Irgendwann kommt in fast jedem jungen Leben der besondere Zeitpunkt: Das Fahrradfahren steht an und will gelernt werden. Meist wartet der erste richtige Drahtesel schon auf seinen jungen Besitzer. Ein richtiger Entwicklungssprung, der zu den prägenden Erlebnissen der Kindheit zählt.
Doch wann ist das richtige Alter für ein Rad, was hilft den Kleinen beim Umgang mit ihrem Fahrrad, was unterstützt sie beim Lernprozess?
Der folgende Artikel zum Erlernen des Radfahrens gibt Tipps, Hinweise und vermittelt einige Ideen, wie vor der Anschaffung eines Rades schon wertvolle Erfahrungen gesammelt werden können.
Wann lernt man eigentlich Fahrradfahren?
Eine allgemein gültige Altersangabe gibt es leider nicht, denn den richtigen Zeitpunkt zum Fahrradfahren bestimmt das Kind bzw. seine aktuelle Reife.
Erst wenn die physische und psychische Entwicklung es erlauben, erwacht das Interesse am Radfahren und die Neugier, das spannende Gefährt zu nutzen.
Als grobe Orientierung lässt sich sagen, dass zwischen dem 3. und dem 6. Lebensjahr das Radfahren erstmals trainiert werden kann, aber nicht gegen den Willen der Kleinen.
Lernen als individuelle Erfahrung verstehen
Im Normalfall lernen die Kinder das Fahrradfahren anschließend von ganz alleine bzw. mit dosierter Unterstützung: Sie ahmen nach, steigen erstmals vorsichtig auf und legen ganz langsam ein paar Meter auf dem Rad zurück.
„Trial & Error", Erfahrungen sammeln und daraus lernen - darum geht es, niemand ist perfekt und die kleinen Missgeschicke stellen einen wichtigen Erfahrungswert im Leben dar.
Eltern können vorsichtig helfen, indem sie zum Beispiel die richtige Haltung zeigen, aber sie sollten nicht zu viel intervenieren oder zu ungeduldig agieren.
Als Erwachsener kann man den Kleinen vormachen, wie man Rad fährt und erklären, worauf geachtet werden sollte. Dann ist der Nachwuchs an der Reihe, seine Erfahrungen zu sammeln.
Zuwendung und Ermutigung sind gefragt, Druck und Vorwürfe bewirken meist eine Verzögerung des Lernprozesses.
Vorstufen des Radfahrens absolvieren - Roller und Laufräder als spielerische Hilfe nutzen
Hilfreich sind zunächst so gut wie alle motorischen Aktivitäten, die etwas Geschicklichkeit einfordern. Sie helfen, dass sich die benötigten „Skills" entwickeln, denn auch Koordination und Gleichgewicht profitieren maßgeblich von spielerischen Interaktionen (Fangen spielen, Sport usw).
Aktive Kinder lernen vieles besser als Stubenhocker vor dem TV.
Die durchdachte Auswahl des passenden Spielzeugs im Kleinkindalter kann dementsprechend nützlich sein: Kinderroller oder Laufräder bereiten spielerisch auf spätere Aufgaben vor und vermitteln erste Erfahrungen mit Geräten, die dem Fahrrad nahe kommen. Diese praktischen Erfahrungen lassen sich anschließend gut übertragen.
Auf Stützräder sollte man allerdings möglichst schnell verzichten, damit die Kinder einen Anreiz haben, sich adäquat mit den Laufrädern zu beschäftigen und ihre Fähigkeiten konsequent zu entwickeln.
Auch hier gilt: Der Nachwuchs sollte nur dann mit den kleinen Rädern und Rollern spielen, wenn er Lust dazu hat, das kann man nicht erzwingen, das Interesse erwacht von selbst.
In diesem Kontext ist es wichtig, dass sich frühe Kinderräder an den Bedürfnissen und der Physiologie kleiner Kinder orientieren, ein Aspekt, der in den hiesigen Laufrad Tests besonders berücksichtigt wird.
Aus dem alltäglichen Spiel können die Eltern zudem wertvolle Informationen gewinnen - beobachten sie ihr Kind: Kann es schon selbstbewusst und sicher mit Laufrad oder Roller herumkurven? Dann ist vielleicht der richtige Zeitpunkt zum Fahrradfahren gekommen.
Tipp: Einfach direkt nachfragen, ob sich der Sohnemann oder die Tochter ein Rad vorstellen kann. Bei verhaltener Reaktion ist die Zeit noch nicht reif.
Die Übungssituation - der richtige Ort zum Erlernen des Fahrradfahrens
Manchmal sind es Kleinigkeiten, die beim Lernen und Üben Sinn machen oder hinderlich sind. Folgenden Aspekte gilt es zu bedenken, ihre Umsetzung hilft Eltern und Kindern gleichermaßen:
- Die Kinder sollten satt und ausgeruht ans Werk gehen, direkt nach der Vorschule ist das Üben keine gute Idee.
- Genügend Schlaf stellt sicher, dass die Konzentration nicht abfällt.
- Wenn eine Viertelstunde lang wenig klappt, dann ist es Zeit für eine Pause, um das Kind nicht zu frustrieren. Später einfach fragen, wann es wieder Fahrradfahren will.
- Schieben sollte man vermeiden, es ist besser, die Kleinen vorsichtig anzustupsen und dadurch weniger abzulenken.
- Die Radgröße muss zur Größe des Kindes passen: Die Füße sollten beim Sitzen den Boden berühren, der Lenker sollte bei aufrechter Sitzhaltung leicht mit den Armen zu erreichen sein.
- Schonraum suchen: Dieser ist idealerweise ruhig, bietet genügend Platz zum Lernen und liegt natürlich abseits des Verkehrsgeschehens.
- Auf das Kind achten, zeigt es Überforderungssymptome? Dann lieber an einem anderen Tag weitermachen.
- Bitte auf die Haltung beim Radfahren achten: Kopf, Arme und Oberkörper sollten stets in Fahrtrichtung zeigen.
- Auch Fallen will gelernt sein, man kann (und sollte) die Kinder nicht vor jedem Kratzer schützen, wohl aber nach einer kleinen Panne ermutigen.
- Schritt für Schritt vorgehen: Nach den ersten erfolgreichen Fahrten geht es langsam an das Üben des Bremsens, an das Absolvieren von Kurven und den Blick für die Situation (Verkehrsregeln).
- Wer Fahrradfahren kann, ist nicht unbedingt verkehrstauglich! Besonders junge Kinder sind mit Parallelhandlungen überfordert und gehören noch nicht auf die Straße!
Der richtige Ort und Bodenbelag
Zu bevorzugen sind Plätze, die Radfahren ohne statische oder unerwartete Hindernisse ermöglichen. Eine Spielstraße, Park- und Gebäudevorplätze, ein großer Hof oder ein nicht zu voller Spielplatz sind hier zu nennen. Sind asphaltierte Feldwege in der Nähe? Nutzen sie sie.
Asphalt ist zwar hart, aber durch den ebenen Untergrund läuft der Lernprozess leichter und effizienter ab, daher ist dieser Belag insgesamt als günstig einzuschätzen.
Später sollten dann anspruchsvolle und auch schwierigere Beläge (z.B. ein Feldweg) dazu kommen, um die Kinder an Herausforderungen zu gewöhnen und Ausgleichsverhalten zu trainieren.
Vertrauen und Geduld sind wichtig
Neben den konkreten Inhalten und Fähigkeiten sind emotionale Aspekte zu beachten. Kinder agieren selbstbewusster und mit mehr Selbstvertrauen, wenn die Eltern sich geduldig verhalten, gefühlsmäßig positiv zugewandt sind und kleine Pannen als normal erachten.
Eine stabile Beziehungsbasis stellt das Fundament dar, auf welcher neues Verhalten, wie eben das Fahrradfahren, zuversichtlich trainiert und eingeübt wird, Loben hilft immer.
Dieses Urvertrauen ermutigt und befähigt die Jungen und Mädchen dazu, mit einem guten Gefühl neue Entwicklungsschritte anzugehen. Daher sollten die Eltern das Kind am Anfang gut begleiten, immer wieder loben und bei kleinen Pannen trösten.
Beim Üben auf Sicherheit achten
Natürlich sollte das Rad (und das erste Laufrad) passend eingestellt sein, damit die Kinder das richtige Gespür für die Handhabung entwickeln. Der Ratgeber listet die Anforderungen für gute und hochwertige Laufräder.
Schutzkleidung beugt zudem vor, denn wo gelernt wird, da fällt man auch mal hin. Sichere Kleidung und Schutzhelme puffern die kleinen Pannen ab. Dieses Zubehör ist bei Lernprozessen mit mobilen Spielgerät oft sinnvoll.
Fazit: Fahrradfahren lernen mit Geduld und Lob
Man kann seinen oder den zu betreuenden Kindern schon in frühen Jahren dabei helfen, das Fahrradfahren später möglichst leicht zu erlernen. Dabei sollten Eltern und Erziehungsberechtigte unverkrampft, vertrauensvoll und geduldig agieren. Die Kleinen profitieren von allerlei Aktivitäten: Vieles, was motorisches Geschick einfordert, hilft bei der Ausbildung elementarer Basisfähigkeiten. Ob Sport, das Spielen mit Laufrädern oder auch der Hinweis auf sichere Fahrtwege, nach und nach erlangt der Nachwuchs hilfreiche Kenntnisse. Je positiver die emotionale Basis, um so mutiger und besser läuft der Lernprozess im Normalfall ab. Dann markiert das Erlernen des Radfahrens eine sehr positive Erfahrung im Leben des jungen Menschen, dessen zeitlichen Startpunkt er selbst bestimmt.