Krisen und extreme Situationen sind immer auch ein Charaktertest. Die Corona-Pandemie gehört sicher dazu. Doch gehen wir kurz einen Schritt zurück: Für uns in Deutschland hat - rein zahlenmäßig betrachtet - die Krise überhaupt erst Ende Februar/Anfang März so richtig begonnen, ungefähr um die Zeit herum, als die Zahl der Infizierten die Zahl von 100 überschritten hat. Das heißt, nicht einmal einen Monat ist es her, dass dieses Thema in unserem Land überhaupt eine wesentliche Relevanz gehabt hätte. Bis dahin haben wir allenfalls nach China geschaut, wenn es uns überhaupt interessiert hat. Heute gibt es keine Möglichkeit mehr, dem Thema aus dem Weg zu gehen. Vor allem die Medien überschlagen sich, jedes Detail der Krise in unsere Wohnzimmer zu transportieren, in denen wir zur Zeit mehr oder weniger gefangen sind. Da ist natürlich die Erregungsschwelle nicht besonders hoch. Das allerdings, was gerade Schlagzeilen macht, darf einen wirklich auf die Corona-Palme treiben. Da nutzen doch selbst ausgesprochen erfolgreiche Handelsketten die Gesetzeslage in Deutschland aus, um für sich finanzielle Vorteile rauszuschlagen. Also, ich bin ja als selbstständiger Unternehmer wirklich wirtschaftsfreundlich, aber das, was sich Adidas, H&M oder Deichmann gerade leisten, geht auf keine Kuhhaut. Diese Unternehmen stoppen mal so einfach die Überweisungen ihrer Miete für ihre Shops, die von der angeordneten Ladenschließung betroffen sind und begründen das u.a. damit: „Es handelt sich hier um eine präventive Maßnahme, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten." Was soll ich sagen? Kommen wir auf den oben erwähnten Chartertest zurück. Die drei Handelsunternehmen haben diesen Test ganz sicher nicht bestanden - wie übrigens viele andere gegenwärtig auch nicht. Das kann und sollte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Wer sich in solch einer Situation, unter der weltweit alle leiden, so unsolidarisch verhält, dem sollte spätestens nach der Krise die Rechnung präsentiert werden. Meine Liste dieser Kandidaten wird täglich länger. Bei Adidas, H&M und Deichmann jedenfalls werden ich künftig keinen Cent mehr lassen. Und ich hoffe, viele werden es mir gleichtun. Und auch im privaten Bereich werde ich konsequent sein. Als katholischer Christ schwanke ich zwar in dem Spannungsbogen von Auge um Auge und die andere Wange hinhalten. Aber eines ist auch ganz sicher: Solidarität ist keine Einbahnstraße. Jeder kann und muss sich entscheiden, welche Richtung er einschlägt. Leider wählen viele gegenwärtig die falsche.
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