Falls der Dalai Lama keine Zeit hat! – 5 Dinge zu tun in McLeodGanj

Von Michael Milla @wuckeeme

Ein Besuch beim Dalai Lama ist ein Ausflug in die Berge. Ein turbulenter Ausflug, wenn man sich entscheidet mit dem Bus anzureisen. Von Amritsar aus geht es mit einem sehr authentischen, indischen „Longliner“ gut 8 Stunden über Stock und Stein, vorbei an unzähligen Dhabas, Affenkolonien und gefühlten 1000 bezwungenen Serpentinen-Kurven bis an das Ziel McLeodGanj – das Exilzuhause des derzeitigen tibetischen Oberhauptes.

Beim verlassen des Bundestaates Punjab taucht man in eine andere Welt. Wirklich. Als wir über die Landesgrenze in den Bundesstaat Himachal Pradesh fuhren, änderte sich das Landschaftsbild schlagartig! Etwa so, als würde man das Hintergrundbild an einem Bildschirm ändern. Echt unglaublich. Vom saftigem Grün und Agrarkulturen geprägten Punjab geht es hinein in eine Kurvenlandschaft mit vielfältiger, reicher Vegetation und lebendiger Hügellandschaft. Völlig anders aber wunderbar schön.

Als wir gut durchgeschüttelt und einer weiteren indischen Busfahrterfahrung reicher in McLeodGanj ankommen, fühlen wir uns gleich ein bisschen zuhause ;). Das Touristenörtchen liegt auf gut 2000 Meter Seehöhe und die Luft ist angenehm kühl und vor allem sauber! Die tibetischen Mönche welche so nahe wie möglich beim Dalai Lama leben möchten, verleihen dem Ort Ruhe und Ausgeglichenheit. Ja es ist touristisch, aber trotzdem – und das muss man wirklich betonen – ist die Umwelt und die Natur absolut wunderbar und der Ort definitiv eine Reise wert.

Die meisten Reisenden welche nach McLeodGanj kommen haben natürlich ein besonderes Ziel: Den DalaiLama treffen, oder zumindest eine seiner „Teachings“ zu hören. Die öffentlichen „Teachings“ werden auf der offiziellen Homepage des DalaiLama immer im Voraus bekannt gegeben.

Eine Audienz bekommt man sonst nur als tibetischer Flüchtling oder als hohe Persönlichkeit mit langer Voranmeldung. Leider trifft beides auf uns nicht zu… und auch das „Teaching“ haben wir um 2 Tage verpasst. Aber das war für uns überhaupt kein Problem!

Was also tun in McLeodGanj, wenn der Dalai Lama keine Zeit hat?! Wir waren unterwegs und hier siehst du unsere 5 Highlights:

1) Bhagsu Wasserfall

Der Weg hoch zu einem etwa 7 Meter hohen Wasserfall östlich von McLeodGanj ist ein netter 2 Stunden Ausflug. Der Weg führt vorbei beim gleichnamigen Bhagsu Tempel und man sieht den Wasserfall schon vom unteren Ende des Aufstieges. Der kurze Weg nach oben lohnt sich aber trotzdem, da die Atmosphäre beim Wasserfall mit den kleinen Cafés total entspannt ist und auf alle Fälle zum Verweilen einlädt. Ein Chai kostet dasselbe wie woanders auch (Ca Rs. 20) das sind in etwa EUR 0,30. An einem heißen Tag kann man auch in den Wasserfall hüpfen, den Kopf eintauchen, oder einfach nur die Füße reinhängen lassen. Wie gesagt, sehr gemütliche und chillige Atmosphäre. Wir haben es genossen.

2) Trekking nach Triund

„Geht nach Triund! In Triund, da sieht es aus wie im Himmel“ meinte der freundliche Inder bei der Rezeption als ich ihn fragte, ob er mir eine einfache Trekkingtour für einen Tag empfehlen könnte. Hmmm… wie im Himmel, das klang verlockend und am nächsten Tag waren wir schon unterwegs. Abhey und Monica, ein indisches Pärchen das wir im Bus nach McLeodGanj kennen gelernt haben, waren ebenfalls mit von der Partie. Es ist ein wirklich einfacher Trek der auch für Familien mit Kindern geeignet ist. Man kann sich die ersten Kilometer mit einem Taxi über die Forststraße bis zum eigentlichen Beginn des Treks bringen lassen und spart so in etwa ein Stunde Gehzeit. Aber die Affenkolonien auf diesem Weg haben wirklich Unterhaltungswert, besonders wenn man ihnen eine Tüte Chips überlässt ;). Wird der Weg dann schmaler und steiler ist man am eigentlichen Beginn des Treks angekommen. Die Aussicht wird im Halbstundentakt immer atemberaubender. Regelmäßig wird man von Mulis überholt welche Lebensmittel zu den Zelten an der Strecke oder direkt zum Gipfelplateau transportieren. Die haben vielleicht ein Tempo drauf! Oder man trifft auf Schaf bzw. Ziegenhirten die ihre Herde bergauf und bergab treiben. Unser indischer Freund Abhey stand geschlagene 10min mitten in einer Herde und hat immer wieder Fragen auf Hindi in die tierische Menge geworfen, worauf er ein inbrünstiges „Määähhhhh“ als Antwort bekam und ihn und Monica in schallendes Gelächter verfallen lies. Als er nach einiger Zeit unsere Fragenden Blicke entdeckte erklärte er uns folgendes: Der Laut „Määähhhh“ bedeutet in hindischer Sprache soviel wie „Ich“, also war es in Indien üblich wenn man auf eine Schafherde trifft (und cool drauf war)  der wolligen Gruppe etwa folgende Fragen zu stellen: „Wer hat hier gepupts?!“ – Antwort: „Määähhhh“ oder „Was folgt auf April?!“ Antwort: „Määäähhhhh“. Ja das machte Sinn. Hätten wir nicht anders gemacht. Ich mag die Inder.

Bis zum Gipfel sind es etwa 3,5 Stunden gemütlicher Fußmarsch, wobei festes Schuhwerk auf alle Fälle zu empfehlen ist. Die Natur ist wahrlich wunderschön und man hält gerne hin und wieder an um diese in vollen Zügen zu genießen. Die eigentliche Belohnung folgt aber am Gipfel. Dies ist ein schräg abfallendes Plateau, strahlend grün mit einem Traumhaften Panorama!! Aber seht euch einfach die Bilder an.

Wenn man sich im Vorfeld an ein Travelagency in McLeodGanj richtet, kann man hier auch eine oder mehrere Nächte in einem gemieteten Zelt verbringen. Wir würden das bei gutem Wetter auf alle Fälle empfehlen! Dafür kann man getrost auf einen Guide verzichten. Man kann sich auf diesem Weg einfach nicht verlaufen. Ganz sicher nicht. Die Verpflegung am Wegesrand ist bestens und für europäische Verhältnisse sehr günstig. Man bekommt von Wasser über Chai, Red Bull, Maggi Instantnudeln und weitere süße und saure Snacks – alles was das Trekker-Herz begehrt. Einen Ausflug nach Triund würde ich bei einem Besuch in McLeodGanj unbedingt mit einplanen.

3) Tibetisches Museum und Tempel des Dalai Lama

Ist der Dalai Lama auch hier gerade nicht anzutreffen, lohnt sich ein Besuch trotzdem! In den Gebäuden ist Fotografieren strengstens verboten (darum leider auch keine Fotos) und man darf beim Eingang alles abgeben was man so besitzt. Die Stimmung im Tempel ist angenehm ruhig und man kann, wenn man Glück hat, auch einige Mönche bei ihren täglichen Gebeten und Meditationen beobachten. Gern gesehen ist eine kleine Opfergabe entweder in Form von Rupien oder als Sachspende (Essen). Hier finden auch die „Teachings“ des Dalai Lama statt. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle.

Noch ein kleiner Tipp: Beim Eingang zum Tempel werden auf der Straße Veg MoMo’s – das sind gefüllte Teigtaschen mit Gemüse – für RS. 20 verkauft (Ein paar Cent). Diese sind sehr lecker und sozusagen das tibetische Nationalgericht. Man darf sich trauen dort auf der Straße zu essen! Hände vorher desinfizieren empfiehlt sich aber immer, da MoMo’s mit der Hand gegessen werden.

4) St. John in the Wilderness (Church)

Wir haben uns für einen Tag für RS. 500 (EUR 7) einen Roller geborgt. Damit lässt es sich wunderbar die desaströsen Bergstraßen dieser Gegend bergauf und bergab holpern. Bitte, bitte unbedingt den Tank checken ;). Wenn die Tanknadel leer zeigt, ist es auch leer! Auch wenn der indische Vermieter auf alles schwörend das Gegenteil behauptet. Seinen spritlosen Roller schiebt man im Leben sicher nur einmal durch die Berge von McLeodGanj! – Nach eigener Erfahrung bin ich mir da sicher, und zwar sehr sicher ;).

Ist man aber dann mobil, führt der Weg westlich raus aus der Stadt auf einer streckenweise sogar asphaltierten Straße zu der super erhaltenen St. John Church.

Diese Kirche hat schon so einiges überstanden, darunter auch schwere Erdbeben, die welche die Umgebung in der Vergangenheit platt gemacht haben. In erster Linie hat sie Früher britischen Soldaten gedient, die in Dharamshala stationiert waren. Die bunten Kirchenfenster machen im inneren der Kirche eine tolle Stimmung. Die Anlage rund um die Kirche ist sehr sauber gepflegt und es lässt sich super relaxen.

5) DER Abschluss des Tages: SunsetPoint beim Dal Lake

Für mich neben dem Trek eines der Highlights von unserem Besuch in McLeodGanj! Am besten wieder mit Roller oder Taxi Richtung Dal Lake aufbrechen. Der Dal Lake wird touristisch als idylischer Natursee beworben. Leute ich will hier ganz ehrlich sein. Vielleicht, vor vielen, vielen Jahren war er das auch einmal, weil der See eigentlich sehr schön gelegen ist. Aber man hat es geschafft den See dermaßen zu verdrecken (indian Style), dass er mittlerweile einer Kloake gleicht und auch leider so riecht.

Ist man am See angelangt, am besten 2 – 3 Kilometer weiterfahren bis ans Ende der Straße zum Sunset Point. Das lohnt sich dafür wirklich. Kommt man an das Ende der Straße hat man 2 Möglichkeiten: Zu Beginn des Sonnenuntergangs ostseitige etwas abgesetzt wurden zwei Bänke aufgestellt auf denen man einen einzigartigen Ausblick auf das emporragende Gebirgsmassiv hat, welches in den Abendstunden von der Sonne orange eingefärbt wird. Die letzten 20 min bevor die Sonne ganz verschwindet, empfiehlt es sich auf die westliche Seite zu welchseln (zu Fuß 3min) und der Sonne in aller Gemütlichkeit zugucken wie sie sich vom Tag verabschiedet. Ich lasse hier einfach mal Bilder sprechen:

Unser Fazit zu McLeodGanj

Wir können einen Besuch dieses touristischen Ortes klar empfehlen! Die Preise für Unterkünfte sind im Durchschnitt höher als im übrigen Indien, dafür bieten diese auch einen besseren Standard. Die Nacht RS. 1300 (EUR 16) für ein Doppelzimmer mit Balkon und tollem Ausblick ist erschwinglich, auch für die kleinere Geldbörse. Zu tun gibt es eine Menge, auch wenn His Holyness gerade nicht verfügbar ist. An und Abreise ist am Besten mit Autobussen. Man kann hier auch vorzüglich Essen gehen, bei Bedarf auch sehr westlich. Dies lassen sich die Inder aber auch bezahlen.

Falls jemand genauere Fragen hat, bitte einfach stellen. Wir werden sie so gut wie möglich beantworten! Aber jetzt sind wir schon gespannt auf unser nächstes Ziel: Rishikesh, die Hauptstadt des Yogas. Schon bald mehr dazu hier auf unserem Blog. Namaste ihr Lieben!