Fahrradfahren in Mönchengladbach

Von Ori @orizilla
...oder wie man auch sagen könnte: Todessehnsucht in MG! 
Zum einen sind die Radwege hier oft unter aller Sau nicht wirklich super... Wenn es denn welche gibt, werden diese gerne von den Anwohnern als Mülltonnenabstellfläche oder Parkplatz genutzt. An manchen Stellen fehlt der Bodenbelag und Schlaglöcher ohne Ende. Zum anderen finden die hiesigen Autofahrer Menschen mit Fahrrad eher so "Nich so toll" oder auch "Welche Radfahrer?", denn sie werden gerne übersehen. "Rechtsabbiegespur mit Zebrastreifen und Radweg, ich hab grün, also fahr ich. Mir wurscht, dass die Omi da gerade drüberlaufen wollte und was is das? Ne Frau auf'm Fahrrad? Die soll mal warten, bis ich da durch bin!" Bruuuuuuuuuuummm! 
Jetzt isses ja so, dass ich bekanntlich Kinder habe. Zwei sogar. Und die sollen ja auch mal Fahrrad fahren, also erstmal mit mir zusammen. Jetzt hat man die Qual der Wahl: 
  • Anhänger? 
  • Kinderitz am Lenker? 
  • Kindersitz hinten? 
  • Lastenfahrrad?
  • was ganz anderes? 

Fahrradanhänger

Ein ganz klares: Nein! Wenn die Autofahrer mich schon übersehen - und nein, ich bin weder klein noch zierlich oder elfengleich, eher das Gegenteil - wie sollen die dann auch noch auf so nen kleinen Anhänger gucken, der da hinten an so nem total leicht zu übersehenden Fahrrad dran ist?! Und kann man sich da unterhalten? Also wenn man wirklich in der Stadt damit unterwegs ist mit Autogebrumme und den Kindern so weit hinter mir mit Plane drauf?Der Vorteil ist natürlich, dass zwei Kinder rein passen und sogar vor Regen geschützt sind. Aber: wir wohnen jetzt in Venn und auf dem Weg zum Kindergarten gibt es genau, Achtung: Null Fahrradwege! Also müsste man entweder auf der Straße oder dem Fußweg fahren. Oder hinten rum durch die Walachei, was ungefähr drei mal so weit ist.
Für Ausflüge auf unbefahrenen Straßen sicher super, für mich aber irgendwie nix.

Fahrradsitz für den Gepäckträger

Finde ich gut, sieht stabil aus, die Kinder sitzen prima in diesen Sitzen. Was mich aber stört: ich sehe mein Kind nicht und zum Unterhalten muss ich mich so halb umdrehen. Wohin fällt ein im Fahradsitz eingeschlafenes Kind eigentlich in so einem Fahrradsitz um? Nach links oder rechts oder gegen meinen Rücken? Nee, auch nicht meins.

Fahrradsitz für den Lenker

Hatte ich als Kind und fand das toll. Ich konnte prima sehen, wohin wir unterwegs waren, konnte mit meinem Papa quatschen und war ganz nah bei ihm. Wie er das fand, weiß ich leider nicht, aber ich stells mir mit zunehmender Größe und zunehmendem Gewicht doch etwas schwierig vor, ohne Probleme zu lenken. Ich weiß noch, dass ich immer schön still sitzen sollte und mich ja nicht zur Seite runterlehnen... Also auch eher: nee! 

Lastenfahrrad

Das hätte der Mann gerne und ich kann's verstehen! Kinder im Blick, man kann sich unterhalten und beide gleichzeitig transportieren. Je nach Modell sogar noch ein paar Kinder mehr. Nachteile? Der Preis... Und so ein Schiff nimmt natürlich auch ganz schön viel Platz weg. 

Was ganz anderes

Und jetzt kommts! Schon in der Schwangerschaft habe ich den WeeRide durch ein Mutti-Forum "gefunden". Klang alles super: der Schwerpunkt des Fahrrads verändert sich nicht (was er bei Sitzen vorne oder hinten nämlich tut, da muss man dann erst mal üben, wie es sich damit fährt), man kann sich mit dem Kind unterhalten und es sieht, wo man hinfährt und nicht den Rücken von Mama oder Papa. Wollte ich also haben! Im Bunten Garten konnten wir dann als Bjarne ein paar Monate alt war auch mal einen im Einsatz sehen und der Fahrer war begeistert. Schon im Herbst stand dann ein großer Karton bei uns zu Hause und eigentlich wollte ich den WeeRide auch sofort anbauen... aber na ja, wie das so ist, ich hab's zeitlich nicht geschafft. Dann war Winter und wir hatten sowieso keine große Lust, in der Kälte rumzuradeln. Letztes Wochenende war's dann aber endlich soweit und der Wutz und ich haben den großen Karton auch mal auf gemacht. Dann noch das Fahrrad geputzt und los ging das Schrauben.

Das Ganze ging wirklich sehr leicht. Schrauben Lösen, Schelle unterm Sattel drumtüddeln, Schrauben wieder reinstecken, die Mutter suchen, die das Kind weg geschleppt hat, alles wieder zusammenschrauben. Das Gleiche noch mal unter dem Lenker. Dann den Sitz auf der Stange Festschrauben und fertig. Gurte und Fußstützen an das Kind anpassen und dann kann's eigentlich schon los gehen. Jannes durfte direkt Probesitzen und fand es ganz toll. Gefahren sind wir dann aber doch noch nicht, weil mein Sattel viel zu hoch dafür ist. Bin nämlich probeweise dann ohne Kind gefahren und fast umgefallen. Das hat aber nichts mit dem WeeRide zu tun, sondern mit meinem Fahrradkorb. Der ist nämlich so blöd gebaut, dass mein Sattel eigentlich zu hoch für mich drauf ist. Macht ohne Kindersitz nichts, da konnte ich ja mit dem Popo in diese Lücke vor dem Sattel hopsen. Das geht durch die Stange jetzt aber nicht mehr. Auch das Aufsteigen war etwas schwieriger, aber vor allem wegen der Sattelhöhe. Jetzt muss ich nur noch den Schlüssel für das Vorhängeschloss vom Körbchen suchen, das Ding abmachen und den Sattel etwas nach unten verschieben. Dann kann's richtig los gehen! Und das Fahren selbst war schon mal super! Bin gleich die ganze Straße ein mal hoch und wieder runter geradelt und habe den Sitz kaum bemerkt. Man muss ein ganz kleines bisschen breitbeiniger treten und superenge Kurven sollte man vielleicht lieber erst mal mit einem Fuß an der Erde nehmen, aber das war's auch schon. 

Was ich auch toll finde: wenn das Kind irgendwann mal müde wird, muss es nicht wie ein nasser Sack in den Gurten hängen, sondern kann sich gemütlich vorne auf die gut gepolsterte Ablage kuscheln.
Wenn man den WeeRide auspackt, wirkt er erst mal ein bisschen wie ein Fahrradsitz für Puppen. Das täuscht aber total, der Wutz sitzt sehr gut darin (und wollte nicht mehr aussteigen ^^). Bald düsen wir durch den Ort, hoffentlich scheint am Wochenende wieder die Sonne! 

Zuletzt aktualisiert am 20.04.2015