Alle Kinder gleich zu erziehen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, hundertprozentige Fairness gibt es nicht. Will man sich endlose Diskussionen ersparen, lässt man sich trotzdem hin und wieder dazu verleiten, gewisse Dinge ein für alle Mal festzulegen.
So war das zum Beispiel früher mit den Trinkgläsern. Aus irgend einem Grund war es für unsere Kinder unglaublich wichtig, dass nicht einer schon früher als der andere aus dem Glas anstatt aus dem Becher trinken durfte, also einigten wir uns auf die folgende Regel: Am ersten Tag des kleinen Kindergartens gibt’s ein Glas, vorher nicht. Die einen hätten es zwar schon früher ohne Scherben geschafft, den anderen rutschte vielleicht auch ein Jahr später noch immer mal wieder eins aus den Händen, aber keiner murrte, denn unsere Regel wurde als absolut fair akzeptiert.
Ähnlich handhaben wir es mit dem Handy. Die Kinder wissen genau, wann sie ihr eigenes Gerät bekommen werden und sie wissen auch, dass sie von diesem Zeitpunkt an zumutbare Strecken selbständig zurücklegen müssen und nur noch begrenzt auf unsere Chauffeurdienste zählen können. Eigentlich klappt das ganz gut und es hat noch keiner ernsthaft versucht, früher als vereinbart zu seinem Handy zu kommen. Eine ganz und gar faire Regelung, aber ob sie auch wirklich weise ist, bezweifle ich allmählich.
Während nämlich der eine ziemlich schnell einen vernünftigen Umgang mit dem Gerät findet, lässt sich der andere immer wieder dazu verführen, seine Zeit damit sinnlos totzuschlagen. Plötzlich muss man dem einen Zeitbeschränkungen auferlegen, während der andere sein Gerät immer bei sich haben darf, weil er es nur dann zur Hand nimmt, wenn er es wirklich braucht. „Warum darf ich nicht und der andere schon?“, lautet dann die empörte Frage und schon steckt man wieder mitten drin in der Diskussion um die Fairness.
Alle Kinder gleich zu erziehen ist eben wirklich ein Ding der Unmöglichkeit, denn sie ticken nun mal nicht alle gleich.