Engagement der Nutzer sehr stark angesprochen wird, sich ihnen eine Form von Anerkennung bietet und es zu einem starken Gemeinschaftsgefühl kommt. Der Nutzer kann selbst aktiv werden und etwas bewegen, wohingegen die Organisation kostenfrei und ohne Aufwand große virale Effekte nutzen kann. Eine klassische Win-Win-Situation.
Die dt. Seite ist v.a. im Vergleich noch stark ausbaufähig: In den Tabs hat der User lediglich die Möglichkeit auf das Patenprogramm zuzugreifen.
Fazit
Die verschiedenen Pages zeigen gemischte Resultate, einige haben mich im positiven Sinne überrascht was Kreativität und Förderung von User-Engagement betrifft, wohingegen andere recht “minimalistisch” arbeiten. Letztere sollten sich an ihren Mitspielern orientieren und können schon mit kleinen Veränderungen den Usern deutlich mehr bieten.
Gerade bei Themen, die viele Menschen zu Diskussionen anregen können und hohes emotionales Potential bieten sollte man die Chancen, die sich durch soziale Netzwerke bieten nutzen, da diese optimal geeignet sind eine Gemeinschaft an Fans und Unterstützern aufzubauen.